Weniger neue CEOs in der Coronakrise
jh – Börsennotierte Unternehmen halten in der Coronakrise mehr als sonst an ihren Konzernchefs fest. Gibt es doch einen Wechsel an der Spitze, werden externe Nachfolger mit Erfahrung stärker bevorzugt. Zu diesen Ergebnissen kommt die Personalberatung Heidrick & Struggles in ihrer aktuellen Studie “Route to the Top”, die sie seit sieben Jahren erstellt. In diesem Jahr wurden die Daten von 965 Chief Executive Officers (CEOs) in 20 Ländern berücksichtigt, in Deutschland die Vorstandsvorsitzenden der Unternehmen im Dax und MDax.Vom 11. März bis 30. Juni dieses Jahres verringerte sich die Zahl der Neubesetzungen in den USA, China und Deutschland auf 5 – von 22 im Vorjahreszeitraum, wie es in der Studie heißt. Am 11. März hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO die Covid-19-Pandemie ausgerufen.Nicolas von Rosty, Managing Partner von Heidrick & Struggles, zieht aus dem Rückgang den Schluss: “In Zeiten der Krise halten sich die Aufsichtsgremien nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit mit Personalwechseln an der Spitze sehr zurück.” Den bewährten Vorstandschefs werde das Vertrauen geschenkt, um das Unternehmen auf die neue Situation umzustellen. Nur eine Frau Diese Konstanz war in der ersten Phase der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 ebenfalls zu beobachten, worauf von Rosty auch schon vor kurzem hingewiesen hatte (vgl. BZ vom 21. Oktober).Insgesamt gab es in den von Heidrick & Struggles berücksichtigten Unternehmen nach dem Ausbruch der Pandemie 30 Wechsel an der Spitze. Dabei ließ sich feststellen, dass die Auswahl weniger divers getroffen wurde. So fiel nur in einem der 30 Fälle eine Entscheidung für eine Frau.Eine weitere Erkenntnis: Gefragt sind in der Krise vor allem besonders versierte Manager. 63 % der neu Berufenen hätten schon Erfahrungen als CEO gesammelt gehabt. In der Zeit von Oktober 2019 bis zum 11. März habe diese Quote nur 44 % betragen. Der Anteil der von außen geholten neuen Unternehmenschefs stieg von 35 auf 57 %. “Aktuell ist keine Zeit für Experimente”, kommentiert von Rosty diese Entwicklung. Diese Besetzungspraxis bedeute “einen gewissen Rückschritt in den Bemühungen, mit der Auswahl des CEO auch ein Zeichen für mehr Diversität und langfristiges Wachstum zu setzen”.