Geburtstag

Werner Wenning 75

ab – Es war ein tiefer Schlag, den Werner Wenning am Wochenende einstecken musste. Vor heimischem Publikum verlor die sogenannte Werkself Bayer 04 Leverkusen 1:5 gegen Bayern München und rutschte auf den dritten Platz in der Tabelle ab. Nicht nur...

Werner Wenning 75

ab – Es war ein tiefer Schlag, den Werner Wenning am Wochenende einstecken musste. Vor heimischem Publikum verlor die sogenannte Werkself Bayer 04 Leverkusen 1:5 gegen Bayern München und rutschte auf den dritten Platz in der Tabelle ab. Nicht nur für Wenning, der dem Gesellschafterausschuss des Vereins vorsitzt, dürfte das Spiel ernüchternd gewesen sein. Doch der langjährige Vorstands- und Aufsichtsratschef des Traditionskonzerns, der am Donnerstag sein 75. Lebensjahr vollendet, hat in seinem Berufsleben so manchen Tiefschlag weggesteckt und blieb sich dennoch immer treu.  Letztlich stand der Rheinländer mehr als 50 Jahre in den Diensten des Konzerns, bisweilen wohl auch mehr, als ihm lieb war. Mehrfach ließ sich der Jubilar zum Weitermachen bewegen, obwohl in seiner persönliche Lebensplanung anderes vorgesehen war. Das war 2009 der Fall, als mit der Bestellung von Marijn Dekkers zum neuen Vorstandsvorsitzenden gleich zwei Vorstandsmitglieder den Rückzug antraten. Wenning ließ seinen Vertrag kurzerhand um acht Monate verlängern, um dem externen Manager einen guten Start in Leverkusen zu ermöglichen.

Auch vom Aufsichtsratsvorsitz wollte sich Wenning nach eigenem Bekunden schon 2019 zurückziehen. Doch angesichts der zahlreichen Glyphosat-Klagen nach der Übernahme von Monsanto – an dieser hatte Wenning im Gespann mit Vorstandschef Werner Baumann tatkräftig mitgewerkelt – ließ sich der harte Arbeiter abermals von seinen Aufsichtsratskollegen in die Pflicht nehmen und verlängerte um ein Jahr.

Es würde Wenning jedoch nicht gerecht, seine Bayer-Laufbahn auf die wenig ruhmreiche Akquisition von Monsanto zu verkürzen. Vielmehr war er es, der Bayer nach dem Lipobay-Debakel neu ausrichtete und einer teils schmerzvollen Portfolio-Bereinigung unterzog. Der Rosskur folgte ein erfolgreicher M&A-Kurs, der Bayer aufblühen ließ.

In der Rückschau hat Wenning eine Bilderbuchkarriere absolviert. 1966 trat er bei Bayer eine Lehre zum Industriekaufmann an, 31 Jahre später rückte er in den Vorstand auf. Dessen Vorsitz übernahm er 2002, als Manfred Schneider an die Aufsichtsratsspitze wechselte. Dieser bei Bayer übliche Weg blieb Wenning jedoch verwehrt, hatte der Gesetzgeber zwischenzeitlich doch den direkten Wechsel von der Vorstands- an die Aufsichtsratsspitze versperrt. Folglich übte sich der in Corporate Deutschland hoch angesehene Manager zwei Jahre lang im Cooling-off, bevor er im Oktober 2012 an die Spitze des Kontrollgremiums trat. Nur Wennings Abschied auf der Hauptversammlung 2020 war nicht wie aus dem Bilderbuch. Sie fand im Mai vorigen Jahres pandemiebedingt erstmals ohne Publikum statt.

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