Dentons

„Jetzt wird stärker büroübergreifend in Praxisgruppen gearbeitet“

Binnen weniger Jahre ist Dentons zu einer globalen Kanzlei mit mehr als 12.000 Anwälten aufgestiegen. Nun setzt Andreas Ziegenhagen, Managing Partner in Deutschland, stärker auf internes Wachstum.

„Jetzt wird stärker büroübergreifend in Praxisgruppen gearbeitet“

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Nach den Wachstumssprüngen in den vergangenen Jahren nimmt die Wirtschaftskanzlei Dentons verstärkt eine organische Ausweitung des Geschäfts in Deutschland in den Blick. „Größe ist nicht alles“, sagt Country Managing Partner Andreas Ziegenhagen. „Mit vier Standorten in Deutschland sind wir gut aufgestellt. Es gibt keine großen Lücken mehr im Full-Service-Angebot.“

Als Ziel für die nächsten Jahre gibt Ziegenhagen im Gespräch mit der Börsen-Zeitung ein Umsatzwachstum zwischen 5 und 10% im Jahr aus. 2021 kam Dentons hierzulande auf 105,8 Mill. Euro Umsatz, ein Anstieg um 18 % im Vergleich zum Vorjahreswert von 89,7 Mill. Euro, der im Branchenranking Platz 28 in Deutschland bedeutete. 260 Anwälte arbeiten für die deutsche Einheit.

Als Wachstumsfelder nennt Ziegenhagen regulatorische Themen und die Sektoren erneuerbare Energien und Real Estate. Außerdem Corporate M&A, auch bei Dentons die größte Praxisgruppe, und IT-Themen wie Datenschutz und Cyberkriminalität. Auch in Restrukturierung und Finance sei Dentons stark, ebenso im Kartell- und öffentlichen Wirtschaftsrecht.

Ziegenhagen leitet das Deutschlandgeschäft seit 2013, als Dentons aus dem Zusammenschluss der europäischen Salans, der angloamerikanischen SNR Denton und der kanadischen Fraser Milner Casgrain entstand. Unlängst wurde er für weitere drei Jahre als Managing Partner bestätigt. Mit mehr als 12 000 Anwälten und über 20 000 Mitarbeitern sei die Kanzlei die größte weltweit, betont der Rechtsanwalt, der zu den wenigen gehört, die gleichzeitig Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sind. Gemessen am globalen Umsatz – 2020 waren es 2,9 Mrd. Dollar – belegt Dentons Rang 4. Die Sozietät ist in 81 Ländern an 206 Standorten vertreten, darunter Regionen wie Afrika, China, Vietnam und Rumänien, wo die Erlöse je Berufsträger niedriger sind als in Zentren wie New York und London. Im Ranking der weltweit bekanntesten Kanzleien führt der Marktresearcher Acritas Dentons auf Rang 2.

Auch in Deutschland sei Dentons seit 2013 stark gewachsen, sagt der Restrukturierungsexperte. Die Zahl der Anwälte habe sich verdoppelt. Zu den Büros in Berlin und Frankfurt kam 2016 München und 2019 Düsseldorf hinzu. Ein weiteres Office, etwa in Hamburg oder Stuttgart, werde man nur aufmachen, „wenn eine größere Einheit zu uns stoßen will, die zu uns passt“. Auf der grünen Wiese werde man kein weiteres Büro in Deutschland eröffnen.

Polyzentrische Kanzlei

Die Managementstruktur in Deutschland hat Dentons zum Jahreswechsel neu aufgesetzt und die Führungsriege verjüngt. In die Umstrukturierung sind Erfahrungen aus der Pandemie eingeflossen: „Da war es egal, wo Leute sitzen.“ Die Veränderungen führen dazu, dass die Praxisgruppenleiter mehr Führungsaufgaben und Verantwortung erhalten. Sie sind für Recruiting, Ausbildung, Ernennung von Counsels und Partnern, Mandantenbeziehungen und Geschäftsentwicklung sowie für Budgetierung und Auslastung zuständig. „Früher haben wir das Office stark als Einheit angesehen. Jetzt wird stärker büroübergreifend in Praxisgruppen gearbeitet“, fasst Ziegenhagen zusammen. Die Officer Manager bleiben die Ansprechpartner vor Ort. Sie sind weiter für die Organisation der Niederlassung verantwortlich. „Es bleibt wichtig, dass sich die Kollegen auch am Standort vernetzen. Wir wollen keine Praxisgruppensilos“, sagt Ziegenhagen.

Der Mittelstand sei nach wie vor der Fokus, aber auch bei vielen Großkonzernen sei Dentons im Boot, sagt Ziegenhagen. Zu den Highlights unter den Mandaten zählt die Kanzlei die Beratung von Vonovia beim Verkauf von Wohnungsbeständen in Berlin an die öffentliche Hand und die Unterstützung von Daimler bei den Dieselklagen. Volkswagen hat Dentons beim Kauf der Kamerasoftware von Hella und die Paracelsus-Kliniken bei der Sanierung begleitet. „Der Bedarf des deutschen Mittelstands an internationaler Beratung ist hoch“, betont Ziegenhagen.

Auf globaler Ebene ist Dentons, die sich als polyzentrische Kanzlei versteht, als Schweizer Verein organisiert. Ziegenhagen gehört sowohl dem europäischen als auch dem weltweiten Board an. Es sei ein Vorteil, wenn man global aufgestellten Kunden eine global integrierte Beratung anbieten könne, betont er. „Die Einheiten in den Regionen werden grundsätzlich eigenständig gesteuert, nicht aus London, New York oder einer anderen Metropole heraus. Das unterscheidet uns von einigen anderen Kanzleien.“ So würden die Vorteile eines globalen Auftritts mit den Stärken lokaler Präsenz kombiniert.