PORTFOLIO - IM INTERVIEW: OLIVER STAHLKOPF, LYXOR ASSET MANAGEMENT

"Anleger investieren nicht in eine Black Box"

Lyxor Managed Account Platform soll Transparenz der alternativen Fonds steigern - Höhere Liquidität als im Originalportfolio

"Anleger investieren nicht in eine Black Box"

Ucits-konforme alternative Fonds haben in den vergangenen Monaten kräftige Zuflüsse verzeichnet. Die Lyxor Managed Account Platform gehört zu den größten Plattformen für diese Produkte in Europa. Oliver Stahlkopf, Vertriebsleiter bei Lyxor Asset Management, erläutert im Interview der Börsen-Zeitung die Strategie der Plattform.- Herr Stahlkopf, Lyxor ist 1998 gegründet worden, um Anlegern innovative Finanzprodukte anbieten zu können. Wie viele Fonds, die alternative Strategien verfolgen, sind jetzt auf der Plattform?Lyxor verwaltet ein Vermögen von 98 Mrd. Dollar und gehört im Bereich der alternativen Investments mit einem verwalteten Vermögen von aktuell 20 Mrd. Dollar zu den Marktführern. Aktuell ermöglichen wir Investoren über die Lyxor Managed Account Platform (Lyxor MAP) Zugang zu 100 Fonds. Bei diesen Fonds handelt es sich um Sondervermögen, die in Deutschland und Österreich steuertransparent sind. Die Dachhedgefonds basieren entweder auf den Fonds der Lyxor MAP oder externen Fonds. Die 22 Ucits-Publikumsfonds ermöglichen den Zugang zu einzelnen Managern oder zu Sektoren, wie etwa kreditbasierten Strategien oder Trendfolgestrategien.- Nach welchen Kriterien suchen Sie Hedgefonds-Manager aus?Die qualitative Selektion der Manager ist die Grundlage für die Aufnahme eines Portfoliomanagers auf die Lyxor MAP. Das beginnt bei der Analyse der Strategie (Nachvollziehbarkeit, Robustheit, Key Man Risk), der Infrastruktur des Managers (technische Ausstattung, Notfallpläne, Ausbildung und Fähigkeiten der Angestellten) und führt im Weiteren zur kontinuierlichen Überwachung der Handelsstrategie. Auf der Plattform möchten wir den Investoren eine Auswahl der besten Portfoliomanager bieten. So dient auch die umfangreiche Analyse vor der Aufnahme eines Portfoliomanagers dem Schutz der Investoren.- Wie viele Ucits-Fonds haben Sie mittlerweile auf der Plattform?Insgesamt haben wir 22 Ucits-konforme Publikumsfonds aufgelegt, davon 15 auf der Lyxor Alternative Ucits Platform und sieben weitere Fonds, die einen speziellen systematischen Anlageprozess verfolgen. Es handelt sich etwa um über verschiedene Anlageklassen diversifizierte, erweiterte Risk-Parity-Strategien. 2008 haben wir begonnen, Investoren einen Marktzugang zu verschiedenen alternativen Sektoren über Publikumsfonds zu ermöglichen. In den Folgejahren haben wir dann einzelne Manager auf die alternative Ucits-Plattform aufgenommen. Publikumsfonds sind in Bezug auf die Flexibilität, Liquidität, Transparenz, Risikostreuung und Regulierung seit einigen Jahren ein sehr beliebtes Anlageprodukt. Sie verfügen über einen europäischen Pass und sind reguliert.- Können Sie Beispiele nennen?Aktuell haben wir die Trendfolgestrategie des “Winton Diversified Program” von Winton Capital. Die Strategie des Offshore-Fonds “Canyon Value Realization Fund” sowie der Tiedemann-Arbitrage-Strategie-Fonds können hier als Beispiel für Ucits-Produkte aufgeführt werden, die auf der Lyxor Alternative Ucits Platform vor kurzem lanciert wurden. In Zukunft wird Lyxor entsprechend den Kundenbedürfnissen selektiv Ucits-Fonds auflegen.- Welche Kompromisse müssen Sie bei der Umsetzung der Originalstrategien in Ucits-Fonds eingehen?Grundsätzlich wollen wir die Anlagestrategie des Originalfonds (Offshore) eins zu eins umsetzen. Wir achten darauf, dass die Liquidität der zugrunde liegenden Strategien mit den Anforderungen der Publikumsfonds übereinstimmt. Bestimmte illiquide Wertpapiere, wie Distressed (notleidene Anleihen), Senior Loans (Unternehmenskredite) passen gegebenenfalls nicht in einen Publikumsfonds. Der Ucits-Rahmen hat aber auch Vorgaben, was den Einsatz von Rohstoffen oder Leerverkäufe von Aktien angeht, dies muss bei der Umsetzung jeder Strategie berücksichtigt werden. Daher eignen sich für die Umsetzung über Ucits gerade die liquiden Strategien.- An welche Zielgruppe richten sich die Fonds?Das Angebot der Fonds der Lyxor MAP richtet sich an institutionelle Anleger. Die Publikumsfonds haben jedoch Anteilsklassen für institutionelle Investoren und Privatanleger. Historisch haben wir über die ca. 98 Mrd. Dollar ca. 86 % institutionelle Anleger und 14 % private Anleger. Grundsätzlich sind unsere Publikumsfonds auf die Erzielung einer möglichst hohen risikoadjustierten Rendite ausgerichtet. Die Infrastruktur der Lyxor MAP ermöglicht nicht nur die Anlage in ansonsten schwer zugängliche Strategien, sondern auch die Analyse und Allokation des Fonds durch den Anleger.