ASSET MANAGEMENT - IM GESPRÄCH: CLAUS FINTZEN

Allianz will Weg zu Infrastruktur freiräumen

Asset-Management-Tochter AGI finanziert Projekte - Lange Planungsphasen und strenge Anlageregeln erschweren Investitionen

Allianz will Weg zu Infrastruktur freiräumen

Infrastrukturdarlehen sollen Versicherern und Pensionskassen stabile Cash-flows ermöglichen. Während Investoren vielfach in bereits bestehende Objekte investieren, steigen einige Asset Manager schon bei der Planung ein. Das ist alles andere als einfach, wie der Fall Allianz Global Investors zeigt.Von Jan Schrader, FrankfurtDie Bauarbeiten sollen im März 2014 beginnen. Vor den Toren von Paris in Boulogne-Billancourt wächst dann die City of Music heran, ein Komplex mit Konzerthalle und Auditorium, Übungsräumen und Aufnahmestudios, Geschäften und Restaurants. Läuft alles nach Plan, wird der Komplex mit der runden Kuppel und dem beweglichen Solarsegel im Juni 2016 fertiggestellt. Als Fremdkapitalgeber traten die Allianz in Frankreich und andere Gesellschaften des Versicherers auf, die über das Infrastructure Debt Team von Allianz Global Investors (AGI) 127 Mill. Euro in das Projekt investiert haben. Weitere Projekte sollen folgen. Vor allem Versicherer und Pensionskassen, die Gelder über Jahrzehnte anlegen, dürften sich für Infrastrukturprojekte interessieren.Die Allianz sei einer der Vorreiter in dem Segment, sagt Claus Fintzen, Director Infrastructure Debt des Londoner Teams. Viele Investoren bevorzugten es, über den Sekundärmarkt in bereits existierende Objekte zu investieren. Die Allianz-Tochter sei aber auch wie im Fall der Musikstadt bereits bei der Planung und Ausschreibung beteiligt. Mit dem Konsortium, dem etwa eine Tochter des französischen Unternehmens Bouygues Construction angehört, hat AGI das Bieterverfahren koordiniert. Das sei aufwendig, ermögliche es dem Asset Manager jedoch, zu einem frühen Zeitpunkt Einfluss zu nehmen. Ungewohnte AufgabeDie Rolle des Fondshauses ähnelt der eines Unternehmers oder einer Bank: Partner müssen gefunden, das Projekt muss hinterfragt und Kredite müssen abgesichert werden. All das ist riskant und kostet Zeit. “Allein für die Planung und das Bieterverfahren können ein bis zwei Jahre vergehen”, sagt Fintzen. Am Ende kann auch ein anderer Wettbewerber den Zuschlag erhalten und die Planung im Sande verlaufen.Doch die Mühe könnte sich lohnen, denn Bauherren und Investoren teilen ähnliche Interessen. Das Konsortium braucht für ein Millionenprojekt eine langfristige Finanzierung, Versicherer und Pensionskassen suchen stabile Cash-flows. “Was wir gut können, ist die langfristige Finanzierung”, sagt Fintzen. Tatsächlich sind Investitionen in Infrastruktur in der Branche ein viel diskutiertes Thema. Banken sind bei der Kreditvergabe vorsichtig geworden, Staaten stellen ihre Ausgaben angesichts hoher Schulden auf den Prüfstand. Versicherer und Pensionskassen wiederum suchen in Zeiten niedriger Zinsen nach Alternativen. Allerdings ist der Weg in die Infrastruktur steinig. So hielt die OECD im Oktober fest, dass Investoren oft verlässliche Daten fehlten, um geplante Infrastrukturprojekte zu bewerten.Die Finanzierung von geplanten Projekten in der Bau- und Planungsphase (Greenfields), so räumt auch Fintzen ein, stecke vielfach noch in den Kinderschuhen. Dabei sind die Möglichkeiten breit gefächert. Unter dem Stichwort Infrastruktur werden Projekte subsumiert, die typischerweise stabile Erträge in Aussicht stellen und von einem Konsortium getragen werden. In Frage kommen etwa Mautstraßen und Brücken, Krankenhäuser und Gefängnisse, Sendemasten und Leitungen sowie Projekte zur Wasser-, Strom und Gasversorgung. Wie weit der Begriff gefasst ist, zeigt die Musikstadt bei Paris. Schwer zu verpackenAuch sei es schwierig, die Investments aufsichtskonform zu verpacken, sagt Fintzen. Investiert ein Versicherer oder eine Pensionskasse über einen geschlossenen Fonds in Infrastrukturdarlehen, wird die Investition in der Regel der Beteiligungsquote zugeschlagen. In dieser Kategorie werde Infrastruktur aber mit höher rentierlichen, aber oft auch riskanten Investitionen zusammengefasst, etwa in Private Equity oder Hedgefonds. Je mehr ein Investor also in Infrastruktur investiert, desto weniger Mittel stehen für andere alternative Anlagen zur Verfügung. Das macht Beteiligungen für manche Investoren unattraktiv.Die Investition in Darlehen hat hingegen den Charme, dass sie etwa wie Unternehmensanleihen als Fremdkapital behandelt werden kann. Den Versicherern und Pensionskassen kommt dabei aber in die Quere, dass unverbriefte Darlehen auf 30 % des Anlagevolumens begrenzt sind und nichtnotierte Privatplatzierungen auf 20 %. Das Fondshaus der Allianz kann daher nur einen Teil der eingesammelten Gelder in Infrastrukturprojekte investieren. Für Investoren könnte das ein Nachteil sein, müssen sie doch zusätzlich weitere Mittel einbringen. Bis Infrastrukturprojekte stabile Cash-flows abwerfen, müssen Asset Manager also viele Hürden umschiffen.