Recht und Kapitalmarkt

Bei strategischen Überlegungen wird die "SE" stärker einbezogen

Vorreiter Allianz - Strukturen europäischer Unternehmen können harmonisiert und grenzüberschreitende Fusionen erleichtert werden

Bei strategischen Überlegungen wird die "SE" stärker einbezogen

wb Frankfurt – Die Allianz ist der erste europäische Großkonzern, der sich in eine Societas Europaea (SE) umwandeln will (vgl. BZ vom 13. September). Diese Gesellschaftsform einer Europa AG, die im Oktober 2004 in der EU eingeführt wurde, soll die Strukturen europäischer Unternehmen harmonisieren und grenzüberschreitende Fusionen erleichtern. Mit der neuen Rechtsform können europaweit agierende Konzerne ihre Strukturen vereinfachen und dadurch Kosten sparen. So muss eine SE nicht in jedem Land eine Tochtergesellschaft betreiben, die dem jeweiligen Landesrecht entsprechen muss. Die Verlegung des Unternehmenssitzes in ein anderes EU-Land wird erleichtert. Bei der Allianz, die an dem zweistufigen deutschen System mit Vorstand und Aufsichtsrat festhält, ändert sich wenig durch die neue Form – abgesehen davon, dass der Aufsichtsrat verkleinert und internationaler besetzt sein wird. Insbesondere die Mitbestimmung wurde in dem mehr als ein Jahrzehnt dauernden Gesetzgebungsprozess zur SE ausführlich verhandelt. Deutschland drängte auf den Erhalt der Arbeitnehmerrechte.Auch wenn es sich bei der SE um eine transnationale Rechtsform handelt, die jeweils einheitlich Prinzipien zu wahren hat, so variiert die konkrete Ausgestaltung der SE je nach dem nationalen Recht, nach dem sie gegründet wird. Es gibt jedoch charakteristische Merkmale jeder SE, die unabhängig vom Recht ihres Sitzstaates sind und die aus strategischen Gründen genutzt werden können. Dazu gehören die Wahlfreiheit zwischen dualistischem und monistischem System, Flexibilisierung der Mitbestimmung durch eine freiwillige Verhandlungslösung mit den Arbeitnehmern sowie die Möglichkeit zur gemeinschaftsweiten Sitzverlegung. Bei strategischen Überlegungen zur grenzüberschreitenden Tätigkeit dürfte die SE künftig stärker einbezogen werden.