Luftfahrt

Zaat folgt Gagey als Finanzchef von Air France-KLM

Mit Steven Zaat bekommt Air France-KLM einen Niederländer als Finanzchef, der weitere Maßnahmen zur Stärkung des Kapitals vorbereiten muss. Dabei ist auch der niederländische Staat gefragt.

Zaat folgt Gagey als Finanzchef von Air France-KLM

Von Gesche Wüpper, Paris

Es sei noch ein langer Weg für Air France-KLM, sagt Frédéric Gagey. Denn nach einer schnellen Normalisierung des Geschäfts sieht es derzeit für keine Airline aus. Die Gefahr einer Liquiditätskrise sei aber gering, meint der Finanzchef – es sei denn, die Sommersaison verlaufe katastrophal. Er selber wird sie jedoch nicht mehr an Bord von Air France-KLM erleben, denn der 64-Jährige will sich im Juli in den Ruhestand verabschieden und dann das Ruder an Steven Zaat übergeben, den bisherigen Finanzchef von Air France.

Der Absolvent der renommierten Ingenieurhochschule École polytechnique, der auch Abschlüsse an der École nationale de la statistique et de l’administration économique (Ensae) und der Sorbonne besitzt, feiert am 29. Juni seinen 65. Geburtstag. Nachdem er seine Karriere einst beim französischen Statistikamt Insee und in der Finanzinspektion begann, wechselte er Mitte der neunziger Jahre zur Fluggesellschaft Air Inter, die kurz darauf mit Air France fusionierte. Dort stieg Gagey nach verschiedenen Führungsposten 1999 zum Finanzchef auf. Nach der Fusion von Air France mit KLM 2004 übernahm er die Verantwortung für die Finanzen, dann jedoch nach und nach auch für andere Bereiche. 2013 bis 2016 war der hagere Manager sogar Chef von Air France. Da das Verhältnis zwischen ihm und den Piloten der französischen Airline jedoch als belastet galt, wurde er dann wieder zurück auf seinen früheren Posten als Finanzchef des Gesamtkonzerns versetzt.

Gagey und sein 51-jähriger Nachfolger kennen sich gut. Denn Zaat begann 2014 im Controlling der Zentraldirektion der fusionierten Gruppe am Firmensitz am Flughafen Paris Charles de Gaulle-Roissy. Diese Abteilung wurde später von Gagey als Finanzchef beaufsichtigt. Wie sein Vorgänger kennt Zaat die französisch-niederländische Fluggesellschaft wie seine Westentasche, denn er hat bereits vor 21 Jahren bei KLM begonnen, wo er für das Engineering, das Wartungsgeschäft, Allianzen und den Bereich Audit tätig war. Vorher arbeitete der Manager, der Wirtschaft an der Erasmus-Universität Amsterdam studiert und anschließend einen Postgraduierten-Abschluss am Amsterdam Vrije University Controllers Institute gemacht hat, für Akzo Nobel.

Es sei ein Wagnis, ausgerechnet einen Niederländer als Finanzchef von Air France zu ernennen, urteilte die Wirtschaftszeitung „Les Echos“, als Konzernchef Benjamin Smith Zaat 2019 auf seinen jetzigen Posten berief. Denn bis dahin hatte diese Position stets ein Franzose inne. Smith ist jedoch bemüht, bei Air France-KLM neue Wege zu beschreiten und mit eingefahrenen Gewohnheiten zu brechen. Vor allem aber ist der Kanadier, der selber als erster Nichtfranzose das Ruder der Fluggesellschaft übernahm, bemüht, das oft von gegenseitigem Misstrauen bestimmte Verhältnis zwischen der französischen und der niederländischen Seite zu verbessern.

In den Niederlanden wird Frankreich oft vorgeworfen, Air France-KLM zu dominieren. Die Nominierung von Steven Zaat ist deshalb sicher auch eine Art Beruhigungssignal, das Smith in Richtung Den Haag aussendet, da der französische Staat nach der Kapitalerhöhung im April mit inzwischen knapp 29% des Kapitals wieder deutlich mehr Gewicht als die Niederlande hat. Nachdem der niederländische Staat Anfang 2019 überraschend ins Kapital von Air France-KLM eingestiegen war, um besser mitreden zu können, wollte er jetzt nicht bei der Kapitalerhöhung mitmachen. Er könnte sich jedoch an den zusätzlichen Maßnahmen beteiligen, die die Fluggesellschaft zur Stärkung ihres Kapitals nun plant, sagte Gagey. Bei den Gesprächen darüber kommt seinem Nachfolger eine Schlüsselrolle zu.