ANLAGEPRODUKTE - GASTBEITRAG

Aktienanleihen eignen sich auch für Profis

Börsen-Zeitung, 11.7.2013 Im aktuellen Niedrigzinsumfeld entdecken immer mehr Investoren Aktienanleihen als attraktive Alternative zu Aktien. Was Aktienanleihen für viele private Anleger so interessant macht, ist insbesondere der vergleichsweise...

Aktienanleihen eignen sich auch für Profis

Im aktuellen Niedrigzinsumfeld entdecken immer mehr Investoren Aktienanleihen als attraktive Alternative zu Aktien. Was Aktienanleihen für viele private Anleger so interessant macht, ist insbesondere der vergleichsweise hohe, in jedem Fall über dem Marktniveau liegende Zinskupon, der auch dann gute Renditechancen bietet, wenn der zugrunde liegende Aktienkurs sich nur seitwärts bewegt oder sogar leichte Verluste erleidet.Die meisten Anleger zeichnen ihre Aktien- und Indexanleihen innerhalb der Emissionsphase oder erwerben sie kurz nach der Börseneinführung, um sie dann bis zur Fälligkeit zu halten. Bei dieser Vorgehensweise weiß der Anleger ganz genau, mit welcher jährlichen Rendite er im besten Fall rechnen kann. Dafür verzichtet er auf das unbegrenzte Aufwärtspotenzial einer Aktienanlage. Sollte es statt zur Tilgung in bar tatsächlich zu einer Lieferung der Aktien kommen, behalten viele Anleger die Aktien zunächst in ihrem Depot und setzen auf eine Kurserholung. Die erhaltenen Zinsen schmälern den erlittenen Verlust. Andere Strategien nutzenErfahrene Anleger verfolgen mit Aktienanleihen jedoch nicht nur einfache Buy-and-hold-Strategien, sondern setzen auf Kursgewinne, verändern ihre Positionen aufgrund eines veränderten Risikoszenarios, nutzen die Renditekomponente der Stückzinsen oder optimieren ihre Portfolios durch aktive Roll- und Recovery-Strategien. Der wichtigste Einflussfaktor bei Aktienanleihen ist die Kursentwicklung des Basiswertes. Steigt dieser an, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Basiswert am Bewertungstag über dem Basispreis notiert. Das Anlagerisiko nimmt entsprechend ab, und der Kurs der Aktienanleihe steigt über den Emissionspreis hinaus an – die Aktienanleihe läuft tief ins Geld und verändert ihr Chance-Risiko Profil. Bis zum Laufzeitende wird sich der Preis der Aktienanleihe zwar wieder bis auf den Gegenwert der Tilgungsleistung reduzieren. Halten bis zur FälligkeitAktive Anleger hingegen nutzen durch einen vorzeitigen Verkauf die erreichte Performance und realisieren dadurch Kursgewinne sowie aufgelaufene Stückzinsen. Die Performance per annum könnte sich mit dieser Vorgehensweise deutlich über den Wert hinaus steigern lassen, der beim Halten der Aktienanleihe bis zur Fälligkeit bestenfalls anfallen würde. Die frei gewordenen Mittel werden dann allerdings erneut investiert, beispielsweise in eine Aktienanleihe auf denselben Basiswert, aber mit höherem Basispreis. Diese Strategie eignet sich für Anleger, die eine klare und gefestigte Marktmeinung zu einem Basiswert haben und nachhaltig ihre Zielrendite und das Risikomaß im Auge haben.Verliert die zugrunde liegende Aktie an Wert und nähert sich dem Basispreis von oben her an, so nimmt der Sicherheitspuffer kontinuierlich ab. Bei ansonsten unveränderten Parametern hat dies Kursrückgänge in der Aktienanleihe zur Folge. Gleichzeitig verändert sich der Risikocharakter der Aktienanleihe. Passt dieses neue Chance-Risiko-Profil nicht mehr in das Portfolio des Anlegers, kann es sinnvoll sein, die Aktienanleihe in ein Papier mit niedrigerem Basispreis zu rollen. Die bestehende Aktienanleihe wird mit Kursverlusten und Stückzinsen verkauft und eine neue Position in einer Aktienanleihe mit demselben Basiswert, aber tieferem Basispreis eröffnet, die dann wieder dem Chance-Risiko-Profil des Anlegers entspricht. Erholung ausnutzenAlternativ können bei Kursrückgängen unter den Basispreis auch sogenannte Roll- und Recovery-Strategien umgesetzt werden. Diese ergeben insbesondere dann Sinn, wenn der Anleger mit einer Kurserholung (Recovery) des Basiswertes rechnet. Anleger, die in einem Basiswertkurs eine Bodenbildung erkennen, streben Kursgewinne als Renditequelle an. Wenn die Aktienanleihe deutlich aus dem Geld notiert und über einen hohen Preisabschlag verfügt, könnte etwa auf eine Erholung der Aktie gesetzt werden. Dabei sind aber insbesondere die aufgelaufenen Stückzinsen, die vom Verkäufer einbehalten werden, und die erst am Laufzeitende erfolgende Kuponausschüttung zu beachten. Darüber hinaus gibt es Anleger, die gezielt Aktienanleihen aus dem Geld mit hohen Kupons kaufen, um hohe Stückzinsen anzusammeln. Auch sie greifen oft bei Werten zu, die eine starke Korrektur hinter sich haben. Sie hoffen also auf eine hohe Kuponausschüttung und nehmen dafür auch eine Aktienlieferung am Laufzeitende in Kauf, da ihrer Ansicht nach die Aktie als zu günstig bewertet angesehen wird. Tausch der PositionenAktienanleihen werden auch dann für klassische Aktienanleger interessant, wenn diese ihr Kursziel in der Aktie erreicht haben oder Unsicherheit über das weitere Kurspotenzial besteht. In beiden Fällen kann der Tausch der Aktienposition in eine entsprechende Aktienanleihe eine sinnvolle Lösung darstellen. Sollte die Aktie weiterhin fester notieren, wirkt sich dies auch positiv auf das Kursverhalten der Aktienanleihe aus. Verliert die Aktie hingegen an Dynamik und biegt in eine richtungslose Seitwärtsbewegung ein, können die Erträge der Aktienanleihe die möglicherweise noch folgenden Zuwächse bei der Aktie sogar übersteigen oder leichte Kursrückgänge dank der Kuponzahlung beim Halten des Produkts bis zur Endfälligkeit kompensieren. Bricht die Aktie hingegen nach dem Anstieg wieder ein, hat sich der Anleger durch den Tausch in die Aktienanleihe und den damit verbundenen Einbau eines Sicherheitspuffers zumindest besser gestellt.—-Heiko Geiger, Vertriebsleiter Deutschland und Österreich, Vontobel.