Safran-Chef Andriès sorgt sich über gefälschte Ersatzteile
"Wir können kein Risiko eingehen"
Safran-Chef Andriès zu gefälschten Ersatzteilen für Triebwerke
wü Paris
Olivier Andriès hat das Steuer von Safran mitten in der Corona-Pandemie übernommen – zu einer Zeit, in der die Luftfahrtbranche ihre bisher schwerste Krise durchlebte. Inzwischen befindet sie sich wieder im Aufwind, mit bedeutenden Aufträgen und starker Nachfrage. „Wir befinden uns in einer positiven Dynamik, die uns erlaubt, Übernahmen zu tätigen“, erklärte Safran-Chef Andriès bei einem Treffen mit der französischen Journalistenvereinigung AJPAE.
Und doch gibt es für den Triebwerkshersteller und Flugzeugausrüster, zu dem der frühere Strategiechef von Airbus 2008 gewechselt war, ein paar Wolken am Horizont. Sorgen bereiten Andriès nicht nur die hohen Energiepreise in Europa und die Inflation.
„Die Probleme der Lieferkette sind längst nicht beendet. Sie werden 2024 weitgehend anhalten“, erklärt der 61-Jährige. Zu Spannungen komme es infolge des Ukraine-Krieges vor allem bei Titan und Stahl sowie in geringerem Umfang bei Aluminium. Zusätzliche Sorgen bereiten dem Safran-Chef gefälschte Ersatzteile für CFM56-Triebwerke, die AOG Technics aus London mit falsifizierten Zertifikaten an Reparaturbetriebe geliefert hat. Mit den Triebwerken von CFM International, einem Gemeinschaftsunternehmen von Safran und General Electric, sind A320- und 737-Mittelstreckenjets ausgestattet.
Gefälschtes Zertifikat
„Wir sind von einem Wartungsbetrieb alarmiert worden, dem ein Ersatzteil komisch vorkam“, berichtet Andriès. „Es hatte ein gefälschtes Zertifikat in unserem Namen. Wir haben sofort die EASA und die FAA eingeschaltet.“
Die europäische und die US-amerikanische Flugsicherheitsagentur haben Fluggesellschaften aufgefordert, zu prüfen, ob bei ihnen Ersatzteile von AOG verwendet wurden. „Bisher sind 96 Triebwerke identifiziert worden, auf die das zutrifft“, sagt der Safran-Chef.
Die Zahl könnte steigen, denn nach Angaben der Anwälte Safrans soll AOG Tausende von Teilen mit gefälschten Zertifikaten verkauft haben. Seines Wissens nach handele es sich nicht um kritische Teile, so Andriès.
„Wir können kein Risiko eingehen.“ Deshalb müssen die von AOG gelieferten Ersatzteile in jedem Fall ausgewechselt werden. Safran hat Klage gegen die Firma eingereicht. „CFM hat nie Verbindungen zu AOG gehabt. Wir kennen sie nicht“, so Andriès.