RECHT UND KAPITALMARKT - KANZLEIEN IM GESPRÄCH

Arnold & Porter setzt auf Litigation und Kartellrecht

Nach der Fusion sind "Qualität und Quantität der Mandate deutlich gestiegen"

Arnold & Porter setzt auf Litigation und Kartellrecht

Von Walther Becker, FrankfurtDes einen Leid ist des anderen Freud: eine immer stärkere Regulierung, wachsende Bedeutung des Wettbewerbsrechts in Übernahmeprozessen, die zunehmende Komplexität des Steuerrechts und eine steigende Zahl von rechtlichen Auseinandersetzungen sind große Themen für die Unternehmenswelt. Die aus den USA stammende Kanzlei Arnold & Porter hat sich genau auf diese Gebiete spezialisiert: Litigation, Kartellrecht, Steuer- und Arbeitsrecht sowie in den Sektoren auf Life Sciences. Wie Ingrid Kalisch, die seit 2012 das Büro in Frankfurt leitet, sagt, soll es entsprechend der globalen Orientierung bei dieser Ausrichtung bleiben. “Ritterschlag” “Transaktionen sind in Frankfurt nicht unser Kerngeschäft”, sagt Ingrid Kalisch, die Managing Partnerin des Frankfurter Büros. M&A/Gesellschaftsrcht sei ebenso wenig Kernkompetenz wie Bank- und Kapitalmarktrecht. Das derzeit wahrscheinlich bekannteste Mandat ist eines aus der Rechtsberaterzunft selbst, hier geht es um Cum-ex: Der Insolvenzverwalter der Maple Bank, Michael Frege von CMS, verklagt mit Unterstützung von Linklaters Freshfields wegen deren Beratung in solchen Deals. 95 Mill. Euro fordert Frege. Freshfields wehrt sich mit Arnold & Porter und Flick Gocke Schaumburg. Das von Michael Weigel geführte Mandat versteht Kalisch als “Ritterschlag” für ihr Haus. Und im Komplex um das Emissionshaus Wölbern haben die angeklagten Anwälte der Kanzlei Bird & Bird ebenfalls den Prozessexperten Weigel an ihre Seite geholt. Und Deminor Recovery Services hat die Kanzlei mit der Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen gegen VW wegen des Dieselskandals beauftragt.War Kalisch 2011 angetreten, die damalige Kanzlei Kaye Scholer in Frankfurt größer zu machen und einen strategischen Schwerpunkt auf Corporates und Private Equity zu legen (vgl. BZ vom 11.8.2012), so wurden diese Vorhaben mit der Fusion 2016 zur Makulatur. Vor drei Jahren ging Kaye Scholer, die ihre Wurzeln in New York hat und seit 2002 in Frankfurt präsent war, mit der doppelt so großen Arnold & Porter aus Washington zusammen, wobei Letztere in Deutschland nicht vertreten war. Rund 1 000 Anwälte firmieren seitdem weltweit unter Arnold & Porter Kaye Scholer.Arnold & Porter, in Europa lediglich in Brüssel und London vor Ort, fasste über die Fusion auch auf dem deutschen Markt Fuß, denn die rund 20 Kaye-Scholer-Anwälte, davon neun Partner, aus Frankfurt wurden Teil der neuen Einheit. Heute sind in der Mainmetropole in etwa genauso viele Rechtsberater tätig wie vor sieben Jahren. “Die Qualität und Quantität der Mandate ist in dieser Zeit jedoch deutlich gestiegen”, betont Kalisch. War Kaye Scholer international bekannt für Bank- und Finanzrecht und Gesellschaftsrecht, so setzte sich Arnold & Porter mit dem Schwerpunkt in Regulierungsthemen, insbesondere im Umwelt- und Pharmasektor, durch.Die Kanzlei sei zwar stark für US-Unternehmen und Investoren in Europa tätig, doch generiere sie in Frankfurt mehr als die Hälfte des Geschäfts selbst. Ein Beispiel für ein Frankfurter Mandat sei die Gründung eines Joint Venture zwischen der französischen Safran und Boeing für Hilfstriebwerke. “Neben der Beratung großer internationaler Unternehmen ist unser Frankfurter Team aber auch in nicht unbeträchtlichem Umfang für Mittelständler und kleinere internationale Unternehmen tätig”, sagt die Partnerin. Bei sehr großen Deals “arbeiten wir eng mit unseren Büros in Brüssel und den USA zusammen”. Ein aus dem Markt bekanntes Mandat ist die Beratung von Monsanto bei der Übernahme durch Bayer. In London sind etwa 70 Anwälte für die Sozietät tätig; der Brexit sorge nicht für Probleme mit der Organisationsform, da Arnold & Porter seit 2017 in Deutschland als Zweigniederlassung der amerikanischen LLP firmiere und in London als UK LLP. “Bei einer Mandatierung spielt die Vergütung regelmäßig eine Rolle”, sagt Kalisch. Bei standardisierten Tätigkeiten sei es wichtig, Effizienzen zu generieren, doch bei hochkomplexen Mandaten stehe nach wie vor die Expertise im Vordergrund. Es komme nun mal auf Leben und Lebenlassen in der Mandantenbeziehung an. Nach einem Pitch würden vielfach die höchsten und niedrigsten Angebote aussortiert. “In Europa sind neue Vergütungssysteme auf dem Vormarsch”, beobachtet Kalisch. In den USA sei dies weniger der Fall. Das dürfte den Druck auf die nichtamerikanischen Büros erhöhen.