Wefox-Chef weiß um die Schwierigkeiten von Start-ups
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Die unternehmerische Laufbahn von Julian Teicke, der mit dem Berliner Insurtech Wefox gerade eine 650 Mill. Dollar schwere Finanzierungsrunde unter Dach und Fach gebracht hat, begann nach dem Studium in der Schweiz gleich auf der Schokoladenseite. Denn bei dem Berliner Start-up Chocri startete Teicke nach dem Studium an der Universität St. Gallen als Entrepreneur in Residence und war für den Launch des Online-Anbieters von handgemachter Schokolade in Großbritannien zuständig.
Danach arbeitete der 34-Jährige für Groupon und gründete 2010 zusammen mit Partnern das eigene Gutschein-Start-up Deindeal. Die Firma lief gut, doch bald schlichen sich Zweifel ein. „Wir haben damals gespürt, dass unsere Arbeit keinen Sinn mehr hat“, sagte Teicke vor zwei Jahren im Gespräch mit „Gründerszene“. Deindeal steuerte um und investierte in die Unternehmenskultur. Ende 2014 wurde die Firma an das Schweizer Medienhaus Ringier verkauft. Der Preis ist nicht bekannt.
„Gründer entwickeln erst über die Jahre eine Persönlichkeit, die sie für den Unternehmensaufbau brauchen“, war eine der Lehren, die Teicke aus der Zeit bei Deindeal mitnahm. Sein nächstes Projekt war deshalb das Beratungsunternehmen Empaua, in dem sich potenzielle Gründer zunächst als Berater von jungen Unternehmen ausprobieren konnten, bevor sie eigene Geschäftsideen ausgründeten. Eine der ersten Ausgründungen war eine App, in der die Nutzer alle ihre Versicherungspolicen verwalten konnten. Es war die Idee zu Wefox und die erste Anregung kam von Teickes Vater Hartmut, der mit mehr als 30 Jahren Erfahrung in der Versicherungswirtschaft gearbeitet hat. Nur wenige Monate später schloss Wefox Anfang 2015 bereits die erste Finanzierung in Höhe von knapp 6 Mill. Dollar ab. Zu den Investoren zählte der US-Softwarekonzern Salesforce, der auch Partner von Empaua ist. Wefox hat seither mehr als 900 Mill. Dollar bei Investoren eingeworben.
Die Universität St. Gallen hat Teicke im vergangenen Jahr als Gründer des Jahres ausgezeichnet. Die gleiche Auszeichnung hat die renommierte Hochschule 2018 an Valentin Stalf verliehen, den Mitgründer der Berliner Neobank N26. Teicke ist auch als Investor aktiv und hat zusammen mit den Wefox-Mitstreitern Fabian Wesemann und Sergi Baños mit Force Ventures unter anderem bei den Berliner Start-ups Doctorly und Heartplace investiert, die von Teickes Geschwistern gegründet wurden. Größtes Investment von Force Ventures ist die Berliner Softwarefirma Kenjo, die auf Personalsoftware spezialisiert ist.