Immobilien

1A-Lagen im Einzelhandel trotzen Krise

"Aber nur 20 Meter weiter fallen die Mieten ins Bodenlose" - Weitere frühere Hertie-Häuser verkauft

1A-Lagen im Einzelhandel trotzen Krise

ge Berlin – Trotz schwieriger Rahmenbedingungen hält sich der Vermietungsmarkt zumindest für Geschäfte in Toplagen stabil. Für das neue Jahr zeigt sich Jones Lang LaSalle verhalten optimistisch. Dagegen geraten die Mieten von Ladenlokalen nur wenige Meter von den Haupteinkaufsstraßen entfernt zunehmend unter Druck. Derweil konnten vier weitere frühere Hertie-Kaufhäuser veräußert werden.Die Hertie-Häuser befinden sich zu großen Teilen in 1 A-Lagen mittelgroßer Städte, vor allem in Nordrhein-Westfalen und in Norddeutschland. Von den jetzt veräußerten Immobilien hat die Kaufland-Stiftung zwei Objekte in den Ruhrgebietsstädten Hattingen und Essen-Borbeck übernommen. Beide sollen als Kaufland-SB-Warenhäuser genutzt werden. Die Handelskette, die wie der Discounter Lidl zur Schwarz-Gruppe gehört, hat damit schon sechs Hertie-Immobilien erworben – und prüft die Übernahme weiterer Standorte, wie der mit der Vermarktung beauftragte Berater BNP Paribas Real Estate, die frühere Atisreal, erklärt. Über Ort und Käufer der anderen beiden Objekte wurde Stillschweigen vereinbart. Insgesamt sind damit 18 der ursprünglich 64 Hertie-Häuser veräußert worden. Da die Käufer meist regionale Projektentwickler waren, die Immobilien quasi vor ihrer Haustür erwarben, sind bislang nicht nur die besten Häuser verkauft worden, wie Christoph Meyer versichert, Mitglied der Geschäftsführung von BNP Real Estate: “Der überwiegende Teil der noch zum Verkauf stehenden Standorte hat noch ein riesiges Wertentwicklungspotenzial.” Textilhandel dominiertMehr oder weniger Selbstläufer sind dagegen Geschäfte in 1 A-Lagen in großen deutschen Städten. Obwohl der Handel ein wohl 2-prozentiges Umsatzminus 2009 befürchtet, ist die Vermietung solide verlaufen, wie eine Erhebung des Retail-Spezialisten Kemper’s Jones Lang LaSalle ergab. Allerdings habe die Finanzkrise Mängel in der Positionierung einiger Anbieter “erbarmungslos” offengelegt, beobachtet Marc Alfken, Leiter der deutschen Handelsvermietung bei Kemper’s. Andererseits hätten starke Konzepte Sonderkonjunkturen verbucht. Einige neue Markteintritte hätten das Geschäft in 1 A-Lagen zusätzlich stabilisiert. Für 2010 zeigen sich die Spezialisten gleichwohl nur verhalten optimistisch. Der Handel sei nach einem nur in Teilen erfolgreichen Weihnachtsgeschäft verunsichert, nach wie vor sei “viel Fläche” auf dem Markt, heißt es. Gut die Hälfte aller in den sieben deutschen Kaufmetropolen neu angemieteten Flächen wurde allein vom Textileinzelhandel in Beschlag genommen, nach “nur” 41 % im Jahr zuvor. Ein Zehntel aller Flächen fragten Gastronomen nach, inklusive Bulettenbratern. Auffällig war im Vorjahr auch, dass Großflächen ab 1 000 Quadratmeter stärker vermietet wurden als bisher. Leipzig und MünchenNicht ganz die Hälfte aller neu vermieteten Einzelhandelsflächen entfielen Jones LaSalle zufolge auf die sieben Bürohochburgen hierzulande (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart) sowie Leipzig – wobei in der Sachsen-Metropole mit gut 14 000 qm genauso viel Fläche umgesetzt wurde wie in der bayerischen Landeshauptstadt. Besser waren nur Frankfurt mit 19 000 qm und Berlin mit fast 24 000 qm in 1 A-Lagen. Summa summarum wurde fast die Hälfte aller Flächen an international operierende Einzelhandelskonzepte vermietet.Deutlich schlechter sieht es dagegen oftmals nur um die Ecke einer 1 A-Lage aus. “Nur 20 Meter weiter fallen die Mieten ins Bodenlose”, beobachtet Rüdiger Thräne, der Berliner Niederlassungschef von Jones Lang LaSalle. Werden am Tauentzien – der Straße zwischen Gedächtniskirche und dem Luxuskaufhaus KaDeWe – für ein 100 qm großes Ladengeschäft Spitzenmieten von 250 Euro/qm monatlich gezahlt, können Vermieter am Wittenbergplatz (der Seitenfront des KaDeWe) nur mit mageren 25 Euro bis 30 Euro rechnen. Das Verkaufsmultiple fällt deutlich ab: Ist in Berliner 1 A-Lagen das 19- bis 20fache der jährlichen Nettokaltmieten üblich, schnurrt der Faktor in der dicht angrenzenden B-Lage auf das 15- bis 16fache zusammen.Wie Immobilienspezialisten beobachten, wächst die Differenz zwischen 1 A- und B- oder C-Lagen. Gerade in Krisenzeiten drängten Einzelhändler in Toplagen, um ihre Umsätze zu sichern, was die dortigen Miet- und Preisniveaus stabilisiere, wie es heißt. Dagegen rutschten schlechtere Standorte ab, da ungewiss sei, wie lange eine leere Fläche unvermietet bleibe.