Am Diamantenmarkt befinden sich die Preise auf Konsolidierungskurs
Von Kai Johannsen, FrankfurtVorsicht und damit einhergehend Zurückhaltung bestimmen derzeit das Geschäft am internationalen Diamantenmarkt. Denn im B 2 B-Geschäft (Business to Business) mit den edlen Steinen – hierbei bleiben die Aktivitäten der Endverbraucher außer Betracht – wird nur allzu häufig mit kleinen einstelligen Margen operiert, und deshalb bedeuten Preisrückgänge von 2 bis 3 % durchaus empfindliche Einbußen. Eine große Rolle im Hinblick auf die Beurteilung der weiteren Marktentwicklung spielen seit jeher die Messen, d.h. Diamant- und Diamantschmuckmessen. “Hier sah es bis Ende Juni noch recht gut aus. Der Markt tendierte etwas fester, war aber insgesamt noch nicht wirklich als stabil einzustufen”, sagt Ulrich Freiesleben, Händler an der Rohdiamantenbörse in Antwerpen und Betreiber des Onlineportals Diamondax. Weitgehend stabilDas zweite Quartal bestätigte laut Freiesleben damit zumeist die Konsolidierungstendenzen des ersten Quartals: Weitgehend stabile Preise, und in einzelnen Qualitäten (Größen, Farben, Einschlussgraden) waren sogar leichte Preissteigerungen feststellbar. In den Sommermonaten Juli und August sei es bei sehr geringen Handelsvolumina zu leichten Preisrückgängen gekommen. Durch die Bank weg lag die Größenordnung dieser Preisrückgänge bei 1 bis 2 %. “Derzeit wird im B 2 B-Geschäft immer nur nach Maßgabe der absehbaren Auftragslage eingekauft. Also immer nur so viele Steine, wie für die Aufträge vonnöten sind”, ergänzt Freiesleben. Ein Großteil der Handelsaktivitäten finde vor diesem Hintergrund in den kommerziellen Qualitäten statt, d.h. in Steinen mit 0,3 bis 1 Karat Gewicht. Außerdem sind es nicht unbedingt die lupenreinen Steine, die damit in Betracht kommen. Im Hinblick auf die Farben, die in diesem Zusammenhang gehandelt werden, sind es zumeist die durchschnittlich weißen Steine. Darüber hinaus konzentriert sich ein Großteil der Handelsaktivitäten momentan auf Diamanten mit sehr kleinen Einschlüssen oder kleinen Einschlüssen (VS 1 und VS 2, Very Small Inclusions 1 und 2 oder S 1 bis S 3, Small Inclusions 1 bis 3).Zwei bzw. drei größere Strömungen dominieren derzeit das internationale Diamantengeschäft. Der US-Markt, der immer noch für einen Weltmarktanteil von 45 % verantwortlich zeichnet, befindet sich in einer sehr robusten Verfassung. Das spiegelte sich Experten zufolge auch bei der großen Schmuckmesse in Las Vegas wider. Hier war ein kauffreundliches Verhalten zu beobachten. “Zu einer Hochzeit in den USA gehört eben nach wie vor der Diamantring, für den mindestens drei Monatsnettogehälter anzulegen sind”, weiß Freiesleben. Der amerikanische Markt und damit der US-Einzelhandel ist somit der stabilisierende Faktor im internationalen Diamantengeschäft.Einen destabilisierenden Faktor sieht der Experte dagegen in der indischen Rupie. Sie hat in diesem Jahr deutlich abgewertet. In der gerade abgelaufenen Woche wurde ein Rekordtief erreicht. Der Dollar kostete zeitweise mehr als 65 Rupien. Seit dem Jahresbeginn hat die Rupie rund 15 % ihres Werts gegenüber dem Dollar verloren. Die schwache Rupie verteuert somit den Einkauf von Diamanten erheblich. Aus dieser Region ist damit die Nachfrage nach Diamanten aber auch nach Gold aus Gründen der stark gestiegenen Einkaufspreise eher verhalten. Wichtige EinflussgrößeEine wichtige Einflussgröße für den Diamantenhandel ist seit Jahren auch der chinesische Markt. Hier wird die Nachfrage gegenwärtig aber auch eher verhalten beurteilt. Grund sind die weitreichenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption im Reich der Mitte. “Die vieler Orten gern angenommenen Luxusgeschenke sollen vor diesem Hintergrund nahezu abgeebbt sein. Von 30 bis 40 % Umsatzrückgang ist im Schmuck- und Diamantenbereich die Rede”, so Freiesleben. Zu diesen Luxusgeschenken – insbesondere auch für Geschäftspartner – gehören kleinere Gefälligkeiten/Aufmerksamkeiten, aber auch teure Uhren und kostspielige Hotelaufenthalte. Eine restriktivere Kreditvergabe auch bei kleineren Unternehmen führt laut Freiesleben nicht dazu, dass Luxusartikel eine verstärkte Nachfrage sehen.Des Weiteren sei zu konstatieren, dass die Diamantminengesellschaften derzeit versuchen, höhere Preise am Markt für Rohdiamanten durchzusetzen. Zu spüren bekommen das in erster Linie die Diamantschleifer. Denn sie sollen höhere Preise für Rohwaren bezahlen, sehen sich gleichzeitig aber mit einer rückläufigen Nachfrage bei geschliffenen Steinen für Diamantschmuck konfrontiert.Wie die Preisentwicklung für Diamanten im restlichen Jahresverlauf aussehen wird, darüber wird die im September in Hongkong stattfindende Schmuck- und Diamantenmesse Aufschluss geben. Der Ausgang dieser Messe, d.h. das Konsumentenverhalten und die ablesbare Stimmung der Produzenten und Verarbeiter, ist laut Experten maßgeblich für die Preistendenzen am Markt bis zum Jahresende.