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Atomausstieg macht Seltene Erden teurer

Preisexplosion durch verstärkte Nutzung regenerativer Energien - Exporte Chinas sinken - Zertifikate profitieren von Entwicklung

Atomausstieg macht Seltene Erden teurer

Mit dem geplanten Atomausstieg in Deutschland und anderen Ländern sind auch die Seltenen Metalle in den Fokus des Interesses gerückt. Wegen der restriktiven Exportpolitik des wichtigsten Produzenten China machten die Metallpreise einen Kurssprung, von dem auch die Anleger profitieren konnten.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Exportbeschränkung der sogenannten Rare Earth Metals durch China beschäftigt die Industrie und auch die Regierungen der Industrienationen. Denn die Elemente mit unaussprechlichen Bezeichnungen wie Neodymium oder auch Dysprosium werden in Dauermagnet-Rotoren für Windkraftanlagen genutzt.Gerade die zunehmende Nutzung in den Windturbinen, aber auch in Lasern und in Elektrofahrzeugen hat zusammen mit der restriktiven Exportpolitik in den vergangenen Monaten zu massiven Preissteigerungen geführt. Im laufenden Jahr stiegen die Preise für die Oxide der beiden genannten Elemente um bis zu 300 %. Auch andere Metalle der 17 Elemente umfassenden Gruppe der Seltenen Erden verteuerten sich deutlich. So legten die Preise von Lanthan und von Cerium, die für Katalysatoren, Batterien für Elektroautos oder Festplattenlaufwerke in Computern genutzt werden, um mehr als 400 % zu.Mit den Exportbeschränkungen betreibt die Regierung in Peking einerseits Kurspflege, andererseits sichert sich das Land die Ressourcen für die eigene Wirtschaft. Mit einem Anteil an der Förderung von 90 % ist China quasi Monopolist. Seit der Ankündigung wurden die Ausfuhren kontinuierlich gesenkt. Aktuell ist die Exportmenge um 40 % niedriger noch als im Jahr 2009. Andererseits nimmt der Bedarf kontinuierlich zu. Es wird geschätzt, dass der weltweite Bedarf von derzeit 180 000 Tonnen auf 220 000 Tonnen im Jahr 2014 steigen wird. Politische SpannungenDas US-Energieministerium hat im vergangenen Jahr in einer Studie festgestellt, dass die Versorgungslage bei der 17 Elemente enthaltenden Gruppe – insbesondere bei Dysprosium, Neodymium, Terbium, Europium, Yttrium und auch Indium – in den kommenden fünf Jahren angespannt ist. Vor allem für Neodymium, Dysprosium, Europium und Yttrium ist die Nachfrage der Industrie groß. Wegen der wachsenden Bedeutung der Seltenen Elemente für die Hightech-Industrie hat es in den vergangenen Monaten Spannungen zwischen westlichen Ländern und der Regierung in Peking gegeben.Viele der Elemente sind tatsächlich nicht so selten, wie es der Gruppenname vermittelt. Aber Minengesellschaften in anderen Regionen dieser Welt hinken mit ihrer Produktion den chinesischen Unternehmen um Jahre hinterher. Dort werden die Elemente ungeachtet der erheblichen Belastungen für die Natur seit Jahren gefördert und aufbereitet. Die Konzerne in den Industrieländern bemühen sich zwar, neue Produktionsstätten zu errichten. Während die Förderung kein Problem darstellt, dauert es allerdings bis zu ein Jahrzehnt, die Seltenen Erden in ausreichenden Mengen in Raffinerien industriegerecht aufzuarbeiten. Daher wird die Industrie noch über Jahre von Exporten Chinas abhängig sein. Da Stoffe wie Cerium und Yttrium nicht an den Rohstoffmärkten gehandelt werden, ist nur eine indirekte Investition in die Aktien der Produzenten möglich. Anbieter von Zertifikaten und ETF haben im vergangenen Jahr Themenprodukte aufgelegt, mit denen Anleger mit Erfolg an der Kursentwicklung der Produzenten partizipieren konnten. Der Investor hat also ein Aktienmarktexposure und kein Rohstoffinvestment. Obwohl die Aktienkurse in den vergangenen beiden Monaten der Preisentwicklung bei den Elementen hinterherhinkten, konnten die Produkte mit einer überdurchschnittlichen Rendite einen Mehrwert liefern.Die Performance bewegte sich zwischen 30 und 45 % im Halbjahreszeitraum. So erzielte das im November vergangenen Jahres aufgelegte Zertifikat auf den UBS Rare Earth Basket (DE000UB9REE1) in den vergangenen sechs Monaten einen Gewinn von mehr als 45 %. Es war damit das beste Produkt. Das Solactive Rare Earth Index-Zertifikat von EFG Financial (CH0112278566) kam im selben Zeitraum auf eine Performance von 41 %. Beide Produkte profitierten von überdurchschnittlichen Gewinnen der Basket-Werte Rare Element Resources und Arafura Resources, die seit dem Jahreswechsel um 91 % bzw. 130 % zulegen konnten. Der US-Indexfonds auf den Vectors Rare Earth/Strategic Metals Index (US57060U4720), in dem Unternehmen im Bereich der strategischen Metalle gebündelt sind, blieb mit einem Gewinn von 9,6 % hinter der Entwicklung der Zertifikate zurück. Da sich die Versorgungslage bei den Rare Earth Metals in den kommenden Monaten nicht verbessern wird, die Nachfrage aber steigt, haben die Zertifikate noch weiteres Potenzial.