Wolfgang Grenke 70
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Den Geistesblitz hatte er schon während des Studiums. Dass es für viele Firmen besser sein kann, ihre Computer und Drucker zu leasen, statt zu kaufen, war für Wolfgang Grenke bereits klar, als die IT-Ausstattung im Büro noch in den Kinderschuhen steckte. Dies war 1978 die Geburtsstunde der Grenke KG, die sich von Anfang an um das Leasinggeschäft mit kleinen und mittleren Firmen kümmerte – was ihr Gründer rückblickend als entscheidenden Erfolgsfaktor beschreibt. Damit kam das Unternehmen gut voran, bis es mit dem Börsengang 2000 nochmals einen richtigen Schub gab. „Damit konnten wir unsere weitere Expansion, insbesondere im Ausland, finanzieren“, sagt er über die heutige Grenke AG, die rund eine Million Leasingverträge in 33 Ländern verwaltet.
2003 wurde die Grenke-Aktie SDax-Mitglied. 2019 folgte der Aufstieg in den MDax, aus dem der Wert allerdings wieder herausgefallen ist. Inzwischen hatte sich der Selfmademan im heimischen Baden-Baden längst den Ruf eines Mäzens und Wohltäters für Kunst, Kultur und Sport erworben. So sitzt er etwa im Stiftungsrat des örtlichen Festspielhauses und engagiert sich für die Förderung des Schachspiels. „Mit diesem Sport lernt man, unter zeitlichem und psychischem Druck Entscheidungen treffen zu können“, so Grenke, dessen Familie 40% an der Firma hält.
Am 14. September 2020 wurden der Firmengründer und sein Unternehmen kalt erwischt. Was an „der Sache“ dran sei, wollte ein Analyst von dem ahnungslosen Grenke am Telefon wissen. Gemeint war die Shortseller-Attacke des Briten Fraser Perring, der zusammen mit seinem Analystenteam namens Viceroy den Leasingspezialisten mit massiven Vorwürfen überzog, die von Bilanzmanipulation bis zur Vermischung persönlicher und geschäftlicher Aktivitäten von Grenke selbst reichen.
In der Folge schmierte der Börsenkurs der Grenke AG um mehr als die Hälfte ab. Seitdem wartet der Kapitalmarkt auf die finalen Ergebnisse zweier Gutachter, die die Vorwürfe prüfen. Erst wenn diese Ergebnisse auf dem Tisch liegen und die Vorwürfe gegenüber Grenke hinsichtlich etwaiger Interessenkonflikte ausgeräumt wären, will der Firmengründer in den Aufsichtsrat zurückkehren. Sein Mandat als dessen stellvertretender Vorsitzender lässt Grenke, der am 2. Februar 70 Jahre alt wird, seit September ruhen.