Von Sabine Wadewitz, Frankfurt

Oppenhoff hat schnell auf die Pandemie reagiert. „Wir haben als eine der ersten Kanzleien eine Corona-Taskforce eingerichtet, die sich mit den für die Mandanten relevanten Themen beschäftigt“, sagt Jürgen Hartung, der jüngst ins Management der Kanzlei aufgestiegen ist. In Newslettern, Online-Seminaren und über Social-Media-Plattformen wurde Unterstützung angeboten in Fragen wie Kurzarbeit, Homeoffice, Mietrecht, Beihilfen, Datenschutz oder in jüngerer Zeit Impfung der Mitarbeiter. „Das haben die bestehenden Mandanten sehr goutiert.“ Oppenhoff habe über diese Initiativen auch neue Mandate gewonnen, sagt Myriam Baars-Schilling, Sprecherin der Kanzlei. Das sei insbesondere im Segment Handel und Konsumgüter gelungen, wo Oppenhoff einen Branchenschwerpunkt setzt.

Auch intern habe die Coronazeit große Umstellungen mit sich gebracht. Der Sozietät kam es zugute, dass sie zwei Jahre vor der Pandemie in der IT-Ausstattung kräftig aufgerüstet hatte. Damit stand die technische Infrastruktur bereit, um ins Homeoffice zu wechseln. Hartung geht davon aus, dass einiges aus der neuen Arbeitswelt nach der Pandemie fortgesetzt wird.

Die Geschäftsentwicklung wurde durch Corona nicht gebremst, ganz im Gegenteil. „2020 war mit einem zweistelligen Umsatzwachstum das stärkste Jahr der Kanzlei“, sagt Baars-Schilling. „Das war in Pandemiezeiten nicht zu erwarten.“ Dabei sei es nicht allein um „Krisenberatung“ gegangen. Viele Unternehmen hätten in der schwierigen Zeit auch Chancen ergriffen, um sich neue Wachstumsfelder zu erschließen, zum Beispiel im Online-Handel.

Zweistellig zugelegt habe die Kanzlei im Turnus 2020 auch in der Anzahl der Mitarbeiter auf 90 Berufsträger. Mittelfristig soll auf über 100 aufgestockt werden, „das ist die nächste Zielgröße“, sagt Baars-Schilling. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren extrem verjüngt und viele sehr starke junge Partner an Bord geholt.“ Ziel ist, im Markt weiter an Sichtbarkeit zu gewinnen. „Wir wollen bei Konzernen in allen Arten von Projekten auf dem Schirm sein und uns gern mit der Konkurrenz messen lassen“, ergänzt die Anwältin.

Oppenhoff ist aktuell mit Büros in Köln, Frankfurt und Hamburg vertreten. An allen Standorten könnten Partner hereingeholt werden, gleichzeitig wolle die Kanzlei organisch wachsen und Marktanteile gewinnen. Die Partner seien sehr stark in der operativen Beratung aktiv, das unterscheide Oppenhoff von manchem Wettbewerber. „Wir setzen auf Erfahrung und das Vertrauen der Mandanten.“ Dieses Selbstverständnis werde von starken Persönlichkeiten getragen. „Unsere Neuzugänge müssen fachlich und auch menschlich zu uns passen“, betont Baars-Schilling.

Den Aufbau des Frankfurter Büros seit 2013 bezeichnet Hartung als „tolle Erfolgsgeschichte“. In den vergangenen vier Jahren habe es dort mit prominenten Zugängen noch mal einen Schub gegeben. Dazu beigetragen habe der Aufbau eines Notariats an dem Standort und die Etablierung von Schwerpunkten in Private Equity sowie M&A-Versicherungen. „Die Erfolgsgeschichte wollen wir in Hamburg mit den richtigen Leuten, den richtigen Themen und den richtigen Ideen fortsetzen“, erklärt Baars-Schilling.

Der vor Jahren verstärkte Branchenfokus der Kanzlei zahle sich aus. Viele relevante Rechtsfragen tangierten mehrere Praxisgruppen und seien am besten interdisziplinär zu bearbeiten. „Entscheidend ist, den Mandanten mit dem Blick auf sein eigenes Geschäft zu beraten“, ergänzt die Anwältin. Dies sei nur möglich, wenn die Branche auch den Anwälten vertraut ist.

Neben dem Segment Handel und Konsumgüter fokussiert sich Oppenhoff unter anderem auf die Branchen Automotive, Versicherungen und Immobilienwirtschaft. Gesucht sei das Know-how zudem seit vielen Jahren im Gesundheitssektor sowie im Bereich Luftfahrt und Verteidigung. Mit dem interdisziplinären Ansatz habe sich die Kanzlei zudem im Beratungsgebiet Digitalisierung etabliert.

Cybersecurity sei ein wichtiges Thema, in dem Oppenhoff gefragt sei. Um interdisziplinär zu bündeln, habe die Kanzlei dafür eine Taskforce aus IT-Forensikern, Verhandlern, Versicherungsmaklern und Krisenkommunikationsexperten gebildet, um Unternehmen schnellstmöglich in der Abwehr von Cyberattacken zu unterstützen. „Diese Fälle häufen sich leider“, sagt Hartung, der auf IT-Recht spezialisiert ist.