Just am Tag der Übernahme der Südwestbank durch die österreichische Bawag Group, am 7. Dezember 2017, nahm Wolfgang Jung seinen Hut. Seit 2009 hatte der gebürtige Nordbadener im Vorstand der damaligen Südwestbank AG in Stuttgart die Geschäftsfelder Firmenkunden sowie Landwirtschafts- und Agrargewerbe verantwortet. Heute wie damals versichert er glaubhaft, dass sein Abschied ausschließlich privat motiviert war und nichts mit dem Bankverkauf der Hexal-Gründer Andreas und Thomas Strüngmann an die Wiener Bank zu tun hatte.

Im Februar 2021 wurde die Südwestbank schließlich auf die neue Muttergesellschaft verschmolzen und zu deren Niederlassung degradiert. Der Neuausrichtung hin zu margenträchtigem Geschäft mit digital vermittelten Ratenkrediten und Hypothekendarlehen zollt Jung zwar Respekt. Aber es schmerzt den gelernten Betriebswirt schon, wenn er erkennen muss, dass die erfolgreiche Positionierung gerade im Firmenkundengeschäft von der Bawag nicht weiterentwickelt wurde. Ähnlich ist es im Private Banking.

Den damaligen Vorstandssprecher der Südwestbank Wolfgang Kuhn hatte Jung bereits beim BWL-Studium in Nürnberg Anfang der 1980er-Jahre kennengelernt, was seine spätere Entscheidung zugunsten der Südwestbank erleichtern sollte. Zunächst startete Jung seine berufliche Karriere 1984 als Trainee bei der Dresdner Bank, zu deren Alumni er bis heute Kontakt pflegt. 1994 wechselte er schließlich zur BW-Bank, „als sie noch eine AG war“. Zunächst war er Hauptfilialleiter in Freiburg, bevor die BW-Bank 2005 von der LBBW übernommen wurde. Es folgten zwei Jahre als Bereichsleiter in Karlsruhe, stets im Firmenkundengeschäft, bevor Andreas Strüngmann, der mit seinem Bruder Thomas 2004 die Südwestbank gekauft hatte, Kontakt zu Jung aufnahm. Am 1. Juli 2009 trat er schließlich in den Vorstand der Südwestbank ein. Es folgten engagierte Jahre des Geschäftsausbaus. „Eine herausfordernde, aber schöne Zeit, in der wir viel aufgebaut haben“, so Jung im Rückblick. Jung, der gerne in Freiburg lebt, wird am 14. Januar 65 Jahre alt.