Westwing-Gründerin kommt zurück aus Babypause
hek – Delia Lachance kehrt nach ihrem Mutterschaftsurlaub als Chief Creative Officer zum E-Commerce-Unternehmen Westwing zurück. Ab 1. November arbeite sie wieder als Teilzeitkraft, teilt das seit Oktober 2018 börsennotierte Unternehmen mit. Nach Angaben eines Firmensprechers wird die Mitgründerin allerdings nicht wie früher dem Vorstand angehören. Ihr Ausscheiden aus diesem Gremium hatte eine breite Diskussion über die Vereinbarkeit familiärer Belange mit einer Tätigkeit im Topmanagement ausgelöst.Für normale Angestellte ist es etwas Selbstverständliches, nach der Geburt eines Kindes eine Babypause zu nehmen, nicht aber für Vorstände. Sowohl das Aktiengesetz als auch das GmbH-Gesetz sähen bislang keine Möglichkeit vor, ein Geschäftsleiteramt haftungsbefreiend zu unterbrechen, erläutert die Kanzlei Glade Michel Wirtz. Für Vorstände, die eine Auszeit einlegen und deren Aufgaben ein anderes Vorstandsmitglied übernimmt, greife weiterhin eine Überwachungspflicht. Diese Vorgabe gilt übrigens nicht nur für Mutterschutz und Elternzeit, sondern auch bei Abwesenheit aufgrund längerer Krankheit oder der Pflege eines Angehörigen. Will ein Geschäftsleiter den Haftungsrisiken entgehen, muss er sein Amt niederlegen. Das veranlasste Lachance (geb. Fischer), zum 1. März als Vorstandsmitglied zurückzutreten – ein höchst ungewöhnlicher Schritt, der die bisher kaum beachtete Thematik ins Rampenlicht katapultierte.Vor diesen Hintergrund riefen Verena Pausder, selbst Gründerin und stellvertretende Comdirect-Aufsichtsratsvorsitzende, diverse Rechtsanwälte und Universitätsprofessor Florian Möslein die Initiative Stayonboard ins Leben. Ziel ist eine Gesetzesänderung, die es ermöglicht, in bestimmten Fällen das Mandat und sämtliche damit einhergehenden Rechte und Pflichten vorübergehend ruhen zu lassen. Zu den prominenten Unterstützern von Stayonboard gehören der frühere Daimler-Chef Dieter Zetsche, Douglas-CEO Tina Müller, die Aufsichtsrätin Ann-Kristin Achleitner und die Digital-Staatsministerin Dorothee Bär. Auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hat das Thema auf dem Schirm. Sie erwägt Änderungen am Aktienrecht, um Familienauszeiten für Vorstände börsennotierter Unternehmen zu ermöglichen. Nach Unternehmensangaben kehrt Lachance auf eigenen Wunsch in Teilzeit zurück. Ihre Tochter ist jetzt sechs Monate alt. CEO und Mitgründer Stefan Smalla zeigt sich in der Mitteilung “sehr glücklich” über die Rückkehr seiner Kollegin. Als Kreativchefin spielt Lachance nämlich eine zentrale Rolle für die Auswahl der angebotenen Produkte für die Inneneinrichtung von Wohnungen und damit für den Verkauf. Westwing sieht sich als “Marktführer für inspirationsgetriebenen Home & Living E-Commerce in Europa”.