Kapitalanlage

Absicherung gegen hohe Energiekosten

Aktien der Ölmultis sind niedrig bewertet - Die breite Aufstellung schützt vor sinkenden Rohstoffpreisen

Absicherung gegen hohe Energiekosten

Von Armin Schmitz, Frankfurt Benzin hat in den vergangenen Tagen an den Tankstellen neue Rekordhöhen erreicht. Während in Deutschland die Verbraucher gelassen sind, reicht ein Preis von 63 US-Cent pro Liter in den USA aus, dass die Politiker auf die Barrikaden gehen. Angesichts der hohen Profite der großen Ölfirmen möchte der US-Kongress Gegenmaßnahmen ergreifen. Tatsächlich wird die Politik wenig gegen die steigenden Spritpreise ausrichten können. Zu zahlreich sind die Einflussfaktoren auf den Ölpreis. Neben dem Förderausfall in Nigeria, dem Atomstreit des Westens mit dem Iran und der Erschöpfung der großen Ölquellen ist der Energiehunger Chinas eine der größten Antriebskräfte für den steigenden Ölpreis. Die chinesische Nachfrage nach Öl ist ungebrochen. Allein im Januar stiegen die Importe um 60 %. UngleichgewichteNach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) wächst derzeit die weltweite Ölnachfrage schneller, als neue Produktionen auf den Markt gelangen. Die Agentur schätzt für den Zeitraum von Januar bis März 2006 eine Nachfrage von 85,2 Mill. Barrel täglich. Das sind gut 700 000 Barrel mehr, als durchschnittlich gefördert werden. Eine rasche Erhöhung der Kapazitäten ist wegen des knappen Angebots bei Ausrüstungsmaterial zur Erschließung von neuen Förderfeldern und Fachleuten kurzfristig nicht möglich. Eine Möglichkeit, sich gegen steigende Treibstoffpreise abzusichern, besteht in der Investition in die Aktien großer Ölproduzenten. Die breiten Geschäftsportfolios von Raffinerien über die Exploration bis hin zum Service erlauben den Konzernen auch Gewinne zu erwirtschaften, wenn der Ölpreis fällt. Tatsächlich gelten die Papiere der Multis mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von 7 bis 11 als nicht teuer. Der gemessen an der Marktkapitalisierung weltweit größte nichtstaatliche Ölkonzern Exxon Mobil gilt mit einem KGV von 11 wegen der hohen Wachstumsdynamik als attraktiv. Allein der Umsatz 2005 von 283 Mrd. Euro ist so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz. Exxon gilt unter Analysten als am besten diversifizierter Ölkonzern der Welt. Sollte der Ölpreis deutlich fallen, dürfte zwar auch der Aktienkurs unter Druck geraten. Die Gewinne gehen aber nur um 1,6 % zurück, falls der Ölpreis um 1 Dollar fällt – deutlich weniger als bei den Konkurrenten. Im Vergleich zu Mitbewerbern wie Shell (72 %) hat Exxon auch eine extrem hohe Ersetzungsquote bei den Ölreserven von 112 %. Damit die Quote nicht absinkt, will Exxon bis 2010 jährlich bis zu 20 Mrd. Dollar in neue Förderprojekte investieren. Exxon gilt als defensiver Wert im Ölsektor.Gemessen am KGV von lediglich 7 gilt ConocoPhillips als einer der preiswertesten Titel. Wie auch die Mitbewerber verzeichnet der drittgrößte US-Ölkonzern durch die gestiegenen Öl- und Gaspreise eine glänzende Geschäftsentwicklung. Fantasie erhält der Wert durch die erfolgreiche Integration des zuletzt übernommenen Erdgasförderers Burlington Resources. Die Analysten von Prudential Financial schätzen, dass sich die Kostensynergien positiver auf die Ertragsentwicklung auswirken als erwartet. Die französische Total decken wie Exxon von der Exploration über die Förderung und Weiterverarbeitung bis hin zum Vertrieb das ganze Spektrum der Energieindustrie ab. Dank der hohen Öl- und Gaspreise entwickelt sich das Geschäft besser als von vielen Analysten erwartet. Sowohl Förderung (Upstream) als auch Vertrieb (Downstream) entwickeln sich sehr positiv. Mit einer Ersetzungsquote von 95 % ist Total gut aufgestellt. Die gesicherten Reserven reichen voraussichtlich für zwölf Jahre. Kursfantasie besteht durch einen Börsengang der Chemie-Sparte und die niedrige Bewertung mit einem KGV von 10. Um das Risiko einer Einzeltitelauswahl zu senken, besteht die Möglichkeit, über Zertifikate in Indizes zu investieren. Einer breiten Diversifizierung gleich kommt ein Zertifikat auf den Amex Oil Index der Société Générale (DE000SG0F4L7). Das Marktbarometer enthält die 13 weltweit größten Ölproduzenten. Das Risiko von Währungsschwankungen schaltet der Quanto-Mechanismus des Amex-Oil-Index-Produkts von ABN Amro aus (NL0000470094). Die Währungsabsicherung kostet den Anleger jährlich etwa 4 %, die kontinuierlich vom Wert des Zertifikats abgezogen werden. Eine direkte Absicherung gegenüber steigenden Spritpreisen sind Partizipations-Zertifkate direkt auf Brent Crude Oil (NL0000202109). Diese Produkte vollziehen die Bewegung des Terminkontrakts ohne Hebelfunktion eins zu eins nach.