GastbeitragPrivate Equity

Continuation Funds auf dem Vormarsch

Das Konzept eines Continuation Funds kann für Private Equity eine attraktive Alternative zum klassischen Exit bieten. Geeignet erscheint dieses vor allem für sich gut entwickelnde, aber noch mit viel Potenzial versehene Unternehmen.

Continuation Funds auf dem Vormarsch

Continuation Funds
auf dem Vormarsch

Alternative für Private-Equity-Investoren zum klassischen Exit

Von Bernd Egbers *)

Die Volumina neu aufgelegter Continuation Funds erreichen immer größeren Umfang. So legte zum Beispiel der Münchner Private Equity Investor DPE Deutsche Private Equity im Sommer 2022 mit dem DPE CF I einen über 700 Mill. Euro großen Fund dieser Art auf. Anlass genug einmal zu hinterfragen, was hinter diesem Trend oder vielleicht sogar Neuausrichtung der Private Equity Strategien steht.

Anders als die bis dato klassische Strategie der Private Equity Häuser, grob fünf Jahre Investitionszeitraum und fünf Jahre Exit-Zeitraum, zielen die Private Equity Häuser mit einem Continuation Funds gerade nicht auf den Exit nach fünf bis sieben Jahren ab. Vielmehr bieten diese die Möglichkeit durch längere Haltedauern das Potential erfolgreicher Portfoliounternehmen im Hinblick auf Entwicklung und Wertsteigerung voll auszuschöpfen.

Vorreiter Capiton

Erster bekannter Vorreiter in Deutschland war Ende 2019 Capiton als sie ihr Portfoliounternehmen „KD-Pharma“ im Rahmen eines GP-led-Secondary umgehängt haben. Während dies noch eine Übertragung auf einen Single-asset-Fonds war, hat sich Ende 2022 die DPE Deutsche Private Equity mit dem DPE CF I dazu entschieden, gleich zwei Unternehmen (Eraneos und Valantic) länger zu halten und nicht den klassischen Exit zu wählen. Was sind nun die Vorteile und auch die Risiken, die das Konzept eines Continuation Funds mit sich bringen?

Auf Ebene des GP wird „von einer Hand in die andere Hand“ verkauft. Dadurch bieten sich für den GP gleich mehrere Vorteile. Zunächst erhält er ein Asset, dass er bereits sehr gut kennt und nun weiterhin begleiten kann. Übliche Ramp-Up-Phasen nach einer Akquisition entfallen daher und die Fortentwicklung des Geschäftes kann ununterbrochen stattfinden. Dieses gilt nicht nur für das operative Geschäft selbst, sondern natürlich auch für die handelnden Personen. Hinzu kommt die Transaktionssicherheit; letztendlich stellt die Übertragung des Assets von einem Fonds auf den Continuation Fonds ein neues Investment dar, bei dem weder ein Auktionsprozess noch neue Due Diligence durchlaufen werden muss. Zudem fällt natürlich auf den Continuation Fund neue Management Fee an.

Positive Einflüsse

Nicht zu unterschätzen sind auch die positiven Einflüsse auf die Portfoliounternehmen, die in ihrem Wachstumskurs nicht durch eine Übertragung an „fremde“ Investoren gebremst oder eingeschränkt werden, sondern sich in einem Umfeld, welches das bisherige (erfolgreiche) Wachstum ermöglicht hat, weiter zu entwickeln.

Für die Investoren/LP’s in den Fonds ist das Konzept des Continuation Funds äußerst attraktiv. Meist wird Ihnen die Möglichkeit gegeben, sich an dem Continuation Fund zu beteiligen und weiterhin von der guten Performance der übertragenen Assets zu profitieren. Anders als in dem „normalen“ Fund handelt es sich bei den Unternehmen, die in ein solches Vehikel transferiert werden, in aller Regel um die besser performenden Unternehmen.

Interessenkonflikt

Gleichzeitig führt diese Konstellation aber auch zu einem Interessenkonflikt: nicht zwingend sind es dieselben oder alle LP’s des verkaufenden Fonds, die auch Investoren des Continuation Funds werden. Die LP’s des verkaufenden Fonds wollen jedoch sichergestellt wissen, dass ein maximaler Verkaufspreis erlöst wird; die LP’s des Continuation Vehikels hingegen sind an einem möglichst geringen Einstiegspreis interessiert. Somit bedarf es größter Sorgfalt sicherzustellen, dass die Transaktion zu marktüblichen Konditionen, also dem fair-market value des Unternehmens erfolgt.

Die GPs finden sich bei dieser Transaktion auf beiden Seiten wieder. Sie müssen also ihren derzeitigen Investoren, gleich ob sie sich zurückziehen oder neu zeichnen, ebenso wie den potenziellen neuen Investoren zeigen, dass der Preisfindungsprozess fair und transparent war. Dafür bietet sich eine Vielzahl von Möglichkeiten, die von der Durchführung eines Auktionsverfahrens über die Einholung konkurrierender Angebote bis hin zur Ernennung eines Gremiums unabhängiger Sachverständiger, die eine faire Bewertung vornehmen, reichen können. Zusätzlich ist auf die Interessen der Managementbeteiligungen Rücksicht zu nehmen, die nicht immer ihre Carry-Berechtigung automatisch auf den Cotinuation Fund übertragen, sondern im Zweifel auch den Carry realisieren wollen.

Keine Neuausrichtung

Trotz dieser Herausforderungen bietet das Konzept eines Continuation Funds eine attraktive Alternative zum klassischen Exit innerhalb der üblichen Halteperioden. Geeignet erscheint dieses vor allem für sich gut entwickelnde, aber noch mit viel Potenzial versehene Unternehmen. Eine grundsätzliche Neuausrichtung der Investmentstrategien von Private Equity Häusern ist nicht zu erwarten; vielmehr erweitert ein Continuation Fund das Spektrum der Handlungsoptionen.

Dr. Bernd Egbers ist Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei Astera Legal.

*) Dr. Bernd Egbers ist Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei Astera Legal.

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