Zhao Weiguo schwingt sich zum chinesischen Gordon Moore auf
Von Stefan Paravicini, FrankfurtDer chinesische Warren Buffett, Guo Guangchang, ist am Finanzplatz in Frankfurt spätestens seit der Offerte der von ihm gegründeten Beteiligungsgesellschaft Fosun für das altehrwürdige Privatbankhaus Hauck & Aufhäuser bekannt. Der chinesische Steve Jobs, Xiaomi-Gründer Lei Jun, dürfte ebenfalls ein Begriff sein, gilt der 2010 von Lei gegründete Smartphone-Anbieter mit einer Bewertung von mehr als 40 Mrd. Dollar derzeit doch als eines der wertvollsten Technologie-Start-ups und als Marktführer im größten Smartphonemarkt China. Aber wer ist Zhao Weiguo, der als Chairman und President der staatlich kontrollierten Tsinghua Unigroup firmiert, der von US-Medien ein 23 Mrd. Dollar wiegendes Interesse am Chiphersteller Micron nachgesagt wird?Die Antwort ist nicht ganz einfach. Leicht zugängliche Informationen über das “Spin-off” der Pekinger Tsinghua-Universität, das ebenso wie die anderen Unternehmen des universitätsnahen Firmenkonglomerats über die Tsinghua Holding kontrolliert wird, sind ebenso rar wie Informationen zum Führungspersonal des Technologiekonzerns, der sich in den vergangenen zwei Jahren mit Zukäufen in der rasant wachsenden chinesischen Halbleiterbranche etabliert hat. In Anlehnung an die Gründer des weltweit größten Halbleiterkonzerns, Intel, kann man mit etwas Wohlwollen aber von einem chinesischen Gordon Moore oder dem Robert Noyce aus dem Reich der Mitte sprechen. Denn Zhao, der über die von ihm kontrollierte Beijing Jiankun Group zusammen mit zwei Mitstreitern 49 % an der Tsinghua Unigroup hält, ist drauf und dran, den nationalen Champion der chinesischen Halbleiterindustrie zu formen. Staatlich geförderte ChipsWie Moore und Noyce, die Ende der sechziger Jahre die Grundlagen für den auf Jahrzehnte hinaus dominierenden Branchenprimus Intel schufen, kann sich Zhao dabei auf den Staat verlassen. Denn China fördert den Aufbau einer eigenen Halbleiterindustrie mit erheblichen Mitteln, die der Tsinghua Unigroup die Übernahme von Micron wohl erst ermöglichen würden. Bereits im Februar kündigte der staatliche Fonds zur Unterstützung der Branche an, dass er in den nächsten fünf Jahren 10 Mrd. Yuan in das Unternehmen stecken wolle. Die National Development Bank hat dem Unternehmen derweil einen Kreditrahmen von 20 Mrd. Yuan eingeräumt. Und in höchster Not hätte wohl auch der amtierende Staatspräsident Xi Jinping ein offenes Ohr für Tsinghua Unigroup. Er ist jedenfalls ebenso wie Zhao ein Absolvent der Tsinghua-Universität.