Welche Herausforderungen Frankreichs neuen Arbeitgeberpräsidenten erwarten
Die Aufgaben des neuen Medef-Chefs
wü Paris
Er ist nicht nur in der breiten Öffentlichkeit in Frankreich nahezu unbekannt, sondern auch in vielen Machtkreisen in Paris. Doch das dürfte sich schnell ändern. Denn Patrick Martin, den neuen französischen Arbeitgeberpräsidenten, erwarten an der Spitze des Medef (Mouvement des entreprises de France) eine Reihe von Herausforderungen. So muss der Unternehmenschef aus dem nördlich von Lyon gelegenen Département Ain mit den Sozialpartnern nach der Sommerpause über heikle Themen wie die Reform der Arbeitslosenversicherung verhandeln.
Dabei tritt Martin gegen die neue Generation an, die bei der CGT und der CFDT gerade das Ruder übernommen haben. Der Unterschied zwischen den zwei größten Gewerkschaften Frankreichs und dem Medef bei der Wahl eines Nachfolgers ihrer bisherigen Führer könnte nicht größer sein. Während sich die CGT und die CFDT mit Sophie Binet und Marylise Léon für zwei junge Frauen in den Vierzigern entschieden haben, hat der Arbeitgeberverband dem 63-jährigen Martin den Vorzug vor der Gegenkandidatin Dominique Carlac‘h gegeben. Martin, der in den letzten Wochen oft stärkere Auflagen aus Brüssel kritisiert hat, war in den letzten fünf Jahren bereits der Stellvertreter des bisherigen Medef-Chefs Geoffroy Roux de Bézieux.
Ein weiteres Thema, das der Chef des 1829 gegründeten Familienunternehmens Martin-Belaysoud verhandeln muss, ist die Frage, wie ältere Arbeitnehmer besser in den französischen Arbeitsmarkt integriert werden. Französische Unternehmen haben dabei deutlichen Nachholbedarf, da die Beschäftigungsquote der 55- bis 64-Jährigen in Frankreich deutlich niedriger ist als in Nachbarländern wie Deutschland. Dabei hat die französische Regierung gerade die Anhebung des offiziellen Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre beschlossen.
Premierministerin Elisabeth Borne wird den Absolventen des Pariser Institut d‘Etudes Politiques, der Wirtschaftshochschule Essec und der Jurafakultät Assas zusammen mit anderen Sozialpartnern diesen Mittwoch empfangen, um den Zeitplan für Gespräche zu definieren.