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Autokonzerne können weitere Krise abfedern

Hohe Nachfrage aus den USA und den Schwellenländern - 2012 Druck auf die Preise erwartet

Autokonzerne können weitere Krise abfedern

Die Auswirkungen der sich zuspitzenden Staatsschuldenkrise und die Rezessionserwartungen für einige EU-Länder machen auch vor der Automobilbranche nicht halt. Jedoch sei die Branche besser auf einen Einbruch vorbereitet als 2008/09, meinen Experten. Hilfreich ist die abnehmende Abhängigkeit vom westeuropäischen Markt. Allerdings könnte ein weltweiter Preisverfall zum Problem werden. Für Anleger dürfte die Branche auf längere Sicht interessant sein.la Frankfurt – Die deutschen Autohersteller haben 2011 glänzende Geschäfte gemacht, und Analysten halten die Aktien wegen der schon eingepreisten Konjunktursorgen für unterbewertet – vorausgesetzt, es kommt nicht zu einer Rezession. Vor allem in China und den USA werden deutsche Pkw nachgefragt. In China wachsen die Verkäufe 2011 zwar nicht mehr so stark wie zuvor und es wird für das Gesamtjahr nur noch mit einem Plus von 4 % gerechnet, dennoch hat es VW geschafft, den Absatz in dem aufstrebenden Land bis Ende Oktober um 15 % auf 1,9 Millionen zu steigern, und peilt für das kommende Jahr sogar 2 Millionen an. Auch in den USA hat VW den Absatz zuletzt durch den im neuen Werk Chattanooga produzierten Passat in die Höhe katapultiert.Daimler strebt für dieses Jahr ebenfalls einen Rekordabsatz an und will diesen 2012 sogar noch übertrumpfen. Und auch BMW hat bislang alle Erwartungen übertroffen, glaubt jedoch an eine Wachstumsabflachung im kommenden Jahr und schließt das Abdriften in eine Rezession nicht mehr gänzlich aus. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) erwartet 2012 aufgrund der sich zuspitzenden Staatsschuldenkrise Gegenwind, rechnet aber damit, dass die deutschen Autobauer einen möglichen Rückgang in Westeuropa abfedern können. Denn weltweit werde die Automobilnachfrage wachsen.Auch die Analysten von HSBC erwarten, dass die europäischen Autobauer auf eine Krise besser vorbereitet sind als noch 2008/09. Die globale Wachstumsprognose 2012 für die Branche hat die Bank allerdings von 8,0 % auf 2,7 % bzw. 75,3 Millionen Fahrzeuge gesenkt, wobei mögliche ökonomische Schocks wie eine Staatsinsolvenz nicht berücksichtigt sind. Für Westeuropa wird aufgrund der Krise ein Rückgang um 4,2 % (+ 1,8 %) vorhergesagt, während USA und China noch ein Plus von 4,5 bzw. 4,8 % zugesprochen wird. Dynamik kann anhaltenIm Gegensatz zu HSBC geht die Unternehmensberatung PwC in ihrem jüngsten Automotive Review davon aus, dass die gegenwärtige Wachstumsdynamik auch 2012 anhalten und der Autoabsatz auf 83 Millionen steigen wird. Dabei wird u. a. auf den steigenden Absatz in den USA, die Marktdynamik in China und das Wachstum von Premiumfahrzeugen verwiesen.HSBC prognostiziert aber zumindest für die Jahre 2013 und 2014 wieder einen Aufwärtstrend bei den Verkaufszahlen und sieht das Wachstum in diesen beiden Jahren weltweit bei 4,0 % bzw. 5,8 %. Demnach soll sich auch Westeuropa wieder aufrappeln und 2013 um 0,7 % und 2014 um 5,0 % zulegen. Andere Branchenbeobachter sind pessimistischer und erwarten eine mehrjährige Durststrecke für Europa, da die europäischen Schuldenstaaten in den kommenden Jahren deutliche Einschnitte im privaten Konsum erleben werden und Neuwagenkäufe zurückgestellt werden.Waren bisher Südamerika und China mit zweistelligen Wachstumraten die Lokomotive im Autosektor, könnte sich 2014 laut HSBC Osteuropa an die Spitze setzen. Insgesamt nabeln sich die Autohersteller aber mehr und mehr von Westeuropa ab und sind daher nach Ansicht von HSBC weit entfernt von einer richtigen Krise. Vor allem Renault werde unterschätzt, betonen die Analysten, das französische Unternehmen werde 2012 der Gewinner der Branche sein. Auch Daimler sehe nicht schlecht aus, werde aufgrund von Konsolidierungseffekten in China dennoch nur wenig wachsen. Peugeot dagegen stehe aufgrund der starken Verankerung in Westeuropa im kommenden Jahr auf der Verliererseite. Kräftiger KapazitätsaufbauAls Problem für 2012 wird der zuletzt kräftige Aufbau von Produktionskapazitäten vor allem in den USA, Südamerika, China und Russland im Zusammenspiel mit keiner oder nur wenig wachsender Nachfrage erachtet. Dies wird auf die Preise drücken und damit für die Autokonzerne Gewinneinbußen mit sich bringen.