Anleger halten Indexfonds die Treue
Der Handelsverlust bei der UBS, die Diskussion um die Sicherheit einzelner Strukturen von Indexfonds und das vermeintliche systemische Risiko für die Finanzmärkte hat die Anleger verunsichert und das Image des Produktes angekratzt. Auf den ersten Blick scheinen die Zuflüsse von Anlegergeldern in synthetische Exchange Traded Funds (ETF) abzuflachen. Die genauere Analyse zeigt aber, dass nur wenig Anbieter tatsächlich Abflüsse hinnehmen mussten.Von Armin Schmitz, FrankfurtNach dem horrenden Verlust im Eigenhandel der UBS steht die ETF-Branche wieder im Mittelpunkt der Kritik. Das Minus in Milliardenhöhe bei der UBS verunsichert die Anleger, weil der für das Debakel verantwortliche Händler bei seinen Transaktionen unter anderem ETF eingesetzt hat. Seit Monaten sehen sich die Indexfonds wegen fehlender Transparenz der Indexprodukte, wegen des Gegenparteirisikos von swapbasierten ETF und wegen des vermeintlichen systemischen Risikos dieser Produkte für die Kapitalmärkte Vorwürfen ausgesetzt.Gerade das letztgenannte Argument war jüngst ein großer Diskussionspunkt in Paris bei einer öffentlichen Anhörung der EU-Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA über ein Diskussionspapier für künftigen Richtlinien für Ucits-Exchange-Traded-Funds und strukturierte Ucits-Fonds. Die Indexfonds, die aktuell ein Volumen von 300 Mrd. Dollar bzw. 222 Mrd. Euro verwalten, repräsentieren damit gerade einmal 5 bis 10 % der gesamten Assets under Management der in Europa beheimateten Publikumsfonds. Außerdem wird das sogenannte Swaprisiko gemäß Ucits III auf maximal 10 % beschränkt.Die Diskussion über die Risiken der ETF scheint dem Interesse der überwiegend professionellen Investoren an den Passivprodukten bisher nicht geschadet zu haben. Das in europäischen ETF, Exchange Traded Commodities (ETC) und Exchange Traded Notes (ETN) verwaltete Vermögen stieg seit Jahresanfang von 284 Mrd. Dollar auf 300 Mrd. Dollar Ende August. Im August verzeichneten die Anbieter lediglich Nettoabflüsse von 2,7 Mrd. Dollar bzw. 2 Mrd. Euro. Das zeigte die August-Statistik von BlackRock. Diese Abflüsse sind offenbar beeinflusst von der Entwicklung des Marktes. Denn gleichzeitig gab es ein großes Interesse an Aktienprodukten. Während in den USA nur wenige swapbasierte Indexfonds angeboten werden, finden Anleger in Europa eine größere Auswahl an synthetischen ETF vor. Dabei stehen 434 Produkten, die den unterlegten Index durch den Kauf der Assets physisch abbilden, 758 ETF gegenüber, die die Marktbarometer durch Swaps oder andere Derivate synthetisch abbilden. Umkehrung des VerhältnissesDas Verhältnis kehrt sich beim verwalteten Anlegervermögen um. Die synthetischen Indexfonds verwalteten Ende August ein Volumen von 124,3 Mrd. Dollar, die physischen Produkte 175,8 Mrd. Dollar. Tatsächlich zeigt sich, dass die swapbasierten ETF seit Jahresanfang einen Rückgang der Assets under Management von 4,3 Mrd. Dollar hinnehmen mussten (siehe Grafik). Das verwaltete Vermögen der physischen ETF stieg dagegen um 20,7 Mrd. Dollar. Ein Blick in die Rangliste der Anbieter zeigt ein differenziertes Bild. Während die BlackRock-Tochter iShares, die fast ausschließlich physisch abbildende Indexfonds anbietet, eine Zunahme des Anlegervermögens von 8,9 Mrd. Dollar verzeichnete, musste die Société-Générale-Tochter Lyxor, Anbieter von synthetischen ETF, einen Rückgang von 8,5 Mrd. Dollar im laufenden Jahr hinnehmen. Der andere große Anbieter von synthetischen Produkten, DB X-Trackers, verzeichnete in den ersten acht Monaten dieses Jahres allerdings ein Wachstum des Vermögens von 1,6 Mrd. Euro. “Wir sehen bei unseren DB-X-Trackers-Kunden weniger Verunsicherung durch die Diskussionen. Anregt durch Kundengespräche, haben wir in den vergangenen Produktverbesserungen eingeführt, die deutlich über die Mindeststandards hinausgehen, die jetzt für die Branche gefordert werden. Wir veröffentlichen täglich das Swaprisiko und die dazugehörigen Sicherheiten im Internet und bieten zusätzlich mit unseren Sicherheiten eine höhere Qualität, als der Gesetzgeber fordert”, sagte Thorsten Michalik, Leiter von DB X-Trackers.Ein Blick auf die Abflussstatistik von BlackRock zeigt, dass der Lyxor ETF Euro Stoxx 50 seit Jahresanfang einen Abfluss von 1,7 Mrd. Dollar auf 5,9 Mrd. Dollar Ende August erlitt. Lediglich der Euro Stoxx 50 von ETFLab (minus 1,4 Mrd. Euro) wies einen annähernd großen Rückgang auf. Auch andere Produkte von Lyxor verzeichneten einen Aderlass bei den Volumina. BlackRock ermittelte beim Lyxor ETF EuroMTS 1-3Y einen Abfluss von 742 Mill. Dollar, beim Lyxor ETF MSCI Emerging Markets einen Schwund von 645 Mill. Dollar.Lyxor führte diese Abflüsse weniger auf eine Reaktion auf die Diskussion über die nachlassende Kreditwürdigkeit ihres Swappartners Société Générale zurück. “Die Abflüsse waren im Wesentlichen auf strategische Marktentscheidungen von wenigen großen Investoren zurückzuführen. Hinzu kamen Einmaleffekte durch unsere Ertragsausschüttungspolitik”, sagt Heike Fürpass-Peter, ETF-Spezialistin von Lyxor. Im Rahmen ihrer Transparenzinitiative senkt Lyxor seit kurzem das Gegenparteirisiko durch ein tägliches Zurücksetzen des Swaps. Bis Jahresende wird Lyxor bei ihrem gesamten ETF-Angebot eine Übersicherung der Swap-Positionen durchführen, um das Ausfallrisiko zu minimieren.