Warren Buffett 85
Von Sebastian Schmid, New YorkWährend die meisten Menschen, so sie denn das Glück haben, 85 Jahre alt zu werden, in diesem Alter bereits ihr drittes Jahrzehnt im Ruhestand angehen, ist der Milliardär und Investmentguru Warren Buffett noch immer rührig wie in seinen besten Jahren. Am Sonntag darf das Oracle von Omaha seinen Geburtstag feiern und hat damit bereits das zweite Mal im diesjährigen August einen Grund, die Korken knallen zu lassen. Vor nicht einmal drei Wochen hatten er und seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway sich mit dem Flugzeugteilezulieferer Precision Castparts auf eine Übernahme für 37 Mrd. Dollar inklusive Nettoschulden verständigt. Für Buffett war es die bislang größte allein gestemmte Übernahme. Zusammen mit der brasilianischen 3G Capital sorgte er zudem im März für die 50-Mrd.-Dollar-Fusion der beiden für ihre gleichnamigen Ketchup-Marken bekannten US-Lebensmittelkonzerne Kraft und Heinz. Auch bei der Übernahme der kanadischen Kaffeehauskette Tim Hortons durch die 3G-geführte Schnellrestaurantkette Burger King war Buffett vor gut einem Jahr mit 3 Mrd. Dollar an Bord.Dabei hätte Buffett sich längst auf den Altersruhesitz zurückziehen können. Sein Privatvermögen kann der drittreichste Mensch der Welt in diesem Leben ohnehin nicht mehr ausgeben. Aber vielleicht will er auch nur die Stiftung seines Milliardärsfreundes Bill Gates besser ausstatten, der er vor rund neun Jahren im Falle des Ablebens das Gros seines Vermögens überlassen will. Wie gut die Jahre nach der Finanzkrise für Buffett gelaufen sind, zeigt seine Vermögensentwicklung. 2010 kam er noch auf rund 47 Mrd. Dollar Privatvermögen. Seitdem ist dieses um mehr als ein Drittel auf 64 Mrd. Dollar angewachsen.Den Grundstein für sein beträchtliches Vermögen legte Buffett bereits 1962 mit dem Erwerb der Textilfabrik Berkshire Hathaway. In späteren Jahren tat sich Buffett immer wieder durch sein Näschen für gute Gelegenheiten hervor, was ihm auch den Namen Orakel von Omaha einbrachte. Im vergangenen Jahrzehnt weitete er etwa rechtzeitig vor dem Wiederaufstieg der US-Ölindustrie sein Engagement im Eisenbahngeschäft aus. Der Investmentbank Goldman Sachs lieh er Geld, als diese nach der Finanzkrise eine dringende Kapitalspritze benötigte, und handelte sich dabei fürstliche Konditionen heraus.In der jüngeren Vergangenheit hat Buffett begonnen, für sein Image stärker als Klassenkämpfer aufzutreten. Allerdings bleibt sein Engagement meist ein Lippenbekenntnis, das er aufgibt, sobald es eigenen Interessen zuwiderläuft. Zwar geißelte er Derivate als “finanzielle Massenvernichtungswaffen”, opponierte aber gegen eine Regulierung der Finanzinstrumente in Washington. Zudem spricht er sich zuweilen für bessere Bezahlung und mehr US-Arbeitsplätze aus, arbeitet aber zugleich mit 3G zusammen, die als Spezialist für Kostensenkungen in übernommenen Unternehmen gilt.