PORTFOLIO - GASTBEITRAG

Bei Schwellenländern zählt die Effizienz

Börsen-Zeitung, 2.7.2011 Investitionen in Emerging Markets sind längst ein wesentlicher Baustein in der strategischen und taktischen Asset-Allokation. Mit ihren stabilen Haushalten und vergleichsweise hohen Wachstumsraten waren die aufstrebenden...

Bei Schwellenländern zählt die Effizienz

Investitionen in Emerging Markets sind längst ein wesentlicher Baustein in der strategischen und taktischen Asset-Allokation. Mit ihren stabilen Haushalten und vergleichsweise hohen Wachstumsraten waren die aufstrebenden Volkswirtschaften in den vergangenen zwei Jahren der wesentliche Wachstumsmotor einer globalen Wirtschaft. So verwundert es nicht, dass nahezu alle Investmentprodukte mit diesem Anlageziel im vergangenen Jahr die höchsten Mittelzuflüsse verzeichnen konnten.Die skeptischen Stimmen mehren sich allerdings. So haben die chinesische Regierung und Notenbank Schritte eingeleitet, um einer Überhitzung der Wirtschaft entgegenzuwirken. Auch in anderen Schwellenländern gibt es ähnliche Bestrebungen und Gegenmaßnahmen. Eine differenziertere Betrachtung von Emerging Markets, ein selektiveres Anlageverhalten und ein besonders effizientes Investieren werden daher zukünftig umso wichtiger. Gerade Exchange Traded Funds (ETF) bieten hier wesentliche Vorteile. Hohe DevisenreservenDie wirtschaftliche Entwicklung in Emerging Markets war in den vergangenen zehn Jahren durch eine erhebliche Dynamik gekennzeichnet. Aufgrund strukturell wesentlich höherer Wachstumsraten haben Volkswirtschaften wie Brasilien, Russland, Indien, China, also die sogenannten BRIC-Staaten, aber auch zahlreiche kleinere aufstrebende Märkte die entwickelten Länder deutlich überflügelt. Dies zeigt sich auch am Kapitalmarkt.So konnte beispielsweise im Zeitraum von 2001 bis 2010 der MSCI Emerging Markets (+347 %) den MSCI World (+59 %) um 288 Prozentpunkte outperformen. Zudem weisen – anders als in der Vergangenheit – die meisten Emerging Markets heute wesentlich gesündere Staatsfinanzen und hohe Devisenreserven auf. Insbesondere vor dem Hintergrund der sich ausweitenden Schuldenkrise in der Eurozone werden die Schwellenländer an ihre Erfolgsgeschichte anknüpfen können. Dies gilt aber längst nicht für alle Volkswirtschaften gleichermaßen. Inflationssorgen und geldpolitische Maßnahmen, wie sie derzeit in China durchgeführt werden, und Angst vor Blasenbildung wie derzeit beispielsweise in Indien zehren am Vertrauen der Investoren. Auch in zum Teil sehr illiquiden Märkten der aufstrebenden Schwellenländer wie in den asiatischen Ländern Malaysia, den Philippinen und Indonesien hat der ungebremste Zustrom an Kapital von Investoren bereits zu hohen Bewertungen der Aktienmärkte geführt.Mit steigenden Kursen wächst in diesen Ländern das Risiko sogenannter “Crowded Trades”. Marktteilnehmer sprechen davon, wenn viele Anleger gleichzeitig in marktengen Einzeltiteln oder Anlagekategorien hohe Risikopositionen aufgebaut haben. Damit steigt die Gefahr signifikanter Kurskorrekturen, wenn zahlreiche Investoren zur gleichen Zeit aus diesen relativ illiquiden Märkten Kapital abziehen wollen. Anleger sollten also bei ihrem Engagement in Emerging Markets weit selektiver vorgehen als in der Vergangenheit. Von Interesse dürften dabei, neben den klassischen Schwergewichten wie Brasilien, China und Indien, insbesondere kleinere Nischenländer sein. Einsatz von SwapsDoch welche Anlageinstrumente eignen sich für diese Märkte besonders? Bei Betrachtung der Faktoren Kosten, Risiko und Marktzutritt zeigt sich, dass ETF im Vergleich zu aktiv gemanagten Publikumsfonds und Spezialfonds sowie zu Index-Zertifikaten, Futures oder auch Swaps grundsätzlich am wirtschaftlichsten sind. Gerade für Investitionen in Nischenmärkte innerhalb der Schwellenländer, die teilweise noch ineffizient und schwer zugänglich sind, können ETF weitere Vorteile ausspielen. Der Einsatz von Swaps sorgt hier für einen deutlich geringeren Tracking Error, die Abweichung der Wertentwicklung des ETF vom zugrunde liegenden Index. Auch die Kosten für Portfoliomanagement, Fondsadministration, Verwahrung von Wertpapieren und Handel, die sich in der Total Expense Ratio (TER), also der Gesamtkostenquote, abbilden und die Wertentwicklung eines Anlagevehikels schmälern, sind bei den Indexfonds weit niedriger. Ausbau des VorsprungsTrotz kritischer Stimmen setzen die Anleger nach wie vor auf die Perspektiven in den Emerging Markets. Es wird immer deutlicher, dass die Schwellenländer ihren Wachstumsvorsprung gegenüber den Industrienationen auch in Zukunft weiter ausbauen werden. Besonders in der aktuellen Marktsituation, die von Volatilität geprägt ist und einen weit selektiveren Investmentansatz erfordert, bieten insbesondere Exchange Traded Funds die notwendige Liquidität und Flexibilität für eine gezielte Steuerung von strategischen Kern- und taktischen Satelliteninvestments (Core-Satellite-Strategien).Darüber hinaus ermöglichen die Indexfonds dem Anleger einen besonders leistungsfähigen und transparenten Investmentansatz. Gerade institutionelle Investoren greifen für ihre Engagements in den Schwellenländern darauf zurück. Mit den bördengehandelten Indexfonds können sie gezielt einzelne Wachstumsmärkte fokussieren. Diese gewährleisten ein systematisches Risikomanagement sowie eine einfache, effiziente und anpassungsfähige Umsetzung der jeweiligen Anlagestrategie des Investors.Die Emerging Markets haben insgesamt noch viel Potenzial für weiteres Wachstum. Um dieses zu heben, bedarf es jedoch in Zukunft umso mehr eines geeigneten Investmentansatzes und der richtigen Anlagevehikel.