Portfolio

Absicherung gegen hohe Lebensmittelpreise

Agribusiness-Unternehmen profitieren von steigenden Rohstoffnotierungen - Investition ist weniger riskant

Absicherung gegen hohe Lebensmittelpreise

Von Armin Schmitz, Frankfurt Unruhen auf Haiti, Ausfuhrverbote für Reis in Ägypten, China und Indien sowie hohe Teuerungsraten für Nahrungsmittel in den Industrieländern zeigen, dass die steigenden Preise für Agrarrohstoffe zu einem globalen Problem geworden sind. Tatsächlich haben sich die Preise von Reis und Weizen in den vergangenen zwei Monaten um 75 und 120 % verteuert. Die Industriestaaten mit ihrer Nachfrage nach Biosprit verantwortlich dafür zu machen, die Nahrungsmittelpreise nach oben zu treiben, ist sicherlich zu kurz gedacht. Missernten durch veränderte klimatische Bedingungen, die veränderten Ernährungsgewohnheiten in den aufstrebenden asiatischen Schwellenländern China und Indien, die Verringerung von Anbauflächen und das weltweite Bevölkerungswachstum – es ist ein Bündel von Ursachen, das die Preise für Agrarrohstoffe in die Höhe treibt. Allein wegen der veränderten Ernährungsgewohnheiten und des damit verbundenen wachsenden Bedarfs in den asiatischen Ländern wird die Nahrungsmittelproduktion in den nächsten Jahren um durchschnittlich 3,3 % p. a. steigen. Zwar wird spekulativ eingestellten Investoren angelastet, dass sie für einen Großteil der Preissteigerungen an den Rohstoffmärkten verantwortlich seien. Doch die Entwicklung bei Reis und Milch, auf die es nur kleine, wenig liquide Terminkontrakte gibt, zeigt, dass nicht nur diese Anleger die Preise der Nahrungsmittel in die Höhe treiben. Ertrag steigernEine Möglichkeit, an der Entwicklung zu partizipieren, stellt die Investition in Firmen dar, die ihr Geschäftsfeld in der Agrarindustrie haben oder von ihr profitieren. So haben sich in den vergangenen Wochen die Düngemittelhersteller hervorragend entwickelt. Wegen der gestiegenen Preise für Weizen, Soja, Mais und andere Soft Commodities haben die Landwirte ihre Produktion erhöht. Dafür ist der verstärkte Einsatz von Düngemitteln notwendig. Das hat zu einer Hausse der Aktien von Düngemittelproduzenten wie Potash Corp aus Kanada, der amerikanischen The Mosaic Co. oder K + S geführt. Da allein in Indien und China in diesem Jahr mit einer Verdoppelung des Getreidebedarfs gerechnet wird, gehen die Analysten von einer Verdreifachung der Gewinne der US-Düngemittelproduzenten aus. Aktuell werden in China rund 600 Dollar für eine Tonne Kali bezahlt, was einer Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr entspricht. Für den Sommer wird ein Anstieg der Tonnenpreise auf 750 Dollar erwartet, für das Ende des Jahres sogar 1 000 Dollar. Das Defizit in Angebot und Nachfrage an Kali sollte den Preistrend längerfristig stützen. KGV von 58Potash Corp, der weltweit größte Produzent von Kalidünger und führende Hersteller von Phosphat- und Stickstoffdünger, wird aktuell an der Börse mit einer Marktkapitalisierung von 61 Mrd. Dollar und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 58 bewertet. Angesichts der Entwicklung der Kalipreisen wird erwartet, dass sich der Gewinn auf mehr als 5,45 Euro pro Aktie verdoppeln wird. Das KGV für Ende 2008 wird auf 22,70 geschätzt. Die Kursentwicklung scheint in einer Übertreibungsphase. Experten erwarten spätestens nach dem Einbringen der US-Ernte im Frühjahr eine Korrektur. Eine ähnliche Entwicklung wird von The Mosaic Co., dem weltweit zweitgrößten Kaliproduzenten, erwartet. Den Hauptanteil des Geschäfts macht der Konzern durch das Phosphatgeschäft. Auch hier erscheint die Bewertung mit einem KGV von 44 und dem starken Kursanstieg zunächst einmal heißgelaufen. Gegen den Trend ist auch K + S den anderen Werten aus dem MDax mit einem Anstieg von 147 % auf Jahresfrist davongezogen. Die Gesellschaft profitiert ebenso wie die Konkurrenten von dem starken Anstieg der Kalipreise. Die Werke sind ausgelastet, die Aktie gilt als sehr attraktiv (siehe nebenstehender Beitrag). Archer Daniels Midland (ADM) ist mit einem Umsatz von rund 28 Mrd. Euro 2007 einer der größten Verarbeiter von Sojaschrot, Sojaöl und Ethanol. Die Aktie hat die Entwicklung der Agrarrohstoffe kaum mitgemacht. Nach Einschätzung von Morgan Stanley hat der Markt das Potenzial der Aktie für eine Ausweitung der Margen aufgrund der Entwicklung bei den Agrarrohstoffen bisher übersehen. Die Bewertung der Aktie sei gemessen an dem für 2009 geschätzten KGV von knapp 11 sehr niedrig. Für Anleger, die eine Einzeltitelauswahl fürchten, bieten sich auch Produkte wie das Agrikultur Aktiv Index Zertifikat von DWS Go (DE000DWS0GL1) an. Es konnte mit einer Wertsteigerung von mehr als 70 % in den vergangenen zwölf Monaten glänzen. In dem aktiv verwalteten Produkt sind die Düngemittelhersteller mit einem Anteil von 40 % hoch gewichtet. Die Verwaltungsgebühr beträgt 1,5 %.