Investmentfonds

Agrarrohstoffe gewinnen an Fahrt

Zucker und Kakao so teuer wie seit 30 Jahren nicht mehr - Langfristiger Trend

Agrarrohstoffe gewinnen an Fahrt

Von Frank Bremser, Frankfurt Der Megatrend Rohstoffe geistert schon lange durch die Investorenwelt. Zu Recht, denn wer in den vergangenen Jahren auf Commodities setzte, konnte sich über satte Renditen freuen. Gründe, auch für einen fortlaufenden Preisanstieg, gibt es derweil viele, insbesondere die Agrarrohstoffe gelten als das ganz große Investitionsthema. “Jeder Anleger sollte 3 bis 5 % Soft-Commodity-Anlagen im Depot haben”, sagte kürzlich etwa Fondsmanager Gregor Hirt von Schroders. Auch Investorenlegende Jim Rogers stieß ins gleiche Horn. Neues Geld würde er derzeit am ehesten in Landwirtschaftsprodukte investieren, die Preise seien im historischen Vergleich sehr tief, so Rogers.Während bei Industriemetallen oder Energierohstoffen vor allem das Knappheitsszenario im Zuge einer anziehenden Weltwirtschaft gespielt wird, gibt es bei Agrarrohstoffen ein vielfältiges Bündel an Gründen für anziehende Preise. So wächst die Weltbevölkerung minütlich um 150. Die UNO schätzt, dass 2050 etwa neun Milliarden Menschen auf der Erde leben werden. Um diese Menschen satt zu kriegen, müsste die weltweite Nahrungsmittelproduktion vom derzeitigen Stand aus um 70 % steigen. Schon einmal sorgten große Zuflüsse, klimatische Besonderheiten und die Erkenntnis dieses zu erwartenden Nachfrageanstiegs für eine gewaltige Hausse bei allen Rohstoffen. Zwischen Anfang 2007 und Mitte 2008 kletterte etwa der Rohstoffindex S & P GSCI um gut 180 %. Der Agrarrohstoffsubindex stieg ebenfalls kräftig an.Mit der Weltwirtschaftskrise wandten sich die Investoren jedoch von nahezu allen Assetklassen und damit auch von den Rohstoffen ab und sorgten für kräftige Kurseinbrüche quer durch den ganzen Sektor. Zu groß war die Sorge, dass aufgrund eines deutlichen Rückgangs der Weltwirtschaftsleistung die Nachfrage nach Rohstoffen insgesamt einbrechen würde. Doch während die Nachfrage nach Kupfer oder Öl wirklich vor allem von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängt, spielen bei Agrarrohstoffen andere Faktoren eine Rolle. Denn dass der Bedarf an Lebensmitteln wegen der Bevölkerungsentwicklung grundsätzlich steigen wird, bleibt von der Situation der Weltwirtschaft unbelassen.Zudem werden die Schwellenländer immer reicher. Untersuchungen haben gezeigt, dass bei einer wachsenden Mittelschicht der Fleischkonsum pro Kopf zunimmt. Um aber 1 Kilogramm Rindfleisch zu erzeugen, wird das Achtfache an Futtergetreide benötigt – was zusätzliche Knappheit bedeutet. Zudem machen steigende Ölpreise Agrarrohstoffe zur Herstellung von Biosprit interessanter. Zuletzt könnte der Klimawandel für einen Preisschub sorgen. So schätzt die UNO, dass ab einem Temperaturanstieg um zwei Grad die landwirtschaftliche Produktivität in Asien, Afrika und Lateinamerika um 40 % sinken würde. Zusätzlich anheizenBereits 2009 gehörten Agrarrohstoffe mit teils drastischen Preisaufschlägen zu den großen Gewinnern an den Finanzmärkten. Zucker und Kakao sind so teuer wie seit 30 Jahren nicht mehr, teilweise verdoppelten sich die Preise. Und für beide Güter geben Analysten vorerst keine Entwarnung. Doch bei der aktuellen Hausse gerade dieser beiden Rohwaren zeigt sich auch ein Trend, der den Markt zusätzlich anheizen könnte. Denn es treibt immer mehr Spieler zu den Rohstoffen, weil sie hier hohe und sichere Renditen erwarten – nicht zuletzt angesichts unsicherer Perspektiven an den Aktienmärkten. Auch bei großen institutionellen Spielern oder bei Hedgefonds wächst das Interesse an Rohstoffen. Denn dieser Markt ist weniger reguliert als andere Anlageklassen. Auch dieses Engagement wirkt klar preistreibend.Aber auch für Privatinvestoren bieten sich viele Möglichkeiten. Viele Fondsgesellschaften kommen derzeit mit neuen Agrarrohstoffprodukten auf den Markt. So lancierte Blackrock zu Wochenbeginn den BGF World Agriculture Fund (ISIN: LU0385154629), die australische Bank Macquarie den Macquarie and Rogers China Agriculture Fund (ISIN: LU0395159204).Doch neben diesen strukturellen Trends ist es bislang vor allem das Wetter und daraus resultierende Rekord- und Missernten, die die Preise beeinflussen. Und das kann immer noch niemand wirklich vorhersagen.