- Wie transparent sind die Fonds?Der Anleger investiert nicht in eine sogenannte Black Box, sondern kann mit den von uns zur Verfügung gestellten Informationen die sehr hohe Transparenz für seine Anlageentscheidung nutzen. Unsere Analysen geben umfangreich Auskunft über die Allokation wie Regionen, Sektoren und Kapitalisierung sowie Währungsaufteilung etc. Zusätzlich berechnen wir für die Fonds Sensitivitäten für verschiedenste Marktveränderungen. Mit diesen Informationen haben Anleger die Möglichkeit, Strategien auszuwählen, die zur eigenen Allokation passen.- Können Sie einen “Fall Madoff” bei Ihren Fonds verhindern?Lyxor wurde gegründet, um eine stabile Infrastruktur für alternative Anlagen zu bieten. Dabei stand die Trennung der Anlageentscheidung des Portfoliomanagers von der Abwicklung und Verwahrung im Vordergrund. Hiermit sind wir in der Lage, die Transaktionen jederzeit zu überwachen und gegebenenfalls sofort einzugreifen. Im Fall Madoff, mit dem wir nicht zusammengearbeitet haben, wurden Transaktionen angegeben und verbucht, die gar nicht stattgefunden haben. Dies ist bei uns nicht möglich. Darüber hinaus analysieren wir die jeweilige Handelsstrategie vor Aufnahme eines Portfoliomanagers. Bei Madoff stand die Handelsstrategie mit dem publizierten Ergebnis (risikoadjustierte Rendite) überhaupt nicht in Einklang.- Wie werden die Strategien der Offshore-Fonds repliziert?Es gibt zwei Ebenen, die für diese Frage betrachtet werden müssen: die der Lyxor MAP und die der Lyxor Alternative Ucits Platform. Die Lyxor MAP spiegelt die Originalstrategien eins zu eins wider. Der Portfoliomanager setzt seine Anlageentscheidungen in seinem Originalportfolio um und parallel dazu in unserem Managed Account. Da wir in der Regel eine höhere Liquidität (generell wöchentlich, bei einigen Fonds monatlich) bieten als im Originalportfolio, werden illiquide Wertpapiere bei uns nicht eingesetzt. In Einzelfällen kann es minimale Unterschiede zur Originalstrategie geben. Die Publikumsfonds der alternativen Ucits-Plattform basieren auf der Lyxor MAP. Damit ist gewährleistet, dass die Infrastruktur für den Investor optimal eingesetzt wird. Je nachdem, ob für den Ucits-Publikumsfonds die direkte Replikation oder ein Swap eingesetzt werden muss, steht dahinter Lyxor Managed Account, der die entsprechende Transparenz, Liquidität und Risikokontrolle bietet.- Was passiert, wenn ein Fondsmanager gegen die Ucits-Regeln verstoßen hat? Ist dies schon einmal vorgekommen?Nein, dies ist nicht vorgekommen. Wir setzen mit jedem Portfoliomanager die Anlagerichtlinien bei Aufnahme auf die Lyxor MAP fest und überwachen diese im Einzelnen. Die Richtlinien sind sehr detailliert und gehen in der Regel weit über die Vorgaben des Ucits-Rahmens hinaus. Falls ein Manager die fixierten Richtlinien verletzt, können wir unmittelbar die Handlungsvollmacht für unseren Fonds zurückziehen.- Aus welchen Regionen kommt das meiste Anlegerinteresse an Ihren Fonds und Ucits-IV-Fonds?Europa und Asien sind die Märkte, aus denen das meiste Interesse für die Ucits-Publikumsfonds kommt. Im Vordergrund stehen institutionelle Anleger, die diese Fonds zur Diversifizierung des eigenen Portfolios nutzen. Ein alternativer Ucits-Fonds, der sich etwa im Bereich Fusionen und Übernahmen von Unternehmen bewegt, hat gegebenenfalls eine niedrigere Volatilität und Korrelation zum Aktienmarkt und anderen traditionellen Aktienfonds. Zum Teil ist die Wertentwicklung im Vergleich zu diesen aber ähnlich. Institutionelle suchen speziell solche Fonds mit einer attraktiven risikoadjustierten Rendite. Für Privatanleger sind dies noch relativ neue Strategien, aber vor dem gegebenen Marktszenario sehen wir verstärktes Interesse auch aus diesem Anlegerkreis.- Welche Bedeutung hat Ucits IV für die Hedgefonds-Manager?Aufgrund der Regulierung aller Anlageprodukte etwa durch AIFM ist das etablierte Format eines Ucits-Fonds für die meisten alternativen Portfoliomanager sehr interessant und ermöglicht eine breitere Anlegerschicht. Die offiziellen Zahlen zeigen, dass das Interesse gerade an diesen Strategien stark steigt und kontinuierlich neue Fonds in diesem Segment aufgelegt werden. Für Anleger bedeutet dies eine größere Anzahl von Strategien mit einer interessanten risikoadjustierten Rendite. Aber nicht jede alternative Strategie eignet sich für Ucits-Publikumsfonds. Daher werden die durch AIFM regulierten institutionellen Fonds, wie Lyxor sie anbieten wird, weiterhin relevant bleiben.—-Das Interview führte Armin Schmitz.