Mit Verweis auf preußische Tugenden könnte Wolfgang Porsche sich als erster Diener der berühmten Unternehmerfamilie bezeichnen. Er ist das Oberhaupt des gleichnamigen, weit verästelten Familienzweigs. Mit seinem ein Jahr älteren Cousin Hans Michel Piëch stimmt sich der deutsche-österreichische Manager eng ab, wenn es um die Belange der beiden Clans im Volkswagen-Reich geht, zu dem auch der Sportwagenbauer Porsche aus Stuttgart-Zuffenhausen gehört. Denn nach dem öffentlich ausgetragenen Machtkampf mit Ferdinand Karl Piëch (verstorben 2019) um die Herrschaft beim Wolfsburger Dax-Schwergewicht ist das Duo darauf erpicht, hinter den Kulissen zu agieren. Der Zwist von damals schadete dem Ansehen des Unternehmens und der Familie.

Nun herrscht seit Jahren weitgehend Ruhe. Porsche und Piëch ziehen an einem Strang. Das war die Basis dafür, dass Ende September vergangenen Jahres die Rückkehr der schwäbischen Edelmarke an die Börse gelang. Für Wolfgang Porsche war das vermutlich auch eine Genugtuung, nachdem Porsche vor 14 Jahren im Tauziehen mit VW den Kürzeren gezogen hatte. Das Porsche-Comeback auf dem Handelsparkett bildete die Grundlage dafür, die Führung der beiden Familienzweige eines Tages an eine jüngere Generation zu übergeben. Das entspricht ganz der Devise von Wolfgang Porsche, nämlich, dass die Familie an erster Stelle steht, wenn es um das Konzernimperium geht. Diese Haltung vertrat sein Großvater Ferdinand Porsche, sein Vater Ferdinand „Ferry“ Anton Ernst Porsche setzte diese Tradition fort. Wolfgang Porsche ist Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG und der Beteiligungsholding Porsche SE, hinter der wiederum die beiden Familien stehen. Für Wolfgang Porsche ist das das Machtzentrum. Zugleich gehört der Vater von vier Kindern den Kontrollorganen von VW und von Audi an.

In seine Rolle ist er hineingewachsen. Der promovierte Kaufmann und Handelswissenschaftler ist von seinem Naturell her zurückhaltend. Große öffentliche Auftritte sind seine Sache nicht. Sein Wirken als Manager ist geprägt von Pflichtbewusstsein in Bezug auf die Geschichte der Firma und der Familie. Die Führung des Konzerngeflechts mit seinen vielen Tochtergesellschaften überlässt er sehr gut bezahlten angestellten Führungskräften.

Wolfgang Porsche gilt als ausgleichend und moderat. Für das Unternehmen selbst ist er eine Identifikationsfigur, da er die Fortentwicklung der Porsche AG und von VW in der Nachkriegszeit hautnah erlebt hatte. An diesem Mittwoch wird Wolfgang Porsche 80 Jahre alt. Für ihn bedeutet das, dass er auch an seinem runden Ehrentrag seinen Pflichten nachgeht. „An meinem Geburtstag findet die Hauptversammlung von Volkswagen in Berlin statt, an der ich als Mitglied des Aufsichtsrats teilnehmen werde. Privat werde ich mein persönliches Jubiläum im engen Familien- und Freundeskreis feiern,“ verkündete er dieser Tage in einem Podcast des Sportwagenherstellers.