Finanzen persönlich

Banken wollen mit Hedgefonds-Klonen Privatanleger locken

Produktkopien sollen kostengünstiger und liquider sein - Kritiker rügen aber Vergangenheitsbezug

Banken wollen mit Hedgefonds-Klonen Privatanleger locken

Von Heino Reents Zu teuer, zu undurchsichtig, zu riskant. Das sind die wesentlichen Vorurteile, mit denen Hedgefonds weltweit zu kämpfen haben. Während viele institutionelle Investoren wie Versicherungen und Pensionskassen längst Hedgefonds als stabilisierendes Element in ihrem Portfolio einsetzen, haben speziell hierzulande viele Privatanleger noch kein Produkt dieser alternativen Assetklasse im Depot – allen Forderungen nach breiter Streuung zum Trotz. Viele verschiedene Wetten Hedgefonds unterscheiden sich von traditionellen Investmentfonds durch eine größere Freiheit ihrer Anlagestrategien. Der Begriff kommt von dem englischen Wort “hedge”, was unter anderem Absicherung bedeutet. Denn im Unterschied zu konventionellen Fonds können sie sich in schwachen Märkten entweder ganz aus dem Markt verabschieden oder gar auf fallende Kurse setzen. Hedgefonds investieren vor allem in Aktien und Anleihen, gehen aber auch viele andere Wetten ein, zum Beispiel auf Ölpreise, Strompreise oder Devisen. Einige Investmenthäuser versuchen nun, ein neues Vehikel zu etablieren, mit dem auch Privatanleger noch einfacheren – und vor allem kostengünstigeren – Zugang zu der alternativen Anlageklasse bekommen können. Große Häuser wie Goldman Sachs, Merrill Lynch oder die Deutsche Bank haben sogenannte Hedgefonds-Replikatoren entwickelt. Dabei handelt es sich um synthetische Finanzinstrumente, die versuchen, das Verhalten der Hedgefonds und ihre Ergebnisse durch mathematische Analysen zu ermitteln und dann nachzubauen.Bei diesen Klonen handelt es sich also um Produktkopien, die dem Anleger die gleiche Rendite wie ein erfolgreicher Hedgefonds versprechen, dafür aber deutlich weniger Gebühren verlangen. Die Replikatoren basieren auf der Annahme, dass die überdurchschnittlichen Wertsteigerungen von Hedgefonds weniger durch die Erfolge besonders geschickter Vermögensverwalter erzielt werden, sondern vielmehr hauptsächlich durch das rechtzeitige Erkennen von Trends an den Märkten. Bei Merrill Lynch ist man sich sicher, die Anlageerfolge von Hedgefonds zu 95 % kopieren zu können.Ein erstes Zertifikat auf solch einen Replikator ist vor einigen Monaten von Goldman Sachs (GS) auf den deutschen Markt gebracht worden. Basiswert ist der “Absolute Return Tracker” oder kurz ART. Die Managementgebühr von 0,25 % pro Jahr sowie die Indexgebühr von 1,25 % pro Jahr ergeben in Summe eine deutlich niedrigere Gebührenbelastung als bei Investments in Zertifikate auf Hedgefonds-Indizes.Weiterer Vorteil: Dank der Transparenz weiß der Investor, was er in seinem Portfolio hält. Aufgrund der täglichen Liquidität hat er die Möglichkeit, bei Bedarf seinen Verlust durch Absicherungsgeschäfte oder Verkäufe zu begrenzen.Geeignet ist das neue Produkt nach Ansicht von Goldman Sachs vor allem für Investoren, die bislang noch keinen Zugang zu Hedgefonds hatten. Es gehe vor allem darum, die breite Masse des Hedgefonds-Universums nachzubilden. Gemeint ist damit in erster Linie das sogenannte Hedgefonds-Beta, das für das systematische Marktrisiko der Anlageklasse steht. Im Gegensatz dazu wird das Alpha durch das Können der einzelnen Hedgefonds-Manager erzielt. Experten rechnen damit, dass es bald hierzulande weitere solcher Produkte geben wird. Die Replikatoren würden das Spektrum erweitern, möglicherweise sogar auch für viele Anleger den Zugang zu der Assetklasse erleichtern.Allerdings ist der Versuch, eine sehr heterogene Branche in eine Norm zu pressen, äußerst schwierig. Denn hinter dem Begriff Hedgefonds stehen eine Fülle von Strategien, die sich nicht nur im Hinblick auf die jeweiligen Handelsentscheidungen unterscheiden, sondern auch größtenteils gänzlich unterschiedliche Märkte und Finanzinstrumente zur Umsetzung der Strategie nutzen. Individuelle Strategie fehltKritiker der Replikatoren verweisen deshalb auf die besondere Leistung des Hedgefonds-Managers. Klone seien nur dann sinnvoll, wenn ein Markt abgebildet werden solle, nicht aber, wenn es wie bei Hedgefonds um Menschen und deren individuelle Strategie gehe. Zudem werde der neue Ansatz auf Basis rückwärts gerichteter Daten errechnet. Und inwieweit das zukünftig Erfolg haben werde, müsse sich erst noch zeigen.Doch einige Investoren sehen das anders. Die Schweizer Partners Group, die als erste Investment-Gesellschaft mit einem Hedgefonds-Replikator für institutionelle Investoren gestartet war, verwaltet mit diesem Ansatz nach kurzer Zeit inzwischen mehr als 1 Mrd. Dollar. Nur Private PlacementDie Deutsche Bank hat zwar auch einen Replikator, den “Absolute Return Beta” (ARB), entwickelt. Ein entsprechendes Produkt wird nach Aussage des Geldinstituts bislang jedoch nur als Private Placement angeboten.