Finanzen persönlich

AS-Fonds stehen vor ungewisser Zukunft

Altersvorsorge-Sondervermögen fristen Schattendasein - Aber einige weisen gute Renditen auf

AS-Fonds stehen vor ungewisser Zukunft

Von Max Geißler Gut 81 Jahre beträgt die statistische Lebenserwartung eines heute geborenen Mädchens, die auf Sicherheit bedachten Lebensversicherer kalkulieren bereits mit hundert Jahren. Die Lebenserwartung steigt und mit ihr auch die Dauer der Rentenzahlungen. Erhielten Ruheständler vor 30 Jahren im Schnitt zehn bis 15 Jahre lang Leistungen aus der gesetzlichen Rentenkasse, so muss das Geld für künftige Generationen etwa doppelt so lang reichen. Die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre sowie das schrittweise Absenken der Leistungen werden das drohende Loch im Rentensystem kaum schließen. Vor zehn Jahren entwickeltViele Anleger versuchen die Versorgungslücke mit Erträgen aus Investmentfonds zu schließen. Eine Möglichkeit bieten die vor knapp zehn Jahren entwickelten AS-Fonds. Die Regierung Kohl legte 1998 im 3. Finanzmarktförderungs-Gesetz den Grundstein für diese Fondsklasse, der Fondsbranchenverband BVI entwickelte federführend das Konzept. Die sogenannten Altersvorsorge-Sondervermögen, kurz AS-Fonds, sollten ein Eckpfeiler der privaten Altersvorsorge in Deutschland werden. Ein werbeträchtiges Siegel untermauerte diese Absicht: Zwei gelbe Buchstaben (AS) auf blauem Grund suggerierten Fondskäufern Seriosität und Sicherheit. Nur Fonds, die bestimmte Anlagekriterien erfüllten, dürfen sich bis heute mit dem AS-Siegel schmücken. Zeitgleich diskutierte die Politik Steueranreize, um den Absatz von AS-Fonds zu fördern. Doch daraus wurde nichts: Die Regierung Schröder erfand die Riester- und die Rürup-Rente und machte sich für die Entgeltumwandlung bei der Betriebsrente stark. Sie stattete ihre Rentenkonzepte mit Geldgeschenken und Steuervorteilen aus und grub so den gerade gestarteten AS-Fonds das Wasser ab. Der Durchbruch zum Publikumsrenner blieb versagt. Nils Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, sieht AS-Fonds “auf der ganzen Linie gefloppt”. “Viele Fonds sind wieder geschlossen worden oder fristen heute ein Nischendasein.” Die Statistik bestätigt Nauhauser: Registrierte der BVI 1999 noch 43 AS-Fonds, so sind es heute gerade noch 22. Dabei ist der AS-Ansatz für Privatanleger durchaus sinnvoll: “Die Kombination verschiedener Vermögenswerte in einem Fonds senkt das Anlagerisiko, mindert die Schwankungsanfälligkeit und verstetigt die Rendite”, erklärt Henning Kelch, AS-Fondsmanager bei Cominvest. Als Vorbild dienten die milliardenschweren US-amerikanischen Pensionsfonds, die ihre Gelder in Aktien, Rentenpapiere und Immobilienwerte investieren. AS-Fonds kann der Anteil an Aktien zwischen 21 und 75 % schwanken, der Rentenanteil zwischen 0 und 49 % und der von Immobilien zwischen 0 und 30 %. Kelch hält AS-Fonds keineswegs für ein Auslaufmodell: “Das Konzept ist wegen der geringen Volatilität für Vorsorgesparer sehr interessant.” Zudem könnte es “durch die Hinzunahme weiterer Assetklassen wie Private Equity oder Commodities weiter verfeinert werden”.Um unterschiedliche Sparziele zu verfolgen, richten einige Banken ihre Fondskonzepte nach Altersklassen aus. So bietet die Dresdner Bank mit ihren Fonds Dit-Altersvorsorge 35, 45, 55 sowie 55plus vier Anlagestrategien für verschiedene Jahrgänge und Anlagehorizonte. In die gleiche Richtung zielen die AS-Fonds “Aktiv Dynamik” und “Aktiv-Plus” der Commerzbank-Tochter Cominvest. Während der Dynamik-Fonds mit seinem hohen Aktienanteil Marktchancen für risikobereite Anleger wahrnimmt, investiert der Plus-Fonds vorrangig defensiv in Rentenwerte und zielt damit auf ältere bzw. risikobewusste Sparer. Geringe KostenAS-Fonds weisen eine vergleichsweise günstige Kostenstruktur auf. Der Ausgabeaufschlag beträgt durchschnittlich 3 bis 4 % und liegt damit rund 1 % niedriger als bei vielen herkömmlichen Mischfonds. Das gleiche Bild ergibt sich bei den Fondskosten. Die Total Expense Ratio (TER) gibt die Gesamtkostenquote eines Fonds an. Danach geben sich AS-Fonds laut BVI mit 0,8 bis 1,2 % Jahresgebühr zufrieden, klassische Mischfonds berechnen im Schnitt 1,5 bis 2 %. Die Wertentwicklung von AS-Fonds klafft weit auseinander. Wenigen erfolgreichen Portfolios steht viel Mittelmaß gegenüber. Positiv hervorzuheben sind zum Beispiel der DWS Vorsorge AS Dynamik und der AS Aktiv Dynamic von Cominvest (siehe Tabelle). Auf Fonds wie den FT Life-Invest oder den Hansa Konzept Zukunft AS sollten Anleger besser kein Geld setzen. Beide Portfolios schafften in acht Jahren mit 25 bzw. 38 % keine akzeptable Wertsteigerung, die Rendite betrug magere 3,1 bzw. 4,5 %. Zum Vergleich: Die Durchschnittsrendite der beim BVI registrierten AS-Fonds liegt bei rund 7 % – ein Wert, den auch klassische deutsche Mischfonds erreichen. Bei vielen Fondsgesellschaften befinden sich AS-Fonds im Wartestand oder werden gerade noch geduldet. Die Fondsvolumina bewegen sich nicht selten an der Rentabilitätsgrenze, etwa bei BWInvest, wo beide AS-Fonds zusammen keine 20 Mill. Euro auf die Waage bringen oder beim Universal AS-Fonds, dessen Anlagevermögen gerade mal 9 Mill. Euro beträgt. Keine aktive VermarktungGut stehen dagegen Portfolios wie der Deka-Privatvorsorge AS (665 Mill. Euro) sowie die bereits genannten Dynamik-Fonds von Cominvest und DWS mit jeweils über 200 Mill. Euro Vermögen da. Auch diese beiden werden nicht offensiv vermarktet, da den Fondsgesellschaften schlichtweg die Argumente fehlen. “Wegen der staatlichen Förderung sind Riester-Fonds derzeit klar im Vorteil”, bestätigt Fondsmanager Kelch. Allerdings gebe es beim BVI nach wie vor Bemühungen, AS-Fonds im Rahmen der privaten Altersvorsorge mit Förderboni auszustatten. Sollte dies gelingen, könnten die Vorsorgefonds eine Renaissance erleben.