Zetsche macht Weg für Neuanfang an der Daimler-AR-Spitze frei
scd/Reuters – Daimler-CEO Ola Källenius wird ab Mai 2021 doch nicht seinen Vorgänger Dieter Zetsche als Aufsichtsratsvorsitzenden zur Seite haben. In einem Interview erklärte Zetsche der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”, er habe sich zum Verzicht auf das Amt entschieden. Geplant war gewesen, dass der 67-Jährige nach einer zweijährigen Cooling-off-Periode Nachfolger des scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Bischoff wird. Nun begründete er den Verzicht mit der wachsenden Kritik an seiner Nominierung seit seinem Abschied. Daimler-Chef Källenius musste in den Monaten nach seiner Amtsübernahme mehrfach den Ausblick senken und hat ein Sparprogramm aufgelegt, das im Lichte der Coronakrise noch einmal verschärft werden soll.”Dass ich jetzt nach 40 Jahren Berufsleben von manchen nicht als Hoffnungsträger, sondern als Belastung angesehen würde – nein, das brauche ich nicht”, sagte Zetsche. Probleme, mit denen Daimler heute kämpft, werden auch mit dem Ex-CEO in Verbindung gebracht, der fast 14 Jahre an der Konzernspitze stand.Die drei großen deutschen Fondsgesellschaften Deka Invest, DWS und Union Investment werten den Schritt als Chance für einen Neuanfang. Eine überzeugende Aufklärung der Dieselaffäre und ein Neustart könne nur unter einem AR-Chef gelingen, der frei von Interessenkonflikten wäre, so DWS und Deka. “Es ist daher zu begrüßen, dass Herr Zetsche selbst zu dieser Einsicht gelangt ist”, sagte DWS-Analyst Hendrik Schmidt.Die Alternative zu Zetsche könnte Beobachtern zufolge Siemens-Chef Joe Kaeser sein, der seit 2014 im Daimler-Aufsichtsrat sitzt und 2021 als Siemens-Chef abtritt. Dieser könne einen solchen Apparat gut führen, sagte ein Insider. Ein großer Investor habe Kaeser (63) als sehr geeigneten Kandidaten bezeichnet, hatte die “Wirtschaftswoche” Ende 2019 berichtet. Daimler wollte sich dazu nicht äußern. “Wir nehmen die Entscheidung von Dr. Zetsche mit großem Respekt zur Kenntnis”, sagte ein Sprecher. Mit Kaeser käme neuer Input aus den Branchen Energie, Elektrotechnik und IT. Das könne ein Vorteil sein, erklärte Jürgen Pieper, Autoanalyst der Privatbank Metzler.”Ich finde es schade”, sagte dagegen Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte vom Center Automotive Research. Er verwies auf Zetsches große Verdienste, der Mercedes-Benz wieder auf für junge Käufer interessante Modelle getrimmt habe. “Wo stünde die Daimler AG ohne Zetsche?”, sagte Dudenhöffer. “Es gäbe sie nicht mehr.”