Schweizer Wirtschaftskrimi

Windhorsts mysteriöse Geschäftspartner

Der deutsche Investor Lars Windhorst hat in den vergangenen Wochen vor einem Schweizer Gericht gleich zwei empfindliche Niederlagen bezogen. Die Eindeutigkeit der Entscheide wirft Fragen auf.

Windhorsts mysteriöse Geschäftspartner

Windhorsts mysteriöse Geschäftspartner

dz Zürich

Lars Windhorst hier, Lars Windhorst dort. Der 50-jährige Finanzakrobat ist bekannt dafür, Behörden, Rechtsanwälte, Gerichte und nicht zuletzt die Medien auf Trab zu halten. Zu Unrecht hat der Selfmade-Unternehmer seinen einstigen Ruf als „Wunderkind“ verloren. Einem Zauberer ähnlich überlebt er als Geschäftsmann seit Jahren Insolvenzen, Gerichtsklagen und Betreibungen.

Vielleicht sind es die Geschäftspartner, die uns dem Phänomen Windhorst näher bringen. In den einsehbaren Papieren, die dessen Transaktionen dokumentieren, tauchen immer neue Personen mit exotisch klingenden Namen auf, typischerweise aus fernen Ländern. Oft werden die Namen publik, wenn gestritten wird. So wie jetzt gerade in der Schweiz. Hierher verschlug es Windhorst vor vier Jahren auf der Flucht vor der britischen Justiz.

Geldstrafe mit Verzugszins

Abgesehen vom Wohnort, der von London nach Zug gewechselt hat, ist vieles beim Alten geblieben. Das suggerieren auch zwei frische Urteile des Zuger Kantonsgerichts. Am 19. Dezember verknurrte das Tribunal den umtriebigen Investor in erster Instanz zur Bezahlung eines Schadens in Höhe von 52 Mill. Euro zuzüglich 25% Verzugszins an eine Firma namens PTC Trustees GY Limited mit Sitz in Zypern. GY steht für Gavril Yushvaev. Gemäß Gerichtsurkunde ist er ein israelischer Investor mit Sitz in der Schweiz.

Obschon der Mann über ein Milliardenvermögen verfügen soll, ist er gänzlich unbekannt in der Schweiz. Vor dem aktuellen Wirbel gab es in der nationalen Mediendatenbank nur einen einzigen Eintrag über ihn. Dieser datierte auf August 2023 und drehte sich um ein US-Biotechunternehmen in dem Yushavev neben dem früheren Credit-Suisse-Chef Brady Dougan als Großaktionär Erwähnung fand.

In den bei der US-Börsenaufsicht deponierten Dokumenten zu dem Biotechunternehmen finden sich noch ein paar weitere Informationen über Yushavev. Er soll neun Jahre in einem sowjetischen Straflager gesessen haben, nachdem er 1980 wegen eines Gewaltverbrechens verurteilt worden war. Vielleicht ist es Zufall, dass Windhorst diesen Mann gefunden hat um ihm eine „100% sichere, absolut wasserdichte und vollständig risikofreie Lösung“ für ein Geschäft vorzuschlagen, mit dem sich „sofort ein substanzieller Gewinn“ realisieren lasse. So richtig zufällig scheint der Kontakt aber nicht zustande gekommen zu sein. Windhorst bahnte ihn über den Sohn von Yushavev an, wie es in der Gerichturkunde heißt.  

Risikobereiter Investor gesucht

Dort werden die Einzelheiten der strittigen Transaktion über 30 Seiten in juristischer Sprache dargestellt. Was kompliziert tönt ist im Grunde einfach: Windhorst brauchte jemandem, der risikobereit genug und fähig war, sofort mit vielen Millionen eine Finanzlücke zu stopfen, um irgendwo im Reiche Windhorst einen Gläubigeraufstand zu verhindern.

Yushvaev sollte von Windhorst für 65 Mill. Euro Aktien an der Chirurgierobotik-Firma Avateramedical übernehmen, damit letzterer diese mit dem „substanziellen Gewinn“ zum Vorteil beider an Dritte weiterverkaufen könne. Das Geschäft ging flöten. Windhorst zahlte mit fünfmonatiger Verspätung nur 15 Mill. Euro. Yushavev wartete noch zwei Jahre und reichte im Februar 2024 beim Kantonsgericht Zug Klage ein. In der Verteidigung blieb Windhorsts Finten, Tricks und Behauptungen chancenlos.

Zum gleichen Ergebnis gelangte dasselbe Gericht einen Monat später in einem weiteren Fall. Die Klägerin: Eine Firma namens Riverside Investments mit Sitz in Dubai. Genannt werden Akteure wie Yusr Sultan und Mohammed Imran. Die Gerichtsakten sagen nichts über deren Motive, mit Windhorst ins Geschäft zu kommen. Der Fall ist laut Gericht „nicht besonders komplex“. Es geht um zwei Wertpapiergeschäfte, in denen Windhorst die Pflicht zur Vertragserfüllung schlicht ignoriert. Alle Entscheide sind nicht rechtskräftig, aber sie liegen so eindeutig, dass man unbedingt mehr über die Motive aller Beteiligten wissen möchte.

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