Alfi-Präsident sieht Ucits als Marke bedroht
Mit scharfen Worten greift Marc Saluzzi, der frisch gewählte Präsident des Luxemburger Fondsverbandes Alfi, in die Diskussion über die Risiken börsennotierter Indexfonds (ETF) ein. Vieles werde “vereinfacht dargestellt”, eine Analyse sei aber bisher vernachlässigt worden, betont er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Von Julia Roebke, FrankfurtDie Debatte über die Gefahren, die insbesondere von Derivate- und Wertpapierleihegeschäften innerhalb der ETF ausgehen könnten, hat in den letzten Wochen an Fahrt aufgenommen. “Das ist eine typische Diskussion, die zur weiteren Verwirrung hinsichtlich der Frage, welches Risiko Ucits-Fonds eingehen sollten, führt”, sagte der 48-jährige Alfi-Präsident Marc Saluzzi. Durch Äußerungen aus der Branche wurde unter anderem ins Gespräch gebracht, komplex strukturierten ETF die Ucits-Kennung, also die EU-Registrierung als geeignet für den Vertrieb an Privatanleger, abzuerkennen.”Im Moment dominieren unterschiedliche Interpretationen die Debatte, ohne dass zuvor wenigstens die Grundlagen geklärt worden sind”, sagt Saluzzi, der hauptberuflich Mitglied der Geschäftsleitung im Luxemburger Büro der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers ist. In der Diskussion werde vieles vereinfacht dargestellt, die Analyse und Faktensammlung sei dagegen bisher vernachlässigt worden. Die Branche wäre gut beraten in der Debatte über eine Trennung von komplexen und nichtkomplexen Ucits-Strukturen mit einer Stimme zu sprechen, anstatt nur auf den eigenen Positionen zu beharren, so der Alfi-Präsident.Saluzzi bezeichnet die jetzige Diskussion vielmehr als Gefährdung für die Marke Ucits, die sich nicht nur innerhalb Europas sondern gerade auch in Asien, Lateinamerika und dem Mittleren Osten inzwischen etabliert habe. “Die Debatte bringt eine starke Verunsicherung in die Investment Community, insbesondere Regulatoren außerhalb der EU könnten dadurch auf den Gedanken kommen, dass das Ucits-Produkt eventuell nicht mehr das geeignete Anlageinstrument für Privatanleger sein könnte”, warnt Saluzzi. Eine solche Entwicklung fürchten die Luxemburger, da ihr Land beim außereuropäischen Vertrieb von Ucits-Produkten traditionell die Nase vorn hat. “Bis zu 40 % unserer Nettoverkäufe gehen inzwischen in Regionen außerhalb Europas”, so Saluzzi. In Hongkong oder Singapur registriere man jedoch bereits, dass in Europa keine koordinierten Diskussionen geführt werden. Dabei will sich Saluzzi jedoch nicht der Debatte über komplexe und nichtkomplexe Produkte entziehen. Er weist jedoch darauf hin, dass es zu einfach sei, darauf abzustellen, dass komplexe Produkte gleichzeitig auch riskante Produkte sind.Als eine zweite Bedrohung für die Fonds, aber auch die Fondsgesellschaften in Europa bezeichnet er die sich beschleunigenden Regulierungsvorhaben. “Es bedroht die Stabilität der Marke Ucits, wenn das regulatorische Regime andauernd verändert wird. Besonders wichtig ist es, gleiche Marktvoraussetzungen für Produkte, die mit Ucits-Fonds konkurrieren, zu schaffen”, erläutert Saluzzi. Die Überflutung mit neuen Regeln führe z. B. auch dazu, dass viele Gesellschaften von den Vereinfachungen, die mit Ucits IV in einigen Ländern bereits in Kraft getreten sind, noch gar keinen Gebrauch machen würden.Für seine Amtszeit von zwei Jahren hat sich Saluzzi zum Ziel gesetzt, die Voraussetzungen zu schaffen, alternative Assets als zweites Standbein für die Luxemburger Fondsindustrie zu etablieren. “Wir haben heute etwa 200 Mrd. Euro an alternativen Assets in Luxemburg, auch wenn dies nur Schätzungen sind.” Gemessen an den weltweiten Assets kommt Luxemburg nach seinen Angaben bei den Retailfonds auf einen Marktanteil von bis zu 13 %, bei den Alternatives auf bis zu 4 %. “Es ist unser erklärtes Ziel, diese Zahl in nicht allzu langer Zeit zu verdoppeln”, so Saluzzi. Mit der bestehenden Regulierungsexpertise wolle man Manager alternativer Assets anlocken, die schon bald unter die Regulierung der AIFM-Richtlinie fallen werden.