Bertrand Camus

Wehrhaftes Geburtstagskind

Er sei jemand äußerst Entschlossenes, der sehr entschieden handele, sagen Vertraute über ihn. Diese Charaktereigenschaft hat Bertrand Camus in den vergangenen Monaten mehr als deutlich unter Beweis gestellt. Denn der Chef des französischen...

Wehrhaftes Geburtstagskind

Von Gesche Wüpper, Paris

Er sei jemand äußerst Entschlossenes, der sehr entschieden handele, sagen Vertraute über ihn. Diese Charaktereigenschaft hat Bertrand Camus in den vergangenen Monaten mehr als deutlich unter Beweis gestellt. Denn der Chef des französischen Umweltdienstleisters Suez setzt sich mit allen Mitteln gegen die Annäherungsversuche von Veolia Environnement zur Wehr und lässt dabei nichts unversucht.

Jüngstes Beispiel ist sein Vorgehen, nachdem der größere Wettbewerber am Sonntag ankündigte, ein feindliches Übernahmeangebot für die ausstehenden 70,1% des Suez-Kapitals vorzulegen, die ihm noch nicht gehören. Camus, der am heutigen Dienstag seinen 54. Geburtstag feiert, wandte sich postwendend an das Handelsgericht Nanterre, das in einem Eilbeschluss verfügte, das Angebot müsse zunächst ausgesetzt werden, da Veolia damit gegen ihre Versprechen verstoße, auf eine freundliche Annäherung an Suez zu setzen.

Noch vor einem Jahr war der Absolvent der renommierten Ingenieurshochschule Ponts et Chaussées der breiten Öffentlichkeit unbekannt. Doch seitdem Veolia im Sommer begann, Suez zu umwerben, lässt er keine Gelegenheit ungenutzt, um in Medien für die Unabhängigkeit von Suez zu werben. Dabei hätte er es doch relativ einfach haben können, wenn er das Angebot Veolias akzeptiert hätte, urteilt das Nachrichtenmagazin „L’Express“. Denn dann hätte ihn Veolia-Chef Antoine Frérot zum Generaldirektor gemacht, und er hätte den 62-Jährigen in ein paar Jahren an der Spitze der fusionierten Gruppe beerben können.

Doch das interessiere Camus nicht, meint „L’Express“. Denn er sei zutiefst davon überzeugt, dass ein Zusammengehen mit Veolia nicht im Interesse von Suez sei. Immerhin hat der im östlich von Paris gelegenen Vorort Saint-Mandé geborene Manager fast seine gesamte Karriere bei Suez gemacht, nachdem er nach dem Abschluss des Studiums zunächst drei Jahre lang für BNP Paribas tätig war.

Mit Krisen kenne er sich aus, schrieb die Wirtschaftszeitung „Les Echos“ einmal. Denn Camus hat für den französischen Umweltdienstleister viel im Ausland gearbeitet und so hautnah die Krise in Argentinien 2002, die in Südostasien 1997 und schließlich die Finanzkrise in den USA miterlebt.

Dort leitete Camus von 2008 bis 2015 das Wassergeschäft des Umweltdienstleistungsunternehmens, das aus der 1858 für den Bau des Suezkanals gegründeten Gesellschaft Compagnie de Suez hervorging, bevor er an die Spitze der Wassersparte in Europa und Frankreich aufstieg. Im März vor drei Jahren dann wurde er zum stellvertretenden Generaldirektor des Konzerns zuständig für Afrika, den Mittleren Osten, Indien, Asien und Australien. Nur rund ein Jahr später trat der diskrete Camus die Nachfolge von Jean-Louis Chaussade an, der zehn Jahre lang am Ruder von Suez gestanden hatte.

Er sei mutig und habe Eroberungsgeist, lobte Chaussade seinen Nachfolger. Mut, das hat Camus im Abwehrkampf gegen Veolia bereits ausreichend bewiesen. Bleibt die Frage, wie lange er noch durchhalten kann. Hinter vorgehaltener Hand sollen einige Manager von Suez seine Unnachgiebigkeit kritisieren. Das feindliche Übernahmeangebot von Veolia dürfte ihm nun jedoch in die Hände spielen und neue Verbündete bescheren.

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