2013 wird das Jahr der physischen Indexfonds
Der weltweite Markt für börsengehandelte Passivprodukte steht vor einem weiteren Prädikatsjahr. Das Anlagevermögen ist dank kräftiger Zuflüsse so hoch wie nie zuvor. Der Markt in Europa hinkt wegen der Zurückhaltung der Anleger hinterher. Synthetische ETF haben in Europa an Beliebtheit eingebüßt. Die typischen Vertreter von synthetischen ETF werden 2013 ihr Angebot bei physisch replizierenden Produkten ausbauen.Von Armin Schmitz, FrankfurtVon Januar bis November ist das weltweit verwaltete Vermögen in den Exchange Traded Funds (ETF), Exchange Traded Commodities (ETC) und Exchange Traded Notes (ETN) um 23,8 % auf das Rekordniveau von 1,9 Bill. Dollar bzw. umgerechnet 1,5 Bill. Euro gestiegen. Ein Blick zurück zeigt, dass der ETP-Markt, gemessen an den Assets under Management, in den zurückliegenden zehn Jahren mit einer Rate von durchschnittlich 30 % p. a. gewachsen ist.Zuletzt konnten die Passivprodukte vor allem bei Aktien erneut mehr Neugelder akquirieren als die aktiv gemanagten Publikumsfonds. Gemäß den Angaben von BlackRock verzeichneten die aktiven Fonds, die in Aktien der Industrieländer anlegen, in den ersten elf Monaten des Jahres Nettoabflüsse von 164 Mrd. Dollar. Die ETP sahen dagegen Neugelder in Höhe von netto 91 Mrd. Dollar. Aktiv gemanagte Emerging-Markets-Fonds verbuchten Nettozuflüsse von 7 Mrd. Dollar, während die Indexfonds auf Schwellenländer netto 39 Mrd. Doller einsammelten. Lediglich bei den Renten mussten die Passivprodukte den aktiv gemanagten Fonds den Vortritt lassen. Investoren legten netto 69 Mrd. Dollar in ETF an, während die aktiven Publikumsfonds netto auf 395 Mrd. Dollar kamen.Die insgesamt positive Entwicklung darf allerdings nicht verdecken, dass sich der Markt auf den verschiedenen Kontinenten unterschiedlich entwickelt hat. Die Wachstumsraten sind am US-Markt am höchsten. So vereinten die dort zugelassenen ETF in den ersten elf Monaten mehr als 72 % der Gesamtzuflüsse auf sich. 12 % stammen aus Europa und knapp 11 % kommen aus Asien.Das Anlagevermögen wuchs in den USA um knapp 24 %, in Asien um 20 %. Es zeigt sich, dass das Wachstum in Europa von rund 19 % nicht ganz Schritt halten kann. Hier zeigt sich recht deutlich, dass die Schuldenkrise vor allem in Europa zu einer Zurückhaltung der Anleger geführt hat.Daraus erklärt sich auch, dass in Europa vor allem Rohstoffprodukte auf den Kauflisten der Anleger standen. Sie investierten netto 9,1 Mrd. Dollar schwerpunktmäßig in Gold-ETC und Gold-ETF. Dabei sammelte allein der Physical Gold Source P-ETC 1,5 Mrd. Dollar ein. Aktien-ETF folgten mit Neugeldern in Höhe von netto 8,6 Mrd. Dollar. Dabei bevorzugten Anleger Produkte wie den iShares MSCI Emerging Markets, der auf einen Nettozufluss von 1,2 Mrd. Dollar kam. Erst auf dem dritten Rang kamen die Rentenprodukte mit netto 7,8 Mrd. Dollar. Interesse an Aktien steigtDie Ankündigung des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, unter bestimmten Voraussetzungen notfalls unlimitierte Käufe von Anleihen vorzunehmen, um die notleidenden Staaten in Südeuropa zu unterstützen, steigerte ab September auch wieder das Interesse an Aktien-ETF. Die Nettozuflüsse nahmen deutlich zu. Dieser sogenannte “Draghi-Put” dürfte das Abwärtsrisiko deutlich begrenzen, sodass eine Reihe von Experten erwarten, dass sich der Aktienmarkt beleben wird und sich dadurch die Zuflüsse in die Aktienprodukte verstärken werden. Der Anlagenotstand bei Staatsanleihen wird zugleich das Anlegerinteresse an den ETF auf High-Yield-Papiere, Corporate Bonds oder gar Emerging-Markets-Anleihen hochhalten. Die im Jahr 2012 gesehene Tendenz dürfte sich also verstärken. Obwohl die Diskussion über die Risiken der swapbasierten ETF nach der Vorlage der Regulierungsvorschläge der EU-Finanzaufsicht ESMA zur Ruhe gekommen ist, zeigt die Verteilung der Neugelder, dass die Anleger verstärkt auf physische ETF setzen. Von Nettozuflüssen von rund 22 Mrd. Dollar in Europa entfielen hier allein 14,7 Mrd. Dollar auf iShares. SPDR kam auf Neugelder von 2,1 Mrd. Dollar. Beide sind bekannte Anbieter von physisch replizierenden ETF .Anleger zogen dagegen vor allem aus den swapbasierten Indexfonds Mittel ab. Die Commerzbank-Tochter Comstage gehörte mit Mittelabflüssen von netto 1,4 Mrd. Dollar zu den größten Verlierern. Dahinter folgt EasyETF mit netto 831 Mill. Dollar. Verschiedene Anbieter reagierten auf diese Entwicklung und erweiterten ihr Angebot um physisch replizierende Indexfonds. Die bekannten Vertreter für die synthetischen Produkte wie DB X-Trackers und Lyxor werden ihr Angebot um physisch replizierende, börsengehandelte Indexfonds erweitern. Dieser Trend sollte sich verstärken.Ein Preiskampf wie in den USA ist bis jetzt noch nicht in Sicht. Das könnte sich allerdings ändern, wenn der weltweit zweitgrößte Anbieter Vanguard in den europäischen Markt eintritt. Die Gesellschaft hat in den USA durch kräftige Senkungen der Verwaltungsgebühren einen Preiskrieg angezettelt, der eine Konsolidierung des Marktes einleitete.