Asset Management - Gastbeitrag

An Real Assets führt langfristig kein Weg vorbei

Börsen-Zeitung, 19.1.2009 Das Umfeld für institutionelle Investoren hat sich in den vergangenen Jahren radikal verändert. Seit dem Jahr 2000 mussten zwei Jahrhundertbaissen verkraftet werden. Die Volatilität an den Aktienmärkten erreichte...

An Real Assets führt langfristig kein Weg vorbei

Das Umfeld für institutionelle Investoren hat sich in den vergangenen Jahren radikal verändert. Seit dem Jahr 2000 mussten zwei Jahrhundertbaissen verkraftet werden. Die Volatilität an den Aktienmärkten erreichte Spitzenwerte, die auf langfristig stabile Renditen zielende Investoren von einem Engagement in dieser Assetklasse zunehmend abhält. Insbesondere für Versicherungen und Pensionskassen sind Aktien keine Option mehr. Entsprechend niedrig sind die Aktienquoten in den Portfolios heutzutage. Auf der anderen Seite werden auch die Aussichten an den Rentenmärkten zunehmend düsterer.Viele institutionelle Investoren haben Zahlungsversprechen an ihre Kunden gegeben, die üblicherweise durch die laufende Verzinsung gedeckt werden. In den vergangenen knapp 30 Jahren konnte darüber hinaus mit einem Kursgewinn bei den Anleihenengagements kalkuliert werden, da die Zinsniveaus von den Zentralbanken über eine geldwertstabilitätsorientierte Politik permanent reduziert wurden. Inzwischen scheint dieser Megazyklus abgelaufen zu sein. Aus der Kurschance bei Anleihenengagements ist also ein Kursrisiko geworden, sollten die Inflationsraten weltweit doch in den kommenden Jahren anziehen.Aus den genannten Gründen resultiert für viele institutionelle Investoren eine strukturelle Lücke: und zwar eine Lücke zwischen Returnpotenzial und Verzinsungsversprechen. Welche Möglichkeiten gibt es, diese Lücke zu schließen? Die Volatilität an den Aktienmärkten könnte wieder auf langfristig durchschnittliche Niveaus zurückfallen, und die Investoren könnten die Aktienquote wieder erhöhen. Ist dies eine realistische Option? Meiner Meinung nach nein. Das gegenwärtige wirtschaftliche Umfeld spricht eindeutig gegen eine solche Variante. Diversifikation gesuchtEine zweite Option könnte eine steigende Verzinsung der Anleihen sein. Bei anziehender Inflation würden die Renditen der Neuemissionen steigen und eventuell helfen, das Verzinsungsversprechen des Investors seinen Kunden gegenüber zu erfüllen. So wünschenswert dieses Szenario erscheint, so groß ist doch die Gefahr, dass die damit einhergehenden Abwertungen in den Anleihenportfolios dramatische Schäden hinterlassen. In den meisten Portfolios institutioneller Investoren sind Anleihen drastisch übergewichtet. Selbst wenn die Durationen kurz gehalten werden, dürfte ein Renditeanstieg an den Märkten deutlichen Abwertungsbedarf bei den Anleiheportfolios notwendig machen.Anleger suchen also zunehmend nach echten Diversifikationsmöglichkeiten zu den traditionellen Depotbausteinen Anleihen und Aktien. Zu den genannten Märkten sollte möglichst keine Korrelation bestehen. Darüber hinaus sollte möglichst ein stabiler Cash-flow generiert werden können. Und wenn das Engagement weiteres Entwicklungspotenzial in sich trägt, wird das einem Investor sicher nicht missfallen. Eine Anlageklasse, die diese Kriterien erfüllt, wird unter dem Begriff Real Assets zusammengefasst. Real Assets profitieren von den großen säkularen Trends, die Gesellschaft und Wirtschaft treiben, wie zum Beispiel dem zunehmenden Bevölkerungswachstum. Aus dem Wachstumstempo der vergangenen 50 Jahre lässt sich ableiten, dass wir im Verbrauch unserer natürlichen Ressourcen schon sehr bald an unsere Grenzen stoßen werden. Das ist eine leicht berechenbare Konsequenz des weltweiten Bevölkerungswachstums. Bereits in 40 Jahren muss die Erde drei Milliarden Menschen mehr ernähren. Derzeit kommen täglich 200 000 Erdenbürger per saldo neu hinzu. Unterstellt, das derzeit gemessene Wachstum von 1,2 % p.a. würde weiter anhalten, würde in 600 Jahren auf jedem Quadratmeter Erde ein Mensch zu finden sein. Sicherlich, 600 Jahre scheinen eine lange Zeit. Doch dieses Beispiel illustriert die Konsequenzen exponentialer Funktionen bei der Anwendung auf knappe Ressourcen wie Landflächen, Wasser oder gesunde Luft. Knappe GüterEine Investition in Real Assets ist immer eine Investition in Knappheitsgüter. Bei Knappheitsgütern können wir unterstellen, dass die Preisentwicklung langfristig positiv sein wird. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, über die Nachhaltigkeit von Investitionen (Wald, Agrar, Food) neue Werte zu schaffen. Innovative Anbieter von Investmentprodukten haben diese Entwicklung bereits aufgegriffen. Ziel sollte dabei sein, Real-Asset-Investitionen in Renditepotenzial und zusätzliche Portfolioeffizienz umzuwandeln. Aus den Erfahrungen, die bislang gemacht wurden, kann eine durchschnittliche jährlich erzielbare Rendite von über 7 % abgeleitet werden. Die Treiber der Makrostory für Real Assets sind also Bevölkerungswachstum, Industrialisierung der sogenannten Transition Economies und damit zusammenhängend die steigende Knappheit fossiler Energieträger. In diesen Bereichen bieten sich Investoren entsprechende Produkte an: Produkte, deren Ertragsperspektiven an die Reduktion von Kohlendioxyd gekoppelt sind; Investitionen in erneuerbare Energien; Investitionen in Wald- oder Agrarflächen oder Investitionen in die Effizienzsteigerung von Farmen. Noch schrecken viele Investoren davor zurück, dass ein großer Teil dieser Investitionsmöglichkeiten in Real Assets über nicht-fungible Anlageformen stattfindet. Investitionen in brasilianisches Agrarland oder in neuseeländische Milchhersteller finden im Rahmen geschlossener Fonds statt. Die Laufzeiten betragen mehrere Jahre. Auf der anderen Seite stehen dem Investor die ganzen Eigenschaften zur Verfügung, die ihm im Rahmen seiner gesamten Portfolioallokation ein Mehr an Stabilität bescheren. Darüber hinaus können viele dieser Real-Asset-Investitionen sehr spezifisch auf das Rendite-Risiko-Profil des einzelnen Anlegers zugeschnitten werden. In obigem Beispiel würde eine Erhöhung des Anteils brasilianischen Agrarlandes die Renditeerwartungen erhöhen. Eine Erhöhung des Anteils an neuseeländischen Milcherzeugern – übrigens die effizientesten der Welt – würde dagegen die Stabilität der Rückflüsse erhöhen. Große InvestitionssummenUnsere These ist, dass Real Assets in Zukunft als Portfoliobestandteil institutioneller Anleger erheblich an Bedeutung gewinnen werden. Die positiven Eigenschaften auf Gesamtportfolioebene und die zugrunde liegenden intakten Treiber der Makrostory werden Real Assets zunehmend attraktiver erscheinen lassen. Die bislang noch mangelnden Kenntnisse und Erfahrungen vieler institutioneller Investoren, die deren Zurückhaltung erklärt, dürften durch den Druck drohender höherer Inflationsraten überkompensiert werden. Real Assets wie Ackerland, Wasser und Wald sind nicht beliebig vermehrbar. Staatliche Investoren wie China und Saudi Arabien haben bereits begonnen, mit sehr großen Summen zu investieren. Auch Privatinvestoren wie die Investmentlegende George Soros zählen zu den bedeutenden Investoren in Real Assets. Und wenn man sich alle Argumente vergegenwärtigt, ist das auch konsequent und richtig.