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Aktien statt Anleihen

US-Bondfonds kaufen Dividendenperlen wie seit 18 Jahren nicht mehr

Aktien statt Anleihen

Anleihen erstklassiger Emittenten werfen nur noch Magerzinsen ab. Um noch überdurchschnittliche Renditen erzielen zu können, kaufen immer mehr US-Fondsmanager von Anleihenfonds Aktien von Unternehmen mit hohen Dividendenrenditen hinzu, um ihre Renditen aufzubessern. Es gibt noch keine Hinweise, dass die Fondsmanager hier- zulande ihren US-Kollegen nacheifern.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Magerzinsen bei erstklassigen Anleihen haben in den USA ein seltsames Phänomen ausgelöst. Um noch überdurchschnittliche Renditen erzielen zu können, kaufen immer mehr Anleiheonds-Manager Aktien von Unternehmen mit hohen Dividendenrenditen hinzu, um ihre Renditen aufzubessern. Das hat dazu geführt, dass die Zahl der Anleihefonds, die Aktien beimischen, auf den höchsten Stand seit 18 Jahren gestiegen ist. Waren es im ersten Quartal 2012 noch 283 Fonds, meldeten das Analysehaus Morningstar und das “Wall Street Journal”, dass in den USA 352 Bondfonds bei ihrem letzten Reporting Aktien in ihren Portfolien hielten.Die US-Regularien erlauben es Bondfonds-Managern, einen Asset-Mix im Portfolio zu halten. Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass Aktien hinzugemischt werden. Allerdings wird das jetzige Ausmaß von Experten als bedenklich angesehen, da es das Risiko unerwarteter Verluste erhöht. Das wachsende Interesse der Bondfonds-Manager an den Dividendenperlen unter den Unternehmen unterstützt den Aufwärtstrend des US-Aktienmarktes.Der S&P Dividend Aristocrats (TR), der Unternehmen abbildet, die über die zurückliegenden zwei Jahrzehnte ihre Dividenden kontinuierlich erhöht haben, ist seit Ende 2012 um 17,2% gestiegen, während der S&P500 auf eine Wertsteigerung von 14,5% kam. Die Dividendenrendite des Aristocrats-Index beträgt rund 2,5%. Dagegen kommt die zehnjährige US-Staatsanleihe auf einen Ertrag von 1,6%.Anleihefonds haben in den USA einen großen Freiraum für ihr Investment. Die Finanzaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) fordert von Fondsmanagern lediglich, dass sie bis zu 80% in die Assetklassen investieren, die sich auch in ihrem Produktnamen wiederfinden. Daher ist es nicht überraschend, dass die Fondsmanager auch in Aktien investieren. Die traditionellen erstklassigen Staatsanleihen gelten als überbewertet. Die Gefahr einer Trendwende am Rentenmarkt wird als hoch angesehen. Doch die Risiken bei den Aktien sind ebenfalls nicht unerheblich. Das hat das Krisenjahr 2008 gezeigt. Das Aktienexposure hat bei vielen Rentenfonds zu kräftigen Verlusten geführt.In Deutschland gibt es bisher keine Hinweise, dass die Rentenfonds-Manager in Aktien investieren, um dem Portfolio einen Renditeschub zu geben. Bei der DWS hieß es, dass ihre Rentenfonds-Manager zwar auch in Aktien investieren können. Es sei aber derzeit kein Thema. Bei anderen Fondsgesellschaften wie beispielsweise bei Deka Investment lässt das Prospekt der Rentenfonds kein Aktieninvestment zu. “Die Regularien der Rentenprodukte unter unseren Publikumsfonds schließen ein Investment in Aktien aus”, sagte ein Sprecher von Deka Investmentfonds.Es scheint für einige Fondsmanager aber durchaus Alternativen zu Aktien zu geben. Gerade bei den Anleihen südeuropäischer Staaten werden Ertragschancen gesehen. Durch die Ankündigung des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, unlimitierte Käufe von Anleihen vorzunehmen, um gegebenenfalls die notleidenden Staaten Südeuropas zu unterstützen, ist das Risiko deutlich gesunken. Die Käufe haben daher zu kräftigen Kursgewinnen bei den Anleihen von Italien, Spanien oder Portugal geführt.