„Wir sind viel integrierter als andere Kanzleien“
Von Sabine Wadewitz, Frankfurt
Die Corona-Pandemie hat auch bei White & Case die Arbeitsabläufe verändert, die positive Entwicklung der Kanzlei sei davon jedoch nicht beeinträchtigt worden. „Die Krise hat uns alle veranlasst, unter schwierigen Bedingungen noch effizienter zu arbeiten“, sagt Henning Berger, Office Executive Partner des Berliner Büros, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Insgesamt stellen wir fest, dass uns die Coronazeit national und international in der Sozietät eher zusammengeführt hat“, ergänzt Karsten Wöckener, Office Executive Partner des Frankfurter Standorts. Auch die Zusammenarbeit mit Mandanten sei von der Pandemie nicht gebremst worden. Die Anwälte hätten sich sogar in einer erhöhten Frequenz mit den Mandanten virtuell getroffen, umschreibt es Berger.
„Wirtschaftlich hat es uns nicht zurückgeworfen, sondern in bestimmten Mandatsbereichen befördert“, betont er. In Anspruch genommen wurde die Expertise in größerem Umfang als sonst in der Restrukturierung. Berger geht davon aus, dass sich diese Nachfrage in den kommenden Monaten fortsetzen wird. An allen deutschen Standorten der Kanzlei seien erfahrene Insolvenzverwalter präsent. Die laufende Beratung etwa im Aufsichtsrecht und bei prozessrechtlichen Streitigkeiten sei parallel zu den zusätzlichen Restrukturierungsaufträgen ungebremst weitergelaufen, erklärt Wöckener. Die Liquiditätssicherung in Unternehmen, aber auch M&A-Transaktionen lösten zusätzliche Nachfrage in der Begleitung von Emissionen und Darlehensaufnahmen aus.
„Die Strategie der Kanzlei ist insgesamt nicht an nationalen Zielen, sondern global ausgerichtet“, umschreibt Wöckener das Führungsprinzip. „Wir folgen einheitlichen Werten an allen Standorten weltweit.“ Über Werte sei im vergangenen Jahr in der Kanzlei sehr viel gesprochen worden. „Wir erwarten von allen anwaltlichen Mitarbeitern die Kultivierung eines Global Mindset. Wir wollen weltoffen und weltausgerichtet sein, das ist ein zentraler Punkt unserer Strategie“, sagt Wöckener.
White & Case folge wirtschaftlich einem „fokussierten Wachstumsplan“, der vom Einsatz technischer Innovationen und angemessener betriebswirtschaftlicher Instrumente begleitet werde. Die globale Ausrichtung spiegele sich auch in der Personalentwicklung wider, wobei die Teams in den vergangenen Jahren sukzessive verjüngt wurden. Auch in der Personalentwicklung werde nicht national gedacht, sondern standort- und länderübergreifend. So sei auch in Deutschland kein nationales Management am Ruder, die Führung laufe über die regionalen Praxisgruppen und die Office Executive Partner der Büros.
Deutschland sei global ein sehr wichtiger Markt und starker Umsatzbringer im Netzwerk, in der Organisation sei er aber integriert in die Region EMEA. Von dort wird die globale Strategie in die Praxisgruppen hinein gesteuert. „Wir sind viel integrierter als andere Kanzleien“, sagt Wöckener. Es werde zwar dezentral geführt, doch alle Leitungsebenen seien eng miteinander verknüpft.
In den vergangenen Jahren sei die Kanzlei global so vorangekommen, dass sie einen Gesamtumsatz von deutlich über 2 Mrd. Dollar erreicht habe. Auch in den Profitabilitätskennzahlen liege die Sozietät weit vorn mit einem Umsatz je Anwalt von 1 Mill. Dollar und einem Gewinn je Equity-Partner von mehr als 3 Mill. Dollar. „Damit heben wir uns von einer Vielzahl unserer Wettbewerber ab“, sagt Berger. Auch in Deutschland seien alle relevanten Kennzahlen auf „sehr gutem Niveau“ mit zuletzt 182 Mill. Euro Umsatz. In der Region EMEA liege Deutschland im Ertrags-Ranking hinter London auf Platz 2.
Fokus auf Finanzindustrie
White & Case habe in den vergangenen Jahren Industrie- und Mandantenschwerpunkte entwickelt. „Wir wollen fokussiert für bestimmte Industrien tätig sein“, erklärt Berger. Eine besondere Rolle habe die Finanzindustrie, in der auch Berger und Wöckener mit unterschiedlichen Schwerpunkten beraten. Als voll integrierte Kanzlei seien die Teams in allen Finanzzentren weltweit tätig. White & Case konzentriere sich auf Schlüsselmandanten, die umfassend „in besonders wichtigen und komplexen Mandaten“ begleitet würden. „Im Erreichen dieser Ziele haben wir in den vergangenen Jahren sehr große Fortschritte gemacht“, so Berger. „Das lässt sich an unseren betriebswirtschaftlichen Kennzahlen sehr gut erkennen.“