Portfolio - Serie zu alternativen Investments (Teil 8)

Aktive Hedgefonds im passiven ETF-Mantel

Hohe Attraktivität für institutionelle Anleger - Indexfonds machen spekulative Produkte auch in Krisenzeiten liquide handelbar - Angebot wächst

Aktive Hedgefonds im passiven ETF-Mantel

Von Armin Schmitz, Frankfurt Die Finanzkrise hat viele Anleger an den Kapitalmärkten vorsichtiger werden lassen. Sie zeigen sich risikoavers und suchen nach Anlagelösungen, die auch in unruhigen Zeigen attraktive und kontinuierliche Ertragschancen bieten. Vor der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers galten Offshore-Hedgefonds als Produkte der Wahl, weil deren Fondsmanager wegen der geringen Regulierung schnell und flexibel auf die Veränderungen an den Finanzmärkten reagieren konnten. Der Fall Bernard L. Madoff und die Schließung einer Reihe von großen Fonds in den vergangenen Jahren haben viele Anleger enttäuscht, sodass sehr lange eine große Zurückhaltung gegenüber dieser Produktgruppe bestand.Nach den Verwerfungen im Jahr 2008 und Anfang 2009 schafften viele Fondsmanager den Turnaround und machten, gemessen am Dow Jones Credit Suisse Hedge Fund Index (früher Credit Suisse/Tremont Hedge Fund Index), mit einem Gewinn von 18 % aus dem Jahr 2009 ein Prädikatsjahr. 2010 ließen sie eine Steigerung von mehr als 11 % folgen.Gleichzeitig zeigen die Kapitalzuflüsse, dass vor allem institutionelle Anleger wieder Vertrauen in diese Produktgruppe finden. So flossen den Hedgefonds durch viele institutionelle Anleger wie Stiftungen und Pensionskassen in den ersten neun Monaten 2010 netto rund 55,5 Mrd. Dollar (41,2 Mrd. Euro) zu. Die Hedgefonds verwalteten Ende Dezember nach Angaben von Hedge Fund Research (HFR) Anlegergelder in Höhe von 1 917 Mrd. Dollar bzw. 1 423 Mrd. Euro, was über dem Rekordniveau von 1 900 Mrd. Dollar (1 410 Mrd. Euro) des Jahres 2007 liegt. In Deutschland ist eine Renaissance durch die OGAW-Richtlinien (Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren) bzw. Ucits III (Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities) zu sehen. Im Wochentakt kommen neue Fonds auf den Markt. Obwohl die Beliebtheit von Ucits-III-Fonds mit Hedgefonds-Strategien wächst, sind immer noch Dachfonds-Konzepte gefragt, da sie das Risiko von Einzelfonds bzw. -strategien diversifizieren. Ein günstiges Kosten-Leistungs-Verhältnis bieten dabei passiv gemanagte Produkte wie der DB Hedge Fund Index ETF von der Deutsche-Bank-Tochter DB X-Trackers (LU0328476337). Seit der Auflage im Januar 2009 flossen dem Exchange Traded Fund (ETF) Anlegergelder in Milliardenhöhe zu. Aktuell verwaltet der börsengehandelte Indexfonds ein Volumen von rund 1,2 Mrd. Euro, was ihn zum größten passiven Hedgefonds-ETF in Europa macht. Niedrige VolatilitätDer Indexfonds erreichte in den zurückliegenden zwölf Monaten eine Wertsteigerung von 2,2 %, was deutlich unter der Performance des Dow Jones Credit Suisse Hedge Fund Index blieb. 2009 erreichte der Fonds in Euro jedoch einen Gewinn von 9,2 % bei einer hervorragend niedrigen Volatilität von nur 3,6 %. Der ETF basiert auf dem DB Hedge Fund Index, der die Entwicklung eines Hedged-Portfolios abbildet. Dieses Marktbarometer wurde von der Deutschen Bank entwickelt und wird von der Citco Group in Luxemburg berechnet.Grundlage für den Index sind Hedgefonds, die ausschließlich von der transparenten und risikoüberwachten Deutsche-Bank-Hedgefonds-Plattform stammen. Die Deutsche Bank übernimmt die Kontrolle, indem sie die Strategien der Hedgefonds und die damit verbundenen Zahlungsströme überprüft. Dieser Index bildet verschiedene zentrale Hedgefonds-Strategien ab, die zur DBX-Tactical-Hedge-Fund(THF)-Index-Familie gehören. Der Index setzt sich aus diesen sechs Subindizes zusammen: DBXTHF Equity Hedge Index, DBXTHF Event Driven Index, DBX-THF Credit and Convertible Arbitrage Index, DBX-THF Systematic Macro Index und DBX-THF Equity Market Neutral Index.Diese THF-Indizes bilden die Wertentwicklung von Kontoeinheiten ab, die (neben Barmitteln und Fremdmitteln in US-Dollar sowie bestimmten Verbindlichkeiten) Hedgefonds enthalten. Die Deutsche-Bank-Plattform umfasst mehr als 40 Fonds, die ein breites Spektrum von Hedgefonds-Substrategien abdecken.Eine vergleichbare Historie wie der DB-X-Tracker-ETF weist auch der DMX Directional Markets Index ETF von Salus Alpha (AT0000A0BK00) auf. Beim DMX-Index, der von dem Fonds abgebildet wird, handelt es sich um einen an der Börse Wien notierten Single Manager Managed Futures Index, der von Alternative Index, einer Tochterfirma von Salus Alpha, konzipiert wurde. Der Directional Markets Index spiegelt die Wertentwicklung eines breit gefächerten Portfolios global gehandelter Future-Kontrakte wider. Es werden direktionale Trendfolgestrategien in mehreren Zeiträumen und Märkten angewendet.Das Produkt hat nach Angaben von Bloomberg in den zurückliegenden zwölf Monaten einen Gewinn von 7,8 % bei einer Volatilität von 5,5 % erzielt. Die Sharpe Ratio liegt bei 1,22 %. Der Index hat nur eine geringe Korrelation zu Anleihen oder Aktien. So liegt die aktuelle Korrelation zum S & P 500 bei – 12 %, zum iBoxx Sovereign Bond Index bei 9 %. Indirekte AbbildungSeit September 2010 gibt es den BofA ML Hedge Fund Factor ETF von Source (IE00B3NY0D27), der die Wertentwicklung des HFRI Fund Weighted Composite Index abbildet. Da der ETF nicht direkt in den HFRI Fund Weighted Composite Index investieren kann, bildet er einen Index von Merrill Lynch ab, der den HFRI Index kopiert. Das Barometer umfasst maximal sechs Aktien-, Währungs- und Geldmarktindizes. Diese werden je nach Marktlage unterschiedlich gewichtet. Dabei sind Wetten sowohl auf steigende als auch fallende Kurse erlaubt.Eine Historie von nur knapp drei Monaten ist allerdings noch zu kurz, um die Qualität des ETF und der Strategie zu beurteilen. Nach Angaben von Source hat das Merrill-Lynch-Barometer seit Auflage 2003 jährlich im Durchschnitt 4,5 % mehr Rendite erzielt als der HFRI-Index. Anfang Dezember vergangenen Jahres hat UBS einen Indexfonds auf den HFRX Global Hedge Fund Index in Euro (IE00B52TX001) aufgelegt. Dabei handelt es sich derzeit um den einzigen Indexfonds, der im europäischen Markt Zugang zu diesem bekannten Hedgefonds-Barometer hat. Es spiegelt das gesamte Hedgefonds-Universum wider, indem der Index alle verfügbaren Hedgefonds-Strategien umfasst. 2010 erreichte der Index eine Wertsteigerung von 5,2 % und 2009 eine von 13,4 %. Im Krisenjahr kam es jedoch zu einem Verlust von 23 %.Dieser Einbruch zeigt allerdings, dass Hedgefonds-ETF auch in Krisenzeiten nicht gegen Verluste gefeit sind. Die Produkte sind auch während turbulenter Marktphasen liquide täglich handelbar und weisen keine Mindesthalteperiode auf wie viele Single-Hedgefonds. In Krisenzeiten können Anleger, ohne mehrere Wochen oder Monate warten zu müssen, ihre Positionen veräußern.—-Zuletzt erschienen:- Regularien erweitern Universum (18.12.2010)- Mit Wirbelstürmen und Erdbeben Portfoliorisiken verringern (15. Januar)