Energieversorger

Zwei Frauen sind die Gesichter von Vattenfall

CEO Anna Borg und CFO Kerstin Ahlfont führen den Energieversorger Vattenfall und jonglieren dabei mit Milliarden.

Zwei Frauen sind die Gesichter von Vattenfall

Zwei Frauen sind die Gesichter von Vattenfall

lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Betrachtet man das Führungsteam von Vattenfall rund um CEO Anna Borg, fällt eins gleich ins Auge: Das oberste Führungsgremium, das Executive Group Management (EGM), ist paritätisch besetzt – fünf Frauen, fünf Männer. Mit Borg und CFO Kerstin Ahlfont sind zudem zwei Frauen die Gesichter des Unternehmens. Vor allem diese beiden Managerinnen des Energieversorgers treten in der Öffentlichkeit auf, und sie berichten auch regelmäßig über die wirtschaftlichen Ergebnisse des Unternehmens, das zu 100% im Besitz des schwedischen Staates ist. Wahrscheinlich muss man weltweit lange suchen, um eine Firma mit Milliardenumsatz – 2023 waren es 6,5 Mrd. Euro – zu finden, die in der oberen Führungsetage ähnlich weiblich geprägt ist.

Milliarden-Investitionen

Die Vattenfall-Managerinnen jonglieren im Moment nicht nur bei den Erlösen mit großen Summen, investiert der Versorger doch derzeit Milliarden in die Energiewende. Der Investitionsplan für die nächsten zwei Jahre, den Borg und Ahlfont bei der Zahlenvorlage Anfang Februar präsentiert hatten, umfasst fast 6 Mrd. Euro, also einen Jahresumsatz der Schweden. Mit strategischen Verkäufen wie dem des Berliner Fernwärmenetzes stärke Vattenfall seine Bereitschaft für Investitionen, hatte Konzernchefin Borg betont. 2023 konnten die Schweden trotz gesunkener Strompreise und eines weiter herausfordernden Marktes klar im Plus beenden. Das bereinigte Betriebsergebnis sank im Jahresvergleich zwar von rund 35 Mrd. auf 20 Mrd. skr, was vor allem an den um durchschnittlich 60% niedrigeren Strompreisen in den Vattenfall-Märkten lag. Unter dem Strich stand dennoch ein Gewinn von knapp 10,4 Mrd. skr (915 Mill. Euro). Auch zu Jahresbeginn 2024 lief es gut für Vattenfall. Zwar sank der Umsatz erneut wegen der niedrigeren Energiepreise, aber die Ergebnisse konnten dennoch gesteigert werden. Dabei half unter anderem der Verkauf eines Windparks in Großbritannien.

Die 1971 geborene Borg führt Vattenfall seit Ende 2020 als Nachfolgerin von Magnus Hall. Davor war sie seit 2017 Finanzvorstand des Energieversorgers gewesen und bis auf eine kleine zweijährige Unterbrechung seit 1999 bei Vattenfall. Vor ihrem Aufstieg in den Vorstand war Borg unter anderem Senior Vice President des Bereichs Markets, hat die Sparte Nordic Sales sowie den schwedischen Wärmebereich und das europäische Geschäft mit Privatkunden geleitet. „Sie war an der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens beteiligt und ist die Richtige, um nun die Unternehmensleitung zu übernehmen und die Strategie fortzuführen“, wurde der damalige Verwaltungsratschef Lars Nordström bei ihrer Ernennung zitiert. Borg sei eine exzellente Führungskraft und kenne den Energiesektor und Vattenfall seit vielen Jahren als Mitarbeiterin, Managerin und Mitglied der Konzernleitung. Ihre Nachfolgerin im Finanzressort, Ahlfont, ebenfalls Jahrgang 1971, ist seit 1995 bei den Schweden, war auf diversen Positionen im Finanz-, aber auch im Personalressort tätig.

„Eines unserer langfristigen Ziele ist es, innerhalb einer Generation ein Leben ohne fossile Brennstoffe zu ermöglichen“, nennt Borg in einem Zeitungsinterview ihre Ambitionen als Vattenfall-Chefin. Sie sei davon überzeugt, dass das auch ökonomisch das Richtige sei, um dem Energieversorger die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. „CO2-Emissionen haben ihren Preis, und der wird steigen, wenn die Klimaziele klarer werden.“ Am Heimatmarkt basiert das Geschäft zum großen Teil auf Wasserkraft, aber auch auf Kernenergie. Der Konzern war lange auch einer der großen Kraftwerksbetreiber in Deutschland, hat sich im Zuge der Energiewende aber aus einem Großteil der Aktivitäten zurückgezogen. So wurde etwa die Lausitzer Braunkohle 2016 für einen symbolischen Euro an die tschechische EPH-Holding von Daniel Křetínský abgegeben, die gerade mit ihrem Einstieg bei Thyssenkrupp Steel für Aufsehen sorgt.