Anleger achten kaum auf Kosten
Börsengehandelte Indexfonds stehen bei den Investoren hoch im Kurs. Allerdings konzentrieren sich die verwalteten Anlegergelder weitestgehend auf die ETF, die Standardindizes wie den Euro Stoxx 50 abbilden. Eine Analyse der Volumina dieser Produkte zeigt allerdings, dass die Anleger ihre Produkte nicht immer anhand der Höhe der Verwaltungsgebühren aussuchten. Liquidität sowie weiche, nicht messbare Kriterien scheinen bei der Auswahl der Produkte eine ebenso wichtige Rolle zu spielen. Von Armin Schmitz, FrankfurtUngeachtet der Kritik an der fehlenden Transparenz und dem Gegenparteirisiko hat sich das Wachstum des Marktes für börsengehandelte Indexfonds – wenn auch mit geringerer Dynamik als zuvor – fortgesetzt. Anleger haben in Europa rund 299 Mrd. Euro in die Exchange Traded Funds (ETF) investiert. Trotz der Abflachung des Wachstumstrends treten immer noch weitere Anbieter in den Markt ein. Damit wächst auch das Produktangebot weiter an. Im XTF-Segment der Börse Frankfurt, dem Handelssegment für ETF, sind mittlerweile 908 börsengehandelte Indexfonds gelistet.In der Regel kommen die neuen Kapitalanlagegesellschaften im ersten Schritt mit einem Angebot an Indexfonds an den Markt, das sich auf die Standardindizes wie Dax oder Euro Stoxx 50 bezieht. Die Produktpalette unterscheidet sich damit selten von derjenigen der Konkurrenz. Da jede Gesellschaft bemüht ist, einen breiten “Bauchladen” an Produkten anzubieten, ist es nicht verwunderlich, dass es mittlerweile 18 Fonds gibt, die die Wertentwicklung des Euro Stoxx 50 abbilden.Der Anleger hat dabei die Wahl zwischen physisch abbildenden und swapbasierten ETF, die Erträge ausschütten oder thesaurieren. Aktuell sind rund 15 Mrd. Euro in den Produkten auf den europäischen Leitindex investiert. Auffällig ist dabei, dass die größten vier Euro Stoxx-ETF rund 75 % des Gesamtvolumens bzw. 11 Mrd. Euro auf sich vereinen.Bisher galt es als sicher, dass ein wichtiges Argument zum Einsatz von Indexfonds die niedrige Gesamtkostenquote dieser Produkthülle ist, mit der der Anleger sehr preiswert Märkte, Branchen und Sektoren abbilden kann. Die Managementgebühren differieren verhältnismäßig stark von Produkt zu Produkt. Die Vergütungen bei den ETF auf den Euro Stoxx 50 variieren von 0 % bis 0,3 % jährlich.Der Blick auf die Liste der Euro Stoxx 50-ETF zeigt jedoch, dass nicht der preiswerteste ETF in den vergangenen Jahren die höchsten Zuflüsse hatte. Der swapbasierte Euro Stoxx 50-ETF von Lyxor (FR0007054358) verwaltet – ungeachtet der Abflüsse 2011 – aktuell immer noch ein Vermögen von 4 Mrd. Euro. Damit ist der Lyxor-ETF trotz der Kritik am Gegenparteirisiko der swapbasierten ETF das – gemessen an den Assets under Management – größte Produkt auf den europäischen Leitindex. Die Managementgebühren von 0,25 % p. a. bewegen sich jedoch im oberen Bereich der Vergleichsgruppe. Marktkenner vermuten allerdings, dass sich ein Teil der Assets under Management aus dem Pensionsprogramm Frankreichs speist, vergleichbar mit dem 401K-Programm der Amerikaner. Niedriger als die KonkurrenzDer Euro Stoxx 50-ETF von iShares (DE0005933956) verwaltet ein Volumen von 3 Mrd. Euro. Hier liegen die Verwaltungsgebühren bei 0,16 % jährlich und damit deutlich niedriger als beim Konkurrenzprodukt von Lyxor. Erst an vierter Stelle kommt der ETF auf den europäischen Leitindex von DB X-Trackers (LU0274211217). Diese erhebt seit Juli 2009 für ihren Indexfonds keine offizielle Verwaltungsgebühr mehr. DB X-Trackers gibt die im Hintergrund generierten Zusatzerträge an den Anleger weiter. “Über Optimierungsstrategien ist es momentan möglich, bis zu 45 Basispunkte Extra-Einkommen in einem ETF auf dem Euro Stoxx 50 zu generieren. Das entspricht dreimal der Managementgebühr von 15 Basispunkten oder anders ausgedrückt: Nach zwölf Monaten performt der ETF den Index um 0,30 % aus”, sagt Thorsten Michalik, Leiter des ETF-Geschäfts der Deutschen Bank. Die Höhe der Assets des DB-X-Trackers-Produkts zeigt allerdings, dass gerade für institutionelle Anleger die Managementgebühr offenbar häufig nicht das wichtigste Kriterium bei der Wahl des Produkts ist.Auch Transaktionskosten scheinen für die Auswahl des Produkts wichtig zu sein. Dazu zählen auch der Spread, also die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis, und die Liquidität. Je enger der Abstand, desto preiswerter ist das Produkt und desto größer ist der mögliche Gewinn für den Investor. Je größer die Handelsaktivität, desto geringer der Spread. Je niedriger die Handelsfrequenz und das Handelsvolumen, desto größer die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis. Hinzu kommt eine hohe Qualität des Market Making der Anbieter.Der XLM-Faktor der Deutschen Börse hilft bei der Angabe der Handelskosten. Das Xetra-Liquiditätsmaß bzw. die Kennzahl XLM in Basispunkten gibt an, welchen Einfluss ein zeitgleicher Kauf und Verkauf einer Position bei einer Auftragsgröße von 100 000 Euro hätte. Je kleiner also der XLM-Wert, desto liquider und preiswerter ist die Transaktion. Die Messungen der Deutschen Börse zeigen, dass die beiden iShares-ETF mit XLM-Faktoren unter 10 die geringsten Werte aufweisen. Neben der Liquidität scheint es aber auch weiche Kriterien zu geben wie beispielsweise die Transparenz durch die Veröffentlichung des Swap-Anteils, der Wertpapierleihe-Positionen sowie des Emittenten-Service. Faktoren also, die sich nicht quantifizieren lassen.