renditeIm Fragebogen

„Riskiere nicht zu viel. Aber auch nicht zu wenig“

Alexander Raviol, Partner, CIO Alternative Solutions und Mitglied des Executive Committee bei Lupus alpha Asset Management, beantwortet den Fondsmanagerfragebogen der rendite.

„Riskiere nicht zu viel. Aber auch nicht zu wenig“

Im Fragebogen

„Riskiere nicht zu viel. Aber auch nicht zu wenig“

Herr Raviol, wann und womit haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient?

Im Studium habe ich in einem Blechbläser-Quintett Trompete gespielt. Wir sind  bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen aufgetreten und haben ganz ordentlich Geld verdient. Ich war nicht schlecht  auf dem Instrument und hätte es fast studiert. Es wurde dann aber
Physik.

Wofür haben Sie es ausgegeben?

Ich war schon damals ein Hi-Fi-Enthusiast und habe mir meine erste hochwertige Stereoanlage geleistet. Diese Leidenschaft ist bis heute geblieben.

Was war Ihr erstes Investment an den Märkten?

Mit 19 Jahre habe ich VW-Aktien gekauft, inspiriert von der Zeitschrift „Börse-Online“, die es damals schon gab. Ein Unternehmen mit so bekannten Produkten muss auch eine lohnende Aktie haben, dachte ich. Sie lief über Jahre seitwärts, bis ich sie ohne großen Gewinn verkauft habe.

Was war Ihr erfolgreichstes Investment?

Ganz klassisch Aktienfonds, die ich in jungen Jahren gekauft und sehr lange gehalten habe. Mein erster Aktienfonds war der Concentra, der damals noch zum Deutschen Investment Trust gehörte, der Fondsgesellschaft der Dresdner Bank.

An welches Fehlinvestment erinnern Sie sich?

Da gibt es schon einige. An das erste Mal erinnere ich mich besonders gut: Ich habe privat einen Call auf Karstadt gekauft, bevor ich wirklich verstanden habe, wie Optionen funktionieren. Er ist wertlos verfallen, was mich damals etwa 2.000 DM gekostet hat. Teures Lehrgeld!

Treffen Sie Ihre private Anlageentscheidungen allein, oder beraten Sie sich mit jemandem?

Mit meiner Frau spreche ich darüber, und das ist sehr hilfreich, weil sie als professionelle Musikerin eine vollkommen andere Perspektive auf die Materie hat.

Gibt es eine bestimmte Anlagestrategie, die Sie verfolgen?

Demut vor der eigenen Prognosefähigkeit bewahren. Deshalb ist mir eine große Diversifikation wichtig. Und ich investiere langfristig.

Welche Kennzahlen sind für Sie wichtig, wenn Sie sich ein Wertpapier näher anschauen?

Ich kann keine Kennzahl hervorheben, es ist immer die Kombination aus vielen Zahlen, die ein Gesamtbild ergibt. Ganz wichtig auch: Die qualitative Perspektive nicht vernachlässigen.

Wie wichtig ist für Sie das Thema Nachhaltigkeit beim Investieren?

Bei der privaten Geldanlage kann jeder seinen eigenen Weg verfolgen. Im professionellen Umfeld sind ESG-Kriterien längst zum Standard geworden. Sie haben die traditionellen Dimensionen der Kapitalanlage Rendite, Risiko und Liquidität um eine vierte ergänzt.

Haben Sie bei der Geldanlage ein Vorbild?

Ich habe kein einzelnes Vorbild, aber viele haben mich inspiriert. Dazu gehört Prof. Edward O. Thorp. Mit „Beat the Dealer“ veröffentlichte er 1962 das Standardwerk für Blackjack-Spieler. Darauf konnte er später aufbauen: Als einer der ersten Mathematiker setzte er sehr erfolgreich quantitative Methoden an den Finanzmärkten ein.

Ihr Motto beim Investieren lautet?

Riskiere nicht zu viel. Aber auch nicht zu wenig.

Welches Buch sollten Anleger gelesen haben?

„Narren des Zufalls: Die unterschätzte Rolle des Zufalls in unserem Leben“, ein Klassiker von Nassim Taleb. Viele Menschen unterschätzen den Zufall im Leben und besonders auch an den Finanzmärkten.

Welches Wertpapier oder welche Assetklasse würden Sie auf Jahressicht empfehlen?

Auf Jahressicht ist ein sehr kurzer Zeitraum. Wenn jemand das Geld in einem Jahr wirklich braucht, empfehle ich mindestens 80% Cash.

Sie haben eine Million Euro und müssen diese mit einem Anlagehorizont von zehn Jahreninvestieren. Wie würden Sie das Geld aufteilen?

Das nächste Jahrzehnt wird von strukturell höherer Inflation geprägt sein, als wir es in den vergangenen Jahrzehnten erlebt haben. Deshalb kann ich keine Anleihen empfehlen. Meine Empfehlung liegt zur Hälfte bei Aktien und zu einem Viertel in Rohstoffen. Da ich mit höheren Schwankungen rechne, halte ich das verbleibende Viertel in Cash, um in Korrekturen handlungsfähig zu bleiben und antizyklisch investieren zu können.

Alexander Raviol ist Partner und CIO Alternative Solutions bei Lupus alpha. Umfassende Kapitalmarkterfahrung sammelte der Diplom-Physiker u.a. im Assetmanagement der Dresdner Bank sowie bei der UBS und der HSH Nordbank.