Asset Management - Gespräch mit Erich Gerth

Aviva sieht Chancen bei Altersvorsorge

Britische Fondsgesellschaft erwartet Konsolidierung unter Asset Managern

Aviva sieht Chancen bei Altersvorsorge

Von Julia Roebke, Frankfurt Aviva Investors, die Fondsgesellschaft des britischen Versicherers Aviva mit einem verwalteten Vermögen von 304 Mrd. Euro, will sich noch stärker im europäischen Markt für Altersvorsorgeprodukte etablieren. “Wir sehen in diesem Bereich enorme Wachstumschancen”, sagt Erich Gerth, bei Aviva Investors seit vergangenem Jahr der CEO für die globale Geschäftsentwicklung, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Hintergrund dieser Einschätzung sei die alternde Gesellschaft ebenso wie die Finanzierungslücke, die sich bereits auftue. So hat Aviva berechnet, dass die Bewohner Europas, die in den nächsten 40 Jahren in den Ruhestand eintreten, 1,9 Bill. Euro jährlich sparen müssten, um diese Finanzierungslücke zu schließen (siehe Grafik). Die Komplexität und die Vielzahl an verschiedenen Lösungsansätzen innerhalb Europas würden das Problem noch verschärfen, so Gerth, da sie der nötigen Transparenz im Markt entgegenstehen.Tendenziell erwartet der CEO, dass eher große Asset Manager von der zu erwartenden steigenden Nachfrage nach Altersvorsorgeprodukten profitieren würden. Ähnlich sieht er die generelle Entwicklung in der “gereiften” Asset-Management-Branche. “Wir bewegen uns immer mehr in Richtung einer Teilung der Branche”, so Gerth. Seiner Meinung nach haben insbesondere große Universalanbieter im Asset Management sowie Boutiquen in Zukunft gute Überlebenschancen. “Mittelgroße Anbieter werden schnell Marktanteile verlieren und in eine schwierige Situation geraten.”Den Vorteil der kleinen Anbieter macht Gerth dabei an deren Spezialisierung und den oft geringen Vertriebskosten fest. “Damit sind die Gewinnspannen meist recht attraktiv”, erläutert Gerth. Die großen Anbieter – hier zieht er die Grenze bei 200 Mrd. Pfund (235,3 Mrd. Euro) an Assets under Management – hätten hingegen andere Vorteile. Sie könnten z. B. international tätige Banken, die die Produkte dann weiter an den Endkunden verkaufen, weltweit und auch, falls gewünscht, mit eigens entwickelten Produkten bedienen. “Große Banken wollen nicht mit Tausenden kleinen Boutiquen zusammen arbeiten, die ihnen jeweils nur in einem speziellen Gebiet Lösungen bieten”, sagt Gerth. Bei den institutionellen Investoren sieht er zudem eine durch die Finanzkrise noch verschärfte Fokussierung auf das Risikomanagement des Asset Managers. “Institutionelle, aber auch Consultants wollen alles, nur keine Überraschungen.”In Deutschland ist Aviva Investors, die 2008 aus der Fusionierung der insgesamt 15 Vermögensverwalter des britischen Versicherers entstanden ist, seit 2007 aktiv, zu Beginn noch unter dem Namen Morley. Mit fünf Mitarbeitern in der deutschen Repräsentanz konzentriert man sich auf Geschäfte mit institutionellen Kunden. Zahlen zur Entwicklung hierzulande will Gerth nicht preisgeben. Allerdings bekennt er sich zum Standort: “Ich glaube, man ist kein ernsthafter Spieler in der europäischen Asset-Management-Industrie, wenn man auf dem deutschen Markt nicht präsent ist.”