Starker Footprint

Auslandsbanken prägen den Finanzplatz Frankfurt

Ein starker Footprint der Institute ist essenziell, um der Stadt und der Region ihre internationale Prägung zu erhalten, aber auch, um qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen.

Auslandsbanken prägen den Finanzplatz Frankfurt

Inhaltliche Tiefe, Detaillierung, Ausgewogenheit und Faktenorientierung sowie die bemerkenswerte redaktionelle Kontinuität der Börsen-Zeitung bereichern nun schon seit 70 Jahren die Wirtschaftslektüre der Entscheider in den Banken und Finanzinstitutionen am Finanzplatz, in der Politik im Bund und den Ländern, in den mit dem Markt verknüpften Wissenschaften sowie bei den Regulatoren und der Aufsicht. Als ein Baustein des Diskurses am Finanzplatz Frankfurt über das, was passiert ist oder passieren sollte, ist die Börsen-Zeitung nicht wegzudenken.

Detailliert informiert

Der Finanzplatz Frankfurt wäre ohne die Börsen-Zeitung nicht dort, wo er heute international steht. Sie ist nicht nur Instrument zur täglichen Informationsbeschaffung, sondern prägt das Außenbild des Finanzplatzes mit. Besonders für die internationalen Banken, die hier tätig sind, ist es trotz guter lokaler Vernetzung enorm wichtig, neben der tagesaktuellen Berichterstattung über Emittenten, Finanzprodukte und lokale Wettbewerber auch detaillierte Informationen über Strömungen und Zukunftsthemen des Finanzplatzes zu erhalten, die mit den ausländischen Konzernmüttern geteilt und diskutiert werden können. Die Börsen-Zeitung genießt hier wie dort hohes Vertrauen und trägt damit zur positiven Bewertung des Finanzplatzes Frankfurt im Ausland bei.

Neben dieser aktuellen Berichterstattung sind die am Finanzplatz tätigen internationalen Banken und Finanzdienstleister auch darauf angewiesen, dass ihre eigenen Stimmen am Finanzplatz Frankfurt, in Berlin und Brüssel gehört werden. Dafür sorgt seit nunmehr fast 40 Jahren der Verband der Auslandsbanken in Deutschland e.V. (VAB) mit heute mehr als 200 Mitgliedern aus über 100 internationalen Bankengruppen.

Die Mitglieder des VAB bringen dabei den wichtigen „Blick von außen“ sowie ihre Kompetenz im internationalen Geschäft in die Diskussion, um „State-of-the-art“-Lösungen für neue Dienstleistungen und Produkte sowie deren sachgerechte Regulierung und Aufsicht ein. Und seit dem Zuzug der sogenannten „Brexit-Banken“ sind einige große Mitglieder mit ihren „EU-Hubs“ auch aus Deutschland heraus grenzüberschreitend oder durch eigene Tochtergesellschaften und Zweigniederlassungen/-stellen in anderen EU-Ländern­ tätig und stärken damit den internationalen Footprint des Finanzzentrums noch einmal ganz erheblich.

Starker Footprint

Die in Deutschland aktiven internationalen Banken und Finanzdienstleister beschäftigen derzeit unmittelbar bereits rund 30000 hochqualifizierte und häufig auch international erfahrene Personen. Viele Institute sind seit Jahrzehnten hier verankert und ein wichtiger Teil der deutschen Wirtschaft geworden. Neben wenigen großen internationalen Instituten im (Direkt-)Retailgeschäft fokussieren sich die meisten Institute auf das Geschäft mit Corporate-Kunden, und zwar sowohl auf deutsche Unternehmen mit Auslandsbeziehungen als auch auf Unternehmen aus ihren Heimatländern, die wirtschaftlich in Deutschland aktiv sind oder mit deutschen Kunden handeln. Damit sind die internationalen Banken einer der wesentlichen Katalysatoren für den Exporterfolg der deutschen Industrie und auch der globalen Ansiedlung deutscher Unternehmen.

In einigen Bereichen des deutschen Finanzmarktes sind sie damit inzwischen Marktführer. So sind die Top 10 im Bereich der Aktienemissionen in Deutschland alle internationale Banken, fast 95% der in Deutschland erhältlichen Fondsanteilsklassen sind im Ausland aufgelegt, das Verwahrgeschäft für deutsche Pu­blikums- und Spezialfonds (mit Ausnahme der Immobilienfonds) wird von ausländischen Instituten dominiert, im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen stellen die ausländischen Institute 9 der Top 10, Gleiches gilt bei den Einnahmen aus dem Investment Banking. Mittlerweile steht hinter jedem zehnten „heimischen“ Institut mehrheitlich ein ausländisches Institut, und einige gehören auch nach Bilanzvolumen zu den Top 10 der Banken in Deutschland.

Der Brexit hat hier noch zusätzlichen Schub gebracht: Insgesamt wurden im Zusammenhang mit dem Brexit 54 neue oder modifizierte Lizenzen in Deutschland vergeben, und in der Phase 1 des Brexits wurden bislang in London gebuchte Bilanzpositionen im Umfang von mindestens 750 Mrd. Euro auf die neu-/umlizenzierten Einheiten (zu­meist) in Frankfurt umgeschrieben. Weitere mindestens 260 Mrd. Euro werden erwartet. Dies ist verknüpft mit einem Zuwachs an neuen hochqualifizierten Arbeitsplätzen im internationalen Geschäft von bislang schon ca. 3000 Vollzeitäquivalenten (weitere ca. 2500 neue Stellen werden erwartet).

Am Beginn der Phase 2 des Brexits zeigt sich allerdings auch, dass der Finanzplatz Frankfurt durchaus noch mit Limitierungen kämpft, denn die Besetzung der neuen Stellen stellt sich durchaus schwierig dar, weil Mitarbeiter mit internationalem „Fit“ und den benötigten „Skills“ nicht ausreichend in Frankfurt verfügbar sind oder nicht herziehen wollen. Auch Lösungen für die noch offenen „Äquivalenzentscheidungen“ der Europäischen Union (EU), unter anderem im Bereich der CCPs (Central Counterparty – kurz CCP), stehen noch aus.

Digitalisierung und Fintechs

Mit besonderem Augenmerk beobachten die internationalen Banken am Finanzplatz die Entwicklung der Fintechs, die derzeit den etablierten Spielern zeigen, dass mit Fokussierung auf ein schmales Geschäftsfeld, unterstützt mit neuen Systemen und ohne IT-Altlasten sowie mit frischem Marketing, ein schönes Stück vom Kuchen erobert werden kann. In vielen internationalen Banken finden die digitalen Produkt- und Dienstleistungsentwicklungen maßgeblich in ihren Heimatmärkten statt, wo sie marktführend sind. Dort sitzen die Entwicklungszentren, die großen Budgets und die großen IT-Hubs der Institutsgruppen. Die Töchter und Niederlassungen vor Ort verfügen häufig nicht über solche Ressourcen, sondern bedienen sich der Konzernlösungen mit lokalen Adaptionen, sofern diese in der EU beziehungsweise in Deutschland rechtlich funktionieren.

Natürlich machen digitale Entwicklungen dann mehr Sinn, wenn sie auch EU-weit skaliert werden können. Dafür bedarf es aber der Vereinheitlichung der anwendbaren Regelungen für Kundenaufklärungen, Dokumente, Identifizierungsprozesse, Berichterstattungen, Ge­bührenmodelle­, Datenschutzregelungen etc. Davon sind wir aber im notwendigen Detail leider immer noch ein gutes Stück entfernt. Die EU-Bürger und Unternehmen können mithin häufig noch nicht von diesen Lösungen profitieren. Dies lässt den Raum für die Newcomer, die dann allerdings ebenfalls bei ihrer internationalen Expansion limitiert werden. Es ist höchste Zeit, dass die bestehenden Hürden für die europaweite Skalierung solcher (digitalen) Geschäfte beseitigt werden.

Die EU-Kommission und die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) arbeiten offensichtlich auf eine Überarbeitung der Mifid (Markets in Financial Instruments Directive) hin, so dass „Mifid III“ nur eine Frage der Zeit zu sein scheint. Mit der Veröffentlichung erster Entwürfe im Jahr 2022 ist zu rechnen. Der Kapitalmarktunion wäre dabei am meisten gedient, wenn nicht nur geborene professionelle Kunden, sondern auch nachgewiesen erfahrene und risikobereite Privatanleger sich umfassend und grenzüberschreitend an den Finanzmärkten betätigen können, ohne von Kundenschutzvorschriften, derer sie nicht bedürfen, ausgebremst zu werden.

Bankenpaket 2021

Das von der EU-Kommission kürzlich veröffentlichte „Bankenpaket 2021“ zur Überarbeitung der CRD („Capital Requirements Directive VI“) und der CRR („Capital Requirements Regulation III“) enthält einigen Zündstoff für internationale Banken mit der anstehenden Harmonisierung des Rechtsrahmens für Zweigstellen von Drittstaaten-Instituten. Die heute noch sehr unterschiedlichen Regelungen und der Umgang der EU-Mitgliedstaaten mit dem Marktzugang für Drittstaaten-Institute sollen damit vereinheitlicht werden.

Hier wird es darauf ankommen, die Übergangsphase so auszugestalten, dass Drittstaaten-Institute sie auch ohne Verlust an Geschäft meistern können. Die neuen Regelungen sollten dabei nicht dazu führen, dass in den Institutsgruppen die Standortfrage innerhalb der EU neu gestellt werden muss. Sofern dies geschieht, müssen Politik, Aufsicht, Wirtschaftsförderer und Verbände wieder eng kooperieren, um den Finanzplatz Frankfurt zur ersten Wahl zu machen.

Die Sustainable Finance Disclosure Regulation und die Taxonomie-Verordnung bringen bei der praktischen Umsetzung enorme Herausforderungen für die Branche mit sich. Dies gilt aber auch für die Aufsicht, die noch an der Interpretation der Regeln und Standards arbeitet. Nicht zu vergessen ist, dass auch die Wirtschaftsprüfer an dieser Entwicklung einen ganz erheblichen Anteil haben werden. Derzeit wird zum Beispiel in der Wertpapierberatung mit Hochdruck und viel Aufwand die IT auf die neuen Anforderungen zur Abfrage der Kundenpräferenz zu nachhaltigen Produkten vorbereitet, mit der Gefahr, dass künftige geänderte Anforderungen als Ergebnis der „Findungsphase“ wiederum hohen Aufwand nach sich ziehen.

Die schwierige Beschaffung verlässlicher Nachhaltigkeitsdaten und die von den Instituten geforderte eigenständige Bewertung und Klassifizierung der Nachhaltigkeit der Produkte zeigen, dass die gesamte Branche hier noch viel Arbeit vor sich hat. Nur wenn Regulatoren, Aufsichtsbehörden und Prüfer in den kommenden zwei bis drei Jahren die Bemühungen der Institute, das Richtige zu tun, mit diesem Wissen bewerten und es zu einem engen konstruktiven Austausch mit der Branche darüber kommt, kann es gelingen, dass sich der Finanzplatz Frankfurt den Vorsprung erarbeitet, um sich im Bereich Sustainable Finance große Marktanteile in Europa und möglicherweise darüber hinaus zu sichern.

Noch einige Hausaufgaben

Aus Sicht der internationalen Banken haben Regulierung, Aufsicht und auch die Institute damit noch einige Hausaufgaben zu erledigen, um im lokalen und besonders im grenzüberschreitenden Geschäft dauerhaft erfolgreich sein zu können. Nur mit einem weiterhin starken Footprint der internationalen Institute wird der Finanzplatz Frankfurt im Wettbewerb mit anderen europäischen Standorten wie zum Beispiel London, Paris, Amsterdam, Luxemburg oder Dublin mithalten, weitere qualifizierte Arbeitsplätze schaffen, Steuern erwirtschaften und der Stadt und Region ihre internationale Prägung (sowie der Börsen-Zeitung für die nächsten 70 Jahre weiterhin die treue Leserschaft) erhalten können.