Netzwerker

Wolfgang Kuhn pflegt seine „Steckenpferdle“

Wolfgang Kuhn, ehemals im Vorstand der Südwestbank, tut sich heute weiter als Netzwerker um. Besonders seine Verbindlichkeit zeichne den 65-Jährigen aus, sagt ein Wegbegleiter.

Wolfgang Kuhn pflegt seine „Steckenpferdle“

Von Thomas Spengler, Stuttgart

Dass einem wie Wolfgang Kuhn einmal langweilig werden könnte, ist schwer vorstellbar. Und so hat der agile Netzwerker drei Jahre nach seinem Abschied aus dem Vorstand der Südwestbank AG in Stuttgart schon wieder einen proppenvollen Terminkalender. Nachdem die österreichische Bawag, damals noch mit der Heuschrecke Cerberus an Bord, 2017 die schwäbische Traditionsbank übernommen hatte, dauerte es immerhin zwei Jahre, bis Kuhn das Handtuch warf und die mittlerweile zur Niederlassung der Bawag geschrumpfte Südwestbank hinter sich ließ.

Seitdem hat der heute 65-Jährige eine ganze Reihe von „Steckenpferdle“ neu am Start, wie er selbst sagt, von denen ihm als Mitbegründer die E3 Holding AG in seiner Heimatstadt Biberach besonders am Herzen liegt. Mit der örtlichen Kreissparkasse als Ankerinvestor, die 20 Mill. Euro miteingebracht hat, ist E3 auf der Suche nach dauerhaften, maßgeblichen Beteiligungen an Firmen, die zwischen 10 und 100 Mill. Euro Umsatz auf die Waage bringen.

„Wir wollen langfristig engagiert bleiben und zielen auf eine Dividendenstrategie ab“, sagt Kuhn, der selbst Mitgesellschafter ist und dem Aufsichtsrat vorsitzt. Ziel ist nichts Geringeres, als die E3 Holding, die bereits als Aktiengesellschaft firmiert, für die Börse fit zu machen. Inzwischen hat das Start-up zwei Beteiligungen unter Dach und Fach gebracht – und zwar bei einem Unternehmen für Cybersicherheit und einem für Nachhaltigkeitsberatung. Ein nächstes Engagement bei einem Lieferanten der Pharmaindustrie steht kurz bevor. Kuhn selbst schwärmt davon, wie viel Spaß es in seiner neuen Rolle bei E3 mache, sich mit neuen Geschäftsideen auseinanderzusetzen.

Ähnlich ergeht es dem studierten Betriebswirt bei dem Vermögensverwalter Salytic Investment mit Niederlassungen in Köln und Stuttgart, wo Kuhn seit Anfang 2021 einfaches Aufsichtsratsmitglied ist und immer wieder sein weit reichendes Netzwerk gefragt ist. Ebenfalls neu hinzugekommen ist am 1. Januar 2022 sein Vorsitz im Aufsichtsgremium der Chemiefirma Zeller+Gmelin in Eislingen/Fils. Dagegen ist Kuhn bereits seit 2011 im Aufsichtsrat der börsennotierten Maschinenfabrik Hermle AG in Gosheim bei Tuttlingen. Darüber hinaus ist er Schatzmeister im Freundeskreis des Stuttgarter Stadtpalais sowie Honorarkonsul von Luxemburg. Und erst am gestrigen Freitag, 3. Juni, wurde er in den Aufsichtsrat der WS Holding AG gewählt, über die die Wüstenrot Stiftung Anteile an der Wüstenrot & Württembergische AG (W&W) hält.

Jobs „bereichern“ sein Leben

Ob dem Charmeur die neuen Jobs in Summe nicht allmählich zu viel werden? „Solange sie mir Spaß machen, bereichern sie mein Leben“, sagt der Netzwerker. Dass Kuhn auch nach seinem Abgang bei der Südwestbank ein viel gefragter Mann ist, geht zum großen Teil auf seine Kontaktfähigkeit zurück, die ihn zu einem Musterbeispiel eines erfolgreichen Networkers macht. Der Sohn eines Bankers, der eigentlich Schauspieler werden wollte, versteht es, Menschen mit Menschen zusammenzubringen und, wenn es sein muss, auch mit Kapital. Dies bestätigt sein alter Weggefährte Volker Gerstenmaier, Vorstand des Stuttgarter Privatbankhauses Ellwanger & Geiger, der Kuhn seit gemeinsamen Studienzeiten in Nürnberg freundschaftlich verbunden ist. Keine Frage, Wolfgang Kuhn sei schon immer ein hervorragender Netzwerker gewesen, aber was ihn besonders auszeichne, sei seine Verbindlichkeit. „Auf ihn kann man sich verlassen – für Wolfgang Kuhn gibt es immer noch den Grundsatz: Es gilt das gesprochene Wort“, sagt Gerstenmaier. Kuhn hatte seine Karriere bei der damaligen Stuttgarter Bank AG begonnen, bevor er von 1996 an zehn Jahre lang im Vorstand des Bankhauses Bauer tätig war. 2006 folgte der Ruf in den Vorstand der Südwestbank, wo der Deep-Purple-Fan zwei Jahre später zum Sprecher des Vorstands aufstieg. Bliebe noch zu erwähnen, dass er auch dem Freundeskreis des VfB Stuttgart angehört. Aber das versteht sich bei einem solchen Netzwerker fast schon von selbst.

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