Corporate Sponsored Funds bieten Alternativen
Von Holger Hofmeister und
John Caccia*)
Vielen Unternehmen bieten sich angesichts der abflachenden Covid-19-Pandemie außergewöhnliche strategische Möglichkeiten. Diese Entwicklung wird getrieben durch den fortschreitenden technologischen Wandel in kapitalintensiven Branchen wie etwa erneuerbare Energien, Telekommunikation, Pharma oder Infrastruktur sowie durch florierende Kapitalmärkte und robuste M&A-Aktivitäten.
In Betracht kommende Möglichkeiten sind etwa Investitionen für organisches Wachstum, der Erwerb von neuen Technologien oder von eigene Geschäftsbereiche ergänzenden Aktivitäten, die Veräußerung von kein nachhaltiges Wachstum versprechenden Geschäftsbereichen oder Maßnahmen zur Eindämmung von Inflations- und Zinsrisiken.
Für jedes Unternehmen stellt sich angesichts dieser strategischen Möglichkeiten die Frage nach ihrer bestmöglichen Umsetzung, bei Investitionen insbesondere nach ihrer Finanzierung. Dabei kann Kapitaleffizienz eine kluge Strategie dadurch krönen, dass sich ihr Erfolg auch im Aktienkurs widerspiegelt.
Hier kommen Corporate Sponsored Funds (CSF) als mögliches Instrument ins Spiel. In dem CSF können neue Investitionen umgesetzt werden, etwa ein Infrastruktur- oder Technologieprojekt. Der CSF kann aber auch einen bestehenden Geschäftsbereich des Unternehmens übernehmen und weiterentwickeln.
Corporate Sponsored Funds sind ein Instrument, mit dem die Unternehmensführung ihre Ziele im Bereich Kapitaleffizienz erreichen und gleichzeitig große Kapitalmengen für die wichtigsten strategischen Initiativen bereitstellen kann. Vereinfacht ausgedrückt ist ein CSF ein privater Fonds, der – in Abgrenzung zu klassischen Investmentfonds – von einem Unternehmen verwaltet wird, das primär einer anderen als rein vermögensverwaltender Tätigkeit nachgeht, also etwa einem Energie- oder Industrieunternehmen.
Die einzigartige Attraktivität von CSFs liegt darin, dass sie in sich mehrere bedeutende Zielfunktionen vereinen, die sich auf andere Weise oft nicht zusammenführen lassen: CSFs können im großen Umfang zweckgebundenes Kapital für wesentliche Initiativen bereitstellen, CSFs generieren Umsätze für das Unternehmen, anstatt wie andere Formen der Finanzierung Kosten und Verwässerungseffekte durch Fremdkapitalaufnahme oder die Ausgabe neuer Aktien zu erzeugen, und CSFs gestatten dem Unternehmen die Monetarisierung von wertvollen „soft“ Assets und Kapazitäten, die in der Bilanz oft nicht entsprechend reflektiert werden (können), für Investoren aber sehr attraktiv sind, nämlich die Fähigkeit zur Erzeugung eines einzigartigen Dealflows für investierbare Vermögenswerte, die Expertise zur Verwaltung und Weiterentwicklung solcher Vermögenswerte und Investitionserfahrung.
Zudem können CSFs außerhalb der Bilanz stehen, wie manche Immobilienfinanzierung, und dadurch das Bilanzmanagement vereinfachen.
Regionen, Branchen und Sponsoren: CSFs sind häufiger in hoch entwickelten Volkswirtschaften anzutreffen, die für institutionelle Anleger eine zentrale Anlaufstelle für ihre größten Investitionen in alternative Vermögenswerte sind.
CSFs sind besonders geeignet für kapitalintensive Branchen, wie etwa erneuerbare Energien, Telekommunikation, Pharma, Infrastruktur, Kredit, Transport oder Automotive.
CSFs eignen sich grundsätzlich für viele verschiedene Arten von Unternehmen, werden aber am häufigsten durch große international tätige Konzerne mit einem starken Branchenprofil gegründet. Interessant sind CSFs für viele deutsche Konzerne, die von ihrer führenden Position in wichtigen kapitalintensiven Branchen und ihren grenzüberschreitenden Strukturen profitieren.
Vergütung und Bindung von Mitarbeitern: Angesichts der durch die Covid-19-Pandemie und den starken globalen Wettbewerb hervorgerufenen Verwerfungen haben die Unternehmen ihren Blick wieder verstärkt auf das Recruiting und vor allem die Bindung ihrer Toptalente gerichtet. CSFs kann auch unter diesem Gesichtspunkt eine wichtige Rolle zukommen. Denn die durch sie geschaffenen Managementfunktionen bieten die Gelegenheit, die Vergütung der Toptalente stärker mit globalen Gepflogenheiten in Einklang zu bringen.
Führende Investoren und CSFs: Wenig überraschend finden sich unter CSF-Investoren oft die weltweit größten institutionellen Anleger. Das beruht in Teilen auf deren besonderem Bedürfnis nach Zugang zu qualitativ hochwertigen Anlagemöglichkeiten in bestimmten Größenordnungen.
Die Attraktivität von CSFs für Investoren kann zudem durch eine gezielte Konfiguration gesteigert werden. Denkbar sind etwa ein CSF mit nur einem Investor (Fund of One) oder separate Managed Accounts innerhalb eines CSF. Mit einer solchen Konfiguration kann die Kapitalaufnahme beschleunigt und der CSF genau auf die besonderen Anforderungen und Präferenzen der wichtigsten Investoren zugeschnitten werden.
Nach allem bieten CSFs für Unternehmen eine Option der Kapitalaufnahme, die effizient und gleichzeitig in der Lage ist, die wichtigsten Faktoren für Wettbewerbsfähigkeit miteinander zu verbinden.
*) Dr. Holger Hofmeister ist Partner von Skadden in Frankfurt, John Caccia ist Partner der Kanzlei in New York.