Langfristig hohe Erträge
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Das vergangene Jahr ist für Anleger ein Annus horribilis gewesen. Dabei haben der Einmarsch Russlands in die Ukraine und in der Folge der massive Anstieg der Teuerungsrate nicht nur zu deutlichen Straffungen der Notenbanken geführt. Auch die Weltaktienmärkte sind eingebrochen. Vor diesem Hintergrund haben global ausgerichtete Aktienfonds 2022 laut einer Analyse von Scope 15,8% an Wert verloren.
Klar wird, dass selbst weltweit investierende Aktienfonds keine eierlegende Wollmilchsau sind. Sie unterliegen auch dem allgemeinen Aktienmarktrisiko. Deutliche Rückschläge gehören also dazu. Gleichwohl sind gerade global ausgerichtete Aktienfonds für längerfristig orientierte Anleger attraktiv. Viele Finanzfachleute stufen sie denn auch als Basisinvestment ein. In den vergangenen Jahren waren Engagements am Weltaktienmarkt sehr lukrativ. So hat der Weltaktienindex MSCI World Net in Euro in den vergangenen 20 Jahren satte 449% zugelegt (siehe auch den Chart). Dies entspricht einer Performance von 8,9% pro Jahr. Und eine Reihe von Gründen spricht dafür, dass globale Aktien auch weiterhin langfristig überzeugen dürften, selbst wenn zwischenzeitlich immer einmal, wie 2022 geschehen, magere Jahre dabei sind.
Denn über weltweit anlegende Aktienfonds profitieren Anleger von einer breiten Streuung über mehrere Regionen und Branchen hinweg. Ihnen wird somit die Dynamik des Weltaktienmarkts zuteil oder auch die bestimmter schnell wachsender Regionen sowie die von Einzelwerten. Hinzu kommen die zumindest langfristig wachsenden Gewinne von Unternehmen, Aktienrückkäufe und mitunter üppige Dividenden als Unterstützungsfaktoren.
Interessant ist es, zu analysieren, welche Produkte, Fonds oder Einzelpersonen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit Kapitalanlagen reich geworden sind. Die rentenlastige und mit vollumfänglichen Garantien ausgestattete Riester-Rente war es jedenfalls nicht. Überzeugt und das Vermögen ihrer Anteilseigner deutlich vermehrt haben hingegen der schwedische Pensionsfonds AP7 oder der norwegische Staatsfonds, die beide in hohem Maße an den Weltaktienmärkten investiert haben. Auch die Yale-Stiftung hat ihr Vermögen über das Eingehen von Aktienmarktrisiken deutlich gesteigert. Und der erfolgreichste Investor dieser Welt, Warren Buffett, ist über Aktieninvestments, und das nicht nur in den USA, sondern weltweit, sagenhaft reich geworden.
Profitiert haben die global anlegenden Aktienfonds natürlich durch die überdurchschnittliche Performance der großen Technologieaktien, sprich Apple, Microsoft, Amazon und Alphabet. Dass gerade diese Werte so stark zulegen, mag sich künftig durchaus ändern. Aber durch ein globales Engagement am Aktienmarkt erhalten Anleger eben Zugang zu anderen schnell wachsenden und profitablen Aktien. Manager von aktiven Fonds können gerade diesen Umstand nutzen. Wobei sich natürlich durchaus die Frage stellt, inwieweit es ihnen auf Dauer gelingt, damit eine überdurchschnittliche Performance zu erzielen.
Ein Anleger könnte sich bei seinen Engagements allein auf den deutschen Aktienmarkt beschränken, was auch in bestimmten Phasen durchaus ertragreich ist. Eine globale Allokation kann zum einen aber über eine breitere Streuung das Aktienmarktrisiko reduzieren. Zum anderen können Weltaktienfonds eben auch in attraktive Werte investieren, die ihren Sitz nicht in Deutschland haben. „Man sollte sein Kapital möglichst global allokieren“, meint denn auch Thomas Romig, Head of Multi Asset Portfolio Management bei Assenagon. „Länder wie die Vereinigten Staaten, China oder auch Indien bieten Unternehmen ein dynamischeres Wirtschaftsumfeld und damit bessere Renditechancen als Deutschland, das aufgrund starker Bürokratie und Regulierungen limitiert bleiben wird.“ Sollten jedoch Reformen ergriffen werden, dürfte Deutschland laut Romig auch bei Anlegern wieder in den Vordergrund rücken.
Wie die Tabelle zeigt, haben praktisch alle aktiven Weltaktienfonds auf Sicht von zehn Jahren deutlich an Wert zugelegt. Auch ist das Volumen einzelner Fonds mitunter kräftig gewachsen. So sind die beiden Dickschiffe DWS Vermögensbildungsfonds I und UniGlobal aktuell mehr als 11 Mrd. Euro schwer.
Auf Sicht von zehn Jahren hat der Global Opportunity Fonds von Morgan Stanley mit 15,6% pro Jahr den höchsten Wertzuwachs erzielt. Doch ist dieses Produkt unter den betrachteten Fonds auch am risikoreichsten, was sich auch am Verlust von 18,1% auf Jahressicht zeigt. Ähnliches gilt für den Global Focus Growth Fund von T. Rowe Price, der auf Jahressicht 13,9% verloren hat, aber über zehn Jahre auf eine Performance von 14,4% pro Jahr kommt.
Stattliche Wertzuwächse über zehn Jahre haben mit 11,0% pro Jahr sowie 10,6% pro Jahr die beiden großen Flaggschifffonds UniGlobal und DWS Vermögensbildungsfonds I erzielt. Der 4,3 Mrd. Euro schwere Deka-GlobalChampions hat auf Jahressicht zwar 11,1% eingebüßt, kommt aber über zehn Jahre auf einen ordentlichen Wertzuwachs von 10,2%.
Eine überzeugende Performance haben auch nachhaltig ausgerichtete Produkte erzielt, wobei insbesondere die großen Tech-Firmen in aller Regel die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. So kommt der LGT Sustainable Equity Global über zehn Jahre auf ein Plus von 11,7% pro Jahr, während der Metzler Global Equities Sustainability über zehn Jahre eine Performance von 11,1% pro Jahr aufweist.
Seit Jahresbeginn haben die weltweiten Aktienmärkte wieder klar zugelegt. Deutlich wurde, dass es nach einer Abwärtsbewegung an den Märkten auch immer wieder nach oben geht. Insgesamt bleiben weltweit ausgerichtete Aktienfonds ein aussichtsreiches Investment. Ob künftig aber die hohen Wertzuwächse der vergangenen 10 oder 20 Jahre erreicht werden können, weiß heute natürlich niemand.