Wolfgang Mayrhuber
hei – Eine Karriere wie die von Wolfgang Mayrhuber ist heutzutage selten geworden. 45 Jahre war der gelernte Maschinenbauingenieur für die Deutsche Lufthansa tätig, zuletzt von 2013 bis 2017 an der Spitze des Aufsichtsrats. Diesen Posten hatte er Ende September vergangenen Jahres, ein Dreivierteljahr vor Ablauf seines Mandats, aufgegeben – damals bereits aus gesundheitlichen Gründen. Nun ist er im Alter von 71 Jahren seiner schweren Krankheit erlegen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr würdigte im Namen aller Mitarbeiter Mayrhubers “große Verdienste” um das Unternehmen, bei dem er 1970 zunächst in der Triebwerksinstandhaltung begonnen hatte. Zuvor war seine Bewerbung als Pilot gescheitert.Karrieretechnisch hob der gebürtige Oberösterreicher dennoch ab. Anfang der 1990er Jahre berief ihn der damalige Lufthansa-Chef Jürgen Weber in sein Sanierungsteam und förderte in den Folgejahren seine Karriere im Konzern. Unter Weber wurde Mayrhuber zunächst Chef der Lufthansa Technik und trat 2001 in den Konzernvorstand ein. 2003 folgte er seinem Ziehvater Weber an der Spitze der Lufthansa. Mit den Übernahmen der allein nicht mehr überlebensfähigen Staatscarrier Swiss und Austrian Airlines stieg die Kranichlinie unter Mayrhuber im deutschsprachigen Raum in eine andere Liga auf. Dagegen wurde die Konkurrenz durch die stark expandierenden Billigflieger von dem als charmant und umgänglich geltenden Manager zunächst unterschätzt. Er begann zwar noch mit dem Aufbau von Germanwings, übertrug die Fortführung dieser Aufgabe jedoch seinem Nachfolger Christoph Franz.Er selbst ließ eine zweijährige Cooling-off-Periode verstreichen, bevor er sich 2013 um den Posten des Lufthansa-Aufsichtsratschefs bewarb. Dennoch geriet seine Berufung keineswegs zum Selbstläufer. Vielmehr war der Prozess derart holprig, dass Mayrhuber zwischenzeitlich seine Kandidatur zurückzog. Angelsächsische Investorenberater stießen sich an der Ämterhäufung des Managers, der zwischenzeitlich auch an die Spitze des Infineon-Aufsichtsrats gerückt war. So wurde der damals 65-Jährige letztlich mit dem historisch niedrigen Ergebnis von 63,2 % zum Chefaufseher der Lufthansa.In dieser Funktion hatte der eher konsensorientierte Mann der leisen Töne, wie ihn Mitarbeiter beschrieben, nicht immer eine glückliche Hand. Kritiker hatten schon zu seiner Zeit als CEO bemängelt, dass er bei Entscheidungen mitunter etwas arg zögerlich war. Sein Verhältnis zu Spohr galt zeitweise als etwas angespannt. Denn als Franz die Lufthansa überraschend verließ, zögerte Mayrhuber mit einer Berufung Spohrs und bestand stattdessen auf einem “ergebnisoffenen” Prozess, der sich derart in die Länge zog, dass Spohr sich als Eigengewächs im Konzern schon beschädigt vorkommen musste, aber schließlich doch auf dem Chefsessel landete.