Portfolio

Alle Jahre wieder eine kleine Rally

Öl- und Gas-Dienstleister beweisen erneut saisonale Stärke - ETF bieten sich zur Risikostreuung an

Alle Jahre wieder eine kleine Rally

Von Markus Gärtner, Vancouver Die meisten Börsianer beobachten Bilanzen oder Charts – oder beides. Es gibt aber auch ein paar Unverwüstliche, die schauen – zumindest gelegentlich – gerne auf den Kalender. Zum Beispiel bei Aktien der Dienstleister für den Öl- und Gassektor. Der Grund dafür ist simpel: Firmen, die neue Vorkommen aufspüren, Plattformen warten oder Bohrstellen ausrüsten, haben in diesem Jahrzehnt eine verblüffende kalendarische Stetigkeit bewiesen. Der aus den “Klempnern” der Öl- und Gasbranche zusammengesetzte Philadelphia Oil Service Sector Index hat in acht der vergangenen zehn Jahre jeweils zum Auftakt des Jahres bis in den Mai hinein zugelegt. “Der Sektor weist regelmäßig eine saisonale Stärke auf, die von November bis Mai reicht”, sagt Don Vialoux, ein chartorientierter Analyst, der dem Derivate-Ausschuss der Toronto Society of Fundamental Analysts angehört. Der durchschnittliche Zuwachs des Philadelphia Index betrug in dem von Vialoux genannten Zeitraum seit 2002 im Schnitt 17,6 %. Keine schlechte Rendite in dem aktuell wenig erbaulichen Börsenumfeld.Natürlich hängt das Barometer an den Notierungen der Öl- und Gaspreise. Naturgas ist nur noch halb so teuer wie auf dem Höhepunkt der Rohstoffrally im vergangenen Sommer. Und der Ölpreis hat seit dem Hoch bei 147 Dollar je Barrel mehr als drei Viertel eingebüßt. Das hat Energieaktien schwer zugesetzt und auch die Kurse der Service-Unternehmen auf eine fast einjährige Talfahrt geschickt. Halliburton und Schlumberger, zwei der weltgrößten Dienstleister der Energiebranche, erlitten auch in dieser Woche mit dem breiten Markt starke Rückschläge. Vom 52-Wochen-Hoch bei 55,38 Dollar ist Halliburton nun 68 % entfernt, Schlumberger hat gegenüber dem Höchstwert bei 111,95 Dollar im Juli immerhin 63 % verloren.Doch bei beiden Firmen, die in einschlägigen Branchenindizes prominent vertreten sind, hat seit dem November eine Stabilisierung eingesetzt, seit Januar weist ihre Aktienkurve – bei Schwankungen – insgesamt leicht nach oben. “Das technische Profil des Philadelphia Oil Service Sector Index verbessert sich”, beobachtet auch Vialoux. In der Tat: Seit seinem Tief bei 97,17 Anfang Dezember hat sich der Index – trotz des Rückschlags um 8 % in dieser Woche – auf zuletzt 130,26 erholt. Allein in der vergangenen Woche hat er 3 % zugelegt. In den vergangenen Wochen hat er dabei sogar die 50-Tage-Linie bei 123,32 nach oben durchstoßen und relativ stärker zugelegt als der marktbreite S & P 500 Index. “Das ist typisch für einen Sektor, der saisonale Stärke zeigt”, erklärt Vialoux. Vorräte angestiegenDie Frage ist, wie sich der Sektor weiter entwickeln wird. Niemand weiß, wie stark und wie lange der globale Konjunktureinbruch anhalten wird. Die Naturgasvorräte in den USA sind zuletzt stärker angestiegen als erwartet, weil die Rezession sich in den vergangenen Wochen verschärft hat. Nach dem schwächsten Winter seit Jahren – trotz niedriger Temperaturen – leiden die Gasproduzenten unter einem Angebotsüberschuss, eisigen Kreditmärkten und der globalen Rezession. Die Aktien der größten Player in der Industrie – darunter Devon Energy, Apache und EOG Resources – erlitten ähnlich heftige Kurseinbrüche wie der Rohstoffmarkt. Obwohl das Ende der kalten Saison nur noch einen Monat entfernt ist, sitzen die Produzenten auf rekordhohen Beständen. Und das, obwohl sie ihre Förderung gedrosselt haben. “Es gab zu viel Angebot, und jetzt kommt noch der reduzierte Verbrauch hinzu, das ist ein doppelter Schlag”, kommentiert der Energie-Analyst Mark Leggett bei der Investmentbank BMO Capital Markets in Toronto.Aber es gibt auch positive Nachrichten, die den saisonalen Auftrieb der Dienstleister in der Energiebranche erklären helfen. Schlumberger werde trotz der schwachen Ölpreise nicht die Ausgaben für Forschung und Entwicklung kürzen, weil man für den kommenden Aufschwung in der nächsten Phase des Zyklus vorbereitet sein wolle, gab am Dienstag dieser Woche Schlumberger-CEO Andrew Gould öffentlich zu Protokoll. Das Unternehmen, so der Vorstandschef, “beobachtet aktiv” die Finanzen einiger seiner Zulieferer. Das gilt als Hinweis, dass Schlumberger in der anstehenden Konsolidierungswelle mit von der Partie sein will.Für Anleger, die ihr Risiko über mehrere Firmen in der Branche streuen wollen, bieten sich verschiedene Exchange Traded Funds (ETF) an, darunter der am meisten gehandelte in der Branche, der Oil Service HOLDRs (OIH), der Powershares Dynamic Oil & Gas Services ETF (PXJ), der SPDR S & P Oil & Gas Equipment and Services ETF (XES) und der iShares Dow Jones U.S. Oil Equipment ETF (IEZ). Alle vier werden an der New York Stock Exchange gehandelt. Der OIH weist nicht nur den größten durchschnittlichen Umsatz pro Tag auf – 30-mal so viel wie der IEZ -, sondern auch die höchste Marktkapitalisierung mit 1,243 Mrd. Dollar und die mit Abstand höchste Dividendenrendite von derzeit 5,12 %. Schlumberger vorneMit 100 % des investierten Anlagevermögens in Energiewerten ist der OIH auch der am stärksten auf die Kundenbranche konzentrierte ETF für die Öl- und Gas-Dienstleister. Im OIH sowie im PXJ rangieren Schlumberger, Halliburton und Baker Hughes, drei Titanen des Dienstleistersektors, ganz oben auf der Liste der “Top Holdings”. Der OIH notiert mit 76,67 Dollar bereits knapp 26 % über seinem 52-Wochen-Tief von Dezember, aber noch 66,5 % unterhalb des 52-Wochen-Hochs, das im Juli bei 228,75 Dollar markiert worden war. Ähnlich sehen die Abstände der im Trend und in den Ausschlägen relativ stark übereinstimmenden Kurven der übrigen ETF aus